Stockheim
Hämmern statt Homeschooling

Erste Ferienfreizeit des Kreisjugendrings nach dem Corona-Lockdown - In Stockheim entstehen selbstgezimmerte Behausungen

10.06.2020 | Stand 02.12.2020, 11:12 Uhr
Zur zweiten Auflage der Aktion "Hüttenhausen" treffen sich zwölf Jungen im Alter von zehn bis zwölf Jahren. Die meisten von ihnen waren schon im vergangenen Jahr bei der Premiere dabei und haben auch vorab schon Pläne geschmiedet. −Foto: Tschapka

Stockheim - Die Corona-Krise ist nicht vorbei, aber nach und nach läuft das öffentliche Leben wieder an.

Auch bei der Jugendarbeit des Rother Kreisjugendrings (KJR), die aufgrund der massiven Beschränkungen seit März praktisch zum Erliegen gekommen war.

Doch in dieser Woche kehrte in das Übernachtungshaus in Stockheim am Nordufer des Igelbachsees wieder Leben ein. In der KJR-Einrichtung findet noch bis Freitag die erste Nach-Corona-Ferienfreizeit statt, die unter dem Motto "Hüttenhausen" steht. Dabei zimmern sich insgesamt zwölf Jungs aus dem Landkreis aus Paletten kleine Behausungen. Die ausschließlich männlichen Teilnehmer im Alter von zehn bis zwölf Jahren bleiben dabei unter sich, denn es handelt sich um eine Bauaktion "nur für Jungs".

"Baustelle betreten verboten - Kinder haften für ihre Eltern und Erwachsenen", steht auf einem Schild vor einer der halb fertigen Hütten, an der eine Gruppe tatkräftig herumsägt und hämmert. "Unsere Terrasse und der Liegestuhl sind schon fertig, aber das Dach fehlt noch", sagt einer der Nachwuchshandwerker. So ein Dach wäre bei dem schlechten Wetter in dieser Woche durchaus angebracht, aber die kleinen Baumeister stört das regnerische Wetter nicht im Geringsten - im Gegenteil. "Die Jungs schuften hochmotiviert den ganzen Tag, schleppen das Baumaterial durch die Gegend und zimmern um die Wette - und trotz der anstrengenden körperlichen Arbeit haben sie am Ende des Tages noch genug Energie für ein Fußballturnier", wundert sich Erzieher Rainer Geier, der zusammen mit seinem Betreuerteam vom KJR die Baustelle beaufsichtigt.

Das eingereichte Hygienekonzept, das unter anderem vorsieht, dass die Jungs immer das gleiche Werkzeug verwenden, ihr Essen von zu Hause mitbringen und ihre vom Veranstalter bereitgestellten Getränkeflaschen mit Namen beschriften, wurde vom Ordnungsamt des Landratsamtes genehmigt.

Teil des Konzepts ist auch, dass die Kinder morgens von ihren Eltern gebracht und abends wieder abgeholt werden. Übernachtungen sind Corona-bedingt noch nicht möglich. "Aber die Eltern zeigten sich trotzdem sehr dankbar über die Möglichkeit, ihre Kinder auf unsere Freizeit zu schicken", sagt Geier. Er hofft, dass es schon bald weitere Lockerungen gibt, damit in den Sommerferien die KJR-Freizeiten wie geplant stattfinden können. "Bis jetzt haben wir immerhin noch nichts abgesagt. "

Die Aktion "Hüttenhausen" hat es bislang erst einmal beim Rother KJR gegeben. Die Premiere in den Pfingstferien 2019 auf dem Eckersmühlener Festplatz kam so gut an, dass es sich bei acht der zwölf Teilnehmer um Rückkehrer handelt. "Sechs Jungs, die letztes Jahr schon mit dabei waren, haben schon vorab in einer WhatsApp-Gruppe gemeinsam Baupläne geschmiedet", so Geier.

Wie im Vorjahr Jahr gehört zum Konzept von "Hüttenhausen", die Kinder in ihrem Tatendrang nicht zu behindern und sie einfach machen zu lassen und dann nur einzugreifen, wenn sie Fragen haben oder es gefährlich wird. "Das deckt sich auch mit unserem KJR-Jahresthema 'Recht auf Spiel', das die Kinder dazu anhält, eigenverantwortlich etwas auf die Beine zu stellen, ohne ständige Anweisungen von Erwachsenen befolgen zu müssen", erklärt Geier. Einzige Regel in Stockheim: Die Hütten dürfen maximal mannshoch werden, mehrere Stockwerke sind aus Sicherheitsgründen nicht erlaubt. Im Gegensatz zum vergangenen Jahr müssen die Kinder nur darauf verzichten, in ihren fertigen Behausungen zu übernachten.

Doch dafür bleiben die errichteten Hütten nach der Freizeit stehen, so dass künftige Stockheim-Besucher daran weiterbauen oder das Material auch nach und nach als Brennholz fürs Lagerfeuer verwenden können, sagt Rainer Geier, der die Aktion als "nachhaltiges, aber vergängliches Projekt" bezeichnet. Und nicht zuletzt als Beweis dafür, dass die Jugendarbeit des KJR nach dem langen Corona-Lockdown "nun endlich wieder zurück" ist.

HK