Greding
Saubere Geldbeutel verheißen volle Kassen

Mit altem Brauch schließen Stadt und Faschingsverein die närrischen Tage am Aschermittwoch ab

18.02.2015 | Stand 02.12.2020, 21:38 Uhr

Mit klammen Fingern tauchen Gredonia-Präsident, Bürgermeister und Landrat neben vielen Faschingsfreunden ihre zumeist leeren Geldbeutel ins kalte Wasser des Heinrich-Herold-Brunnens - in der Hoffnung auf reichen Geldsegen - Foto: Luff

Greding (HK) So richtig erfolgreich sind die Gredinger Narren offenbar nicht gewesen: Vom Austreiben des Winters konnte bis zum gestrigen Aschermittwoch keine Rede sein. Dennoch ist es mit dem lustigen Treiben bis zum nächsten 11.11. erst einmal vorbei.

Sichtbares Zeichen für den Abschluss der fünften Jahreszeit ist in Greding seit Jahren das traditionelle Waschen des Geldbeutels, ein Brauch, der aus dem München des 19. Jahrhunderts stammt. Seinerzeit wollten die armen Leute den Dienstherren demonstrieren, dass die Börse nach dem kostspieligen Feiern tatsächlich leer sei – und diese tunlichst wieder etwas hinein tun sollten. Auf den sauberen Beutel folgt ein gut gefüllter, so zumindest die Überlieferung. Auf die Reste vom Boden des Heinrich-Herold-Brunnens braucht man in der Stadt allerdings nicht zu warten, zu bescheiden fällt der Ertrag aus. Dabei könne die Stadt gar nicht genug Geld haben, sagt Bürgermeister Manfred Preischl, „wir haben schließlich viel vor“.

Die Gebühr fürs Ausleihen einer Kehrmaschine ist da nur ein kleiner Posten, doch hier sei das Geld gut angelegt, resümiert der Stadtchef, als sein Blick über den Marktplatz schweift. Erstmals wurde nämlich ein solches Gerät eingesetzt – und schon am Vormittag sind keine Spuren mehr von der langen Nacht nach dem Faschingszug zu sehen.

Eine solche Wundermaschine hat Alexander Hill, Präsident des Faschingsvereins Gredonia, nicht. Er versteckt seine Spuren hinter einer Sonnenbrille – ungeachtet des trüben Wetters – und beißt herzhaft in eine Heringssemmel, dem bewährten Katerfrühstück. „Es war eine sehr gelungene Saison“, resümiert Hill, „kurz und knackig.“ Im neuen Saal habe die Gredonia neue Akzente im Fasching gesetzt, die allesamt sehr gut angenommen worden seien. 160 Leute beim Seniorentanz – „das hat keiner erwartet“. Die Faschingsdisco für die jungen Leute, der Rockfasching mit Sajojo, die beiden Prunksitzungen der Gredonia, der Ball der Vereine und nicht zuletzt der Umzug am Faschingsdienstag: Mit eigenen Veranstaltungen oder Feiern im Gredoniaheim hatte der Faschingsverein laut Hill durchwegs Erfolg. Vor allem die kabarettistischen Elemente in den Prunksitzungen wolle er sogar noch ausbauen, „die kommen sehr gut an“.

Dennoch fallen ein paar Wermutstropfen in die stolze Bilanz: „Dass unsere Pumpernickel nicht in Veitshöchheim dabei waren, war sehr schade.“ Drei Brauchtumsgruppen aus dem Landkreis Roth, „das war etwas Besonderes“. Neben den Allersberger Flecklashexen und den Spalter Fleckli durfte heuer jedoch eine Gruppe aus Schweinfurt anstelle der Gredinger ran. „Die bringen Peter Kuhn mit“, wagt Hill einen Erklärungsversuch. Und mit dem reimenden Schöngeist einen der Stars der Fernsehsitzung. Entmutigen lässt sich Hill davon jedoch nicht, er wolle versuchen, dass im nächsten Jahr wieder drei Gruppen aus Roth in den Mainfrankensälen zu sehen sind, verspricht er.

Zuversicht verbreitet der Gredonia-Chef auch in Sachen Prinzenpaar, nachdem man heuer in der Großgemeinde den Obermässingern das Feld überlassen musste. Er habe gleich mehrere Kandidaten im Auge, „die müssen wir jetzt beackern“. Weil der Fasching im kommenden Jahr aber noch kürzer ausfällt als heuer, seien die Chancen nicht einmal so schlecht.

Voll des Lobes über den großen Faschingsverein der Stadt ist der Bürgermeister. Der Faschingszug sei wieder hervorragend organisiert gewesen; auch weil die Zugteilnehmer in Greding sich immer diszipliniert verhielten, habe es keine Störungen gegeben. Allzu engagiert hat sich Manfred Preischl – Senator der Gredonia – heuer nicht in den Trubel der tollen Tagen werfen können, eine Virusgrippe setzte ihn zeitweise außer Gefecht. Aber er hat doch genug gesehen, um beurteilen zu können: „Die Feldlerchen am Unsinnigen Donnerstag waren für mich das Nonplusultra.“ Die Pumpernickel, die mit diesem Kostüm Platz eins der Maskenprämierung ergattert haben, hätten „ein aktuelles Thema sehr schnell und herausragend umgesetzt“. Dass der Bodenbrüter der Kommune bei der Erschließung ihres neuen Wohnbaugebiets Probleme bereitet, war schließlich erst wenige Tage vor dem Unsinnigen Donnerstag in der Stadtratssitzung bekannt geworden.

Kreative Kostüme am Unsinnigen, Mottowagen mit lokalen Themen beim Zug: Das sind für Alex Hill nicht nur Kennzeichen der närrischen Zeit in Greding, sondern auch des Faschings im Allgemeinen. Hier sei man in Greding auf einem guten Weg, „wir wollen das Brauchtum hoch halten“. Vielleicht klappt es im nächsten Jahr dann auch mit dem Austreiben der kalten Jahreszeit ein bisschen besser – und die Geldbeutel werden zumindest bei Plusgraden im Brunnen gewaschen.