Greding
"Wir sind Abenteurer"

23 Kinder erkunden den Lebensraum Wald bei einer Erlebniswanderung mit Förster Josef Adam

08.09.2016 | Stand 02.12.2020, 19:20 Uhr

Foto: Tanja Stephan

Greding (HK) Vogelnester, Ameisenhaufen und Lagerfeuer: 23 Kinder haben eine Erlebniswanderung mit Förster Josef Adam im Kaisinger Tal unternommen. Dabei stellten sie unter Beweis, dass sie in der Schule immer gut aufgepasst haben.

Die Kinder sitzen ungewohnt schweigend im weichen Moos und haben die Augen geschlossen. Sie lauschen dem Wind in den Bäumen und dem Vogelgezwitscher, bevor sie nach und nach anfangen, zwei Kieselsteine aneinanderzuschlagen. Erst ganz leise, dann schwellen die Klopfgeräusche zu einem Rauschen an. Josef Adam hat das Regentropfenspiel vorgeschlagen, um den Kindern nahezubringen, wie wichtig Wasser eigentlich ist. "Förster und Landwirte sind froh, wenn es einmal regnet", sagt er, bevor die kleinen Forscher ihre Augen wieder aufmachen.

Überhaupt geht es an diesem Tag darum, besonders aufmerksam durch den Wald zu gehen. "Wenn man gut hinhört und hinsieht, entdeckt man viel mehr als sonst", merkt Adam an, als er ein Vogelnest aufhebt, das wohl von einem Baum gefallen ist. Jeder darf es einmal anfassen, während der Förster erklärt, wie Vögel ihre Brutstätten bauen und welches Material sie dafür nutzen. "Das ist ein ganz natürlicher Prozess", sagt er.

Weniger natürlich ist der Schutthaufen, der direkt neben dem Vogelnest liegt. "Man darf keinen Abfall im Wald hinterlassen", schärft Adam den Kindern ein. "Das ist Umweltverschmutzung und eine Gefahr für Tiere und Pflanzen. Wir finden auch oft Scherben." Diese Lektion haben die jungen Exkursionsteilnehmer schnell verinnerlicht - und tragen im Laufe des Tages vorbildlich jede Menge Müll zusammen, den sie nicht im Wald hinterlassen wollen. Denn sie wissen, dass dieser sonst Hunderte von Jahren dort liegen bleiben würde. Und was sie nicht alles finden - verrostete Gabeln, Plastiktüten oder eine Bierflasche, die an einem Ast steckt.

Im Vordergrund stehen aber die sinnlichen Erfahrungen, und so dürfen die Kinder an Fichtenzweigen schnuppern - "Das riecht wie Zitrone." -, einen Kokon mit einer Raupe begutachten oder die Finger in das kalte Wasser bei den Kalksinterterrassen stecken. Dort beweisen sie einmal mehr, was sie in der Schule schon alles gelernt haben, als sie dem Förster erklären, dass das Wasser von der Schwarzach über die Altmühl und die Donau bis ins Schwarze Meer fließt. Adam kann den kleinen Entdeckern aber trotzdem noch etwas Neues beibringen und zeigt ihnen eine Pilzart, den schon Ötzi vor 5000 Jahren gegessen hat und ein Ameisennest, in dem es im vergangenen Jahr wohl noch mehr Leben gegeben hat. "Das ist der größte Ameisenhaufen, den ich je gesehen habe", staunt Emilio. Und er habe schon viele gesehen, schließlich wohne er direkt am Wald.

Mitten durch das Gestrüpp und zwischen jungen Fichten hindurch geht es schließlich auf Schleichwegen entlang. "Wir sind Abenteurer", ruft da Quirin. Die Jungen und Mädchen finden Eicheln, Federn, Disteln, Käferholz, Weinbergschnecken, Versteinerungen und sogar eine Blindschleiche - und haben viele Fragen dazu. Der Förster beantwortet sie alle geduldig, schließlich ist er froh, die Kinder für den Lebensraum Wald begeistern zu können. "Ich mache das seit vielen Jahren", sagt Adam, bevor er auf Blitzeinschläge und Totholz eingeht. "Es ist ein Zusatzaufwand, aber ich mache das sehr gerne."

Bald erreicht die Gruppe den Steinbruch, wo Adam Apfelsaft aus dem Gebüsch zaubert und ein Lagerfeuer entzündet. Nach der aufregenden Wanderung müssen sich die kleinen Entdecker erst einmal mit Stockbrot stärken, ehe sie noch einmal die Ärmel hochkrempeln, um den Barfußpfad zu erneuern: Sie sammeln Steine, Tannenzapfen, Rinde sowie frisches Gras - und testen dann gleich selbst, ob sie mit verbundenen Augen und barfuß erfühlen können, über welche Naturmaterialien sie laufen. "Das ist gesund für die Füße", beteuert Adam.

Schon geht es wieder auf den Rückweg - doch die Kinder gehen nicht, ohne versichert zu haben, dass ihnen in den dreieinhalb Stunden wirklich "alles" gefallen hat. "Ich komme nächstes Jahr auch sehr gerne wieder mit", verspricht Chris dem Förster.