Greding
Windkraft setzt sich durch

21.01.2011 | Stand 03.12.2020, 3:14 Uhr

Drohkulisse: Der Gredinger Stadtrat schlägt den Weg in Richtung Windräder am Hofberg ein, doch das letzte Wort wird der Planungsverband Industrieregion Mittelfranken haben. - Foto: Luff

Greding (HK) Die Zeichen sind eindeutig: Auf den Hofberg bei Obermässing kommen wohl Windräder. Einzig die Frage, wann sie gebaut werden, ist noch nicht geklärt. Der Stadtrat ist in seiner Sitzung am Donnerstagabend jedenfalls einen Schritt in Richtung Windpark gegangen.

Das Thema Windkraft löst Emotionen aus. Am Montag haben Bürger aus Obermässing Unterschriftenlisten gegen das Vorhaben ins Rathaus gebracht, Windkraftgegener Harald Gerngroß (SPD) sprach von zwei Dritteln der wahlberechtigten Bürger, im Rathaus geht man nach einer ungefähren Durchsicht der Listen eher von "etwa der Hälfte" aus, wie Oberamtsrat Wolfgang Beck erklärte. Es seien auch Unterschriften von Leuten dabei, die nicht einmal in der Gemeinde Greding wohnten.

Von einer "basisdemokratischen Entscheidung", sprach Gerngroß, die man nicht ignorieren dürfe; auch Stephan Neubauer (CSU) wollte "das Votum der Bürger einfließen lassen". Unterstützt wurden sie letztlich von Max Dorner (SPD): Gegen diese drei Stimmen sprach sich der Stadtrat allerdings dafür aus, über die Aktualisierung des Regionalsplans – im Zuge dessen wird die Stadt als Träger öffentlicher Belange angehört – den nächsten Schritt zu gehen.

Bislang hatte die Stadt eine Sonderrolle inne: Es durften in einem Radius von zehn Kilometern um die Wehrtechnische Dienststelle 81 keine Windkrafträder errichtet werden, auch im bisherigem Regionalplan ist dies vermerkt. Dieser vorgeschriebene Radius ist Bürgermeister Manfred Preischl (FW) zufolge allerdings auf acht Kilometer verringert worden. In einer Neufassung des Plans – und der wird ständig an die aktuellen Gegebenheiten angepasst – könnte der Hofberg deshalb Standort für Windräder werden.

Könnte, muss aber nicht. Der Planungsverband berücksichtigt laut Jörg Pfaffenritter, dem Sachgebietsleiter "Umwelt und Bau" am Landratsamt Roth, viele Belange, der Wunsch einer Gemeinde ist nur ein Kriterium. Der Naturschutz etwa könnte dagegen sprechen, dass der Hofberg den Status einer Vorbehaltsfläche erhält. "Die Lage ist sehr exponiert", gibt Pfaffenritter zu bedenken. Grundsätzlich gilt: Für Windanlagen besteht ein Rechtsanspruch auf Genehmigung, wenn die Erschließung gesichert ist und öffentliche Belange nicht entgegen stehen – soweit der Regionalplan das vorsieht.

Über den Regionalplan hat eine Kommune eine Steuerungsmöglichkeit an die Hand bekommen, wo sie vorrangig Windräder haben möchte oder wo sie die Anlagen ausschließt – das muss allerdings sehr gut begründet sein, ein bloßes "Nein" genügt nicht, schließlich zählen Windräder zu den privilegierten Bauvorhaben. Weist die Kommune ein Gebiet als Vorbehaltsfläche aus, kann sie andernorts eher Windräder verhindern.

Die Mehrheit des Gredinger Stadtrats wollte das Heft des Handelns in der Hand behalten – und sprach sich für die Anlagen am Hofberg aus. "Wir sollten das offensiv angehen", sagte Thomas Schmidt (CSU). Die Windkraft sei eine der sinnvollsten Möglichkeiten der Energiegewinnung. In dieselber Kerbe hieb Max Netter (FDP): "Nicht das Windrad zerstört die Natur, sondern das CO2", sagte er und verwies auch auf wirtschaftliche Vorteile für die Stadt.

Mathias Herrler (SPD) wandte sich in seiner Rede auch an die zahlreichen Windkraftgegener im Sitzungssaal. All die Gründe, die in der Vergangenheit gegen die Windkraft angeführt worden seien – etwa Schattenwurf, Lärm, Abstände zur Wohnbebauung – "spielen auf dem Hofberg nahezu keine Rolle", sagte er. "Ich kann also nur die Fernwirkung anführen." Und das sei für ihn kein Verhinderungsgrund. Sein Parteifreund Rudi Fischl fühlte sich gar an die großen Demonstrationen gegen die Atomkraft erinnert: Damals hätten die Konservativen als Argument pro Energiegewinnung ironisch gesagt: "Aber der Strom soll schon aus der Steckdose kommen."