Greding
Zwei weinende Augen beim letzten Tanz

Ehepaar Bochnig kehrt nach Episode als Prinzenpaar ins bürgerliche Leben zurück Saubere Geldbeutel nach närrischer Zeit

01.03.2017 | Stand 02.12.2020, 18:34 Uhr

Foto: Volker Luff

Greding (HK) Es wird allerhöchste Zeit, dass wieder Geld hereinkommt. Die Gredinger haben im Fasching offensichtlich ordentlich gefeiert, denn beim traditionellen Geldbeutelwaschen im Heinrich-Herold-Brunnen am Aschermittwoch kullern nur vereinzelte Kupfermünzen ins Wasser.

Der gewaschene Geldbeutel solle sich alsbald wieder füllen, so die Legende hinter dem Brauchtum, das bereits im 15. Jahrhundert in München urkundlich erwähnt ist. Die armen Leute, Dienstboten vor allem, wollten mit dem augenfälligen Waschen ihrer leeren Börsen den Dienstherren demonstrieren, dass sie nach den tollen Tagen pleite waren - und die Arbeitgeber sollten doch tunlichst wieder etwas in die Beutel hineingeben.

In Greding läuft es etwas anders: Hier taucht in vorderster Linie der Stadtchef die Börse ins eiskalte Wasser. Nicht nur, dass Manfred Preischl als Bürgermeister nicht gerade ein Dienstbote ist - im Gegenteil als Stadtchef schon vormittags auf ein sauber gekehrtes Pflaster am Marktplatz blicken kann -, er betrügt auch mit dem Geldbeutel: Als er sich nämlich bei der Gredonia eine Heringssemmel holt und hierfür seine Börse zückt, kommt nicht das abgewetzte Exemplar zum Vorschein, das Bekanntschaft mit dem Wasser schließt, sondern ein schmuckes Teil, prall gefüllt mit Scheinen.

Gut gelaunt blickt Preischl auf den Faschingszug am Vortag zurück. Dieser sei "sehr schön" gewesen, sagt er, "schön, dass Lokalkolorit dabei war". In Form der Kritik an der Parkraumüberwachung nämlich, neben dem TSV haben auch einige Mitglieder der Gredinger Feuerwehr dieses Thema aufs Korn genommen. Und hernach ihre Autos aus Pappmaché, die sie sich umgehängt hatten, im Rathaus abgestellt, wo sie am Morgen darauf immer noch stehen. "Das sind die ersten, die einen Strafzettel kriegen", witzelt Preischl.

Wer wissen will, wie die Partymeile nach dem Faschingsumzug gelaufen ist, muss am nächsten Morgen Alexander Hill anschauen, den Vorsitzenden der Gredonia. Er trifft mit Sonnenbrille ein - trotz des wolkenverhangenen Himmels. "Wenn gestern noch sonniges Wetter geherrscht hätte, dann wäre es eine perfekte Saison gewesen", bilanziert er. Dass die Gredonia in ihrer Jubiläumssession ein Prinzenpaar habe aufbieten können, sei die Krönung gewesen. Vor allem bei den Auftritten auswärts bei befreundeten Faschingsgesellschaften "ist es einfach etwas Anderes, wenn du mit dem ganzen Hofstaat einmarschieren kannst".

Auch dass im 33. Jahr des Bestehens der Gredonia die Pumpernickel wieder zur Fernsehsitzung in Veitshöchheim eingeladen waren, "war eine Anerkennung und eine Auszeichnung für uns". Jedes Jahr werde dies sicherlich nicht funktionieren. Auf seine Mitstreiter im Verein zeigt sich Hill uneingeschränkt stolz. Es gebe genügend Aktivposten, die sich für keine Arbeit zu schade seien. Der neue Faschingswagen der Gredonia sei ohne Probleme gebaut worden, die Arbeiten seien gut verteilt worden. "Es ist nicht selbstverständlich, dass Leute bereit sind, auch in den letzten Stunden des Faschings noch zu arbeiten", lobt Hill seine Truppe.

Ins selbe Horn stößt Yvonne Bochnig, die als Prinzessin Yvonne I. die Gredonia seit dem Eröffnungsball gemeinsam mit ihrem Mann Stefan vertreten hat. Die hiesige Faschingsgesellschaft sei ein starkes Team, sie habe sich wunderbar aufgenommen gefühlt. Was auch zu ihrem Fazit der gesamten Zeit als Prinzenpaar beiträgt: "Saugeil", bringt es die 33-Jährige auf den Punkt. "Das trifft's ganz gut", bestätigt Prinz Stefan II., wie seine Frau am Aschermittwoch wieder ganz bürgerlich gekleidet.

Die Erfahrung, Faschingsprinzessin zu sein, sei einfach schön gewesen, sprudelt es aus Yvonne heraus, "wir hatten eine super Zeit". Am Abend zuvor habe sie schon mit einem weinenden Auge auf die Faschingszeit zurückgeblickt, "beim letzten Tanz waren es sogar zwei weinende Augen". Eine zweite Amtszeit schließt sie dennoch kategorisch aus: "Das wäre dann nur das Gleiche, man soll aufhören, wenn es am schönsten ist. Zudem sei sie überzeugt davon, dass die Gredonia auch zur nächsten Kampagne ein Prinzenpaar findet, dass dann ähnlich schöne Erfahrungen machen könne.

Der Eröffnungsball, in dem die beiden inthronisiert worden sind, ist ihr besonders im Gedächtnis geblieben - und "der Faschingszug, ganz klar"; ansonsten sei es jedoch schwierig, einzelne Highlights zu benennen, "wir hatten so etwas ja noch nie erlebt, es war einfach alles gigantisch". Sagt's und lässt sich vom Gredinger Kaplan Dominik Pillmayer gratulieren, der sich spätestens in diesem Fasching als begeisterter Narr zur erkennen gegeben hat - etwa mit der Ehrenmütze der Gredonia, mit der er den Faschingszug auf der Bühne vor dem Rathaus beobachtet hatte.

Nur einer ist froh, dass der Trubel Geschichte ist: Finn der dreijährige Sohn der Bochnigs: Wie Yvonne erzählt, habe er sie auf dem Weg zum Fischessen unzufrieden gefragt: "Warum ist heute schon wieder Fasching" Nein, jetzt hat er seine Eltern wieder. Am Aschermittwoch ist alles vorbei.