Greding
Erste Asylbewerber sind eingezogen

Gemeinschaftsunterkunft an der Industriestraße ist "eine Verpflichtung gegenüber dem Steuerzahler"

08.06.2017 | Stand 02.12.2020, 17:59 Uhr

Foto: Volker Luff

Greding (luf) Irak, Iran, Äthiopien. Aus diesen drei Ländern stammen die ersten 16 Asylbewerber, die Mitte der Woche in die Gredinger Gemeinschaftsunterkunft gezogen sind. Gestern kamen unter anderem noch einmal eine sechsköpfige Familie aus Weißrussland und eine Familie aus Georgien dazu. Insgesamt sind in der ersten Woche, nachdem die Regierung von Mittelfranken die Unterbringung gestartet hat, 34 Asylbewerber in die ehemalige Maschinenhalle an der Industriestraße eingezogen. 45 Menschen bietet die Unterkunft insgesamt Platz.

Begleitet wurden sie von zwei Frauen und einem Mann, die bei der Regierung arbeiten. Sie sorgen in den ersten Tagen dafür, dass alles weitgehend reibungslos verläuft. Denn der Sozialdienst ist im Gegensatz zu den Bewohnern noch nicht eingetroffen. "Wir haben eine Zusage von der Diakonie Roth-Schwabach", sagt Annett Goebel. Jetzt warte die Regierung aber noch auf die letzte Rückmeldung, wann die Sozialarbeit beginnen könne. Zweimal pro Woche werde dann jemand in der Unterkunft als Ansprechpartner zur Verfügung stehen, wohl jeweils einen halben Tag lang, wie Goebels Kollege Werner Rosa vermutet.

Ein Sicherheitsdienst sorgt den Regierungsvertretern zufolge in der Phase der Erstbelegung rund um die Uhr dafür, dass es keine Probleme in der Unterkunft gibt. Später werde der Einsatz der Security reduziert auf die Zeit zwischen 15 und 7 Uhr - also etwa den Zeitraum, in denen der Hausmeister nicht anwesend ist. Dessen Arbeitszeit erstreckt sich von 6.30 bis 15.30 Uhr. Für diese Beteiligten stehen jeweils eigene Zimmer in der umgebauten Halle zur Verfügung.

Für Asylbewerber gibt es insgesamt 21 Wohnräume; der Großteil besteht aus Zwei-Bett-Zimmern, doch lässt sich beispielsweise auch ein Zimmer für vier Leute mit Durchgangstür zum Zwei-Bett-Zimmer zu einer kleinen Einheit für die sechsköpfige Familie umgestalten. Die Sicherheitshinweise, die an kleinen Tafeln in der Unterkunft angebracht sind, sind nicht nur auf Englisch und Französisch verfasst, sondern auch auf Arabisch und Farsi - was zwar dem Großteil der Flüchtlinge, die nach Deutschland kommen, zugutekommt. Den Äthiopiern, Weißrussen und Georgiern, die nun in Greding untergebracht sind, aber wenig hilft.

"Es ist sauber, es ist guter Standard", befindet Werner Rosa beim Gang durch die einzelnen Räume. Das gilt auch für die Zimmer, die allen Bewohnern offenstehen, neben einem Gemeinschaftsraum sind das die Duschen und die Toiletten sowie zwei Küchen und ein Raum mit Waschmaschinen und Trocknern. "Robust" seien die Küchen eingerichtet, sagt Annett Goebel, das übernehme das Staatliche Bauamt standardmäßig. In der Tat versprühen die Küchen Campingplatz-Charme, neben den Herden steht eine Spülbeckenzeile. Schränke, die einerseits Stauraum bieten, andererseits leicht kaputtgehen könnten, sind nirgends zu sehen. Essen würden die Bewohner sowieso in ihren einzelnen Zimmern, erklärt Werner Rosa, das habe die Erfahrung gelehrt.

Egal, aus welchen Ländern die Asylbewerber ursprünglich stammen, sie alle seien bislang in Unterkünften im Landkreis Roth untergebracht gewesen, sagt Manuela Auer, die dritte Regierungsvertreterin. Als die Flüchtlingszahlen ab der zweiten Jahreshälfte 2015 immer weiter anstiegen, habe die Bezirksregierung die Unterbringung weitgehend den Kreisen und Kommunen überlassen, die dafür die Kosten erstattet bekommen hätten.

Der von Landrat Herbert Eckstein ausgerufene "Rother Weg", Flüchtlinge in möglichst kleinen Einheiten dezentral in allen Gemeinden unterzubringen, weil dies die Situation sowohl für die Asylbewerber als auch für die Einheimischen so konfliktfrei wie möglich mache, werde durch die Gemeinschaftsunterkunft nicht zunichtegemacht, sagt Ottilie Tubel-Wesemeyer, im Landratsamt für Asylbewerber zuständig. Neun der jetzigen Bewohner sind sogar innerhalb Gredings umgezogen, acht haben zuletzt im Haus an der Malergasse gewohnt, einer am Marktplatz. Aufgrund der rückläufigen Flüchtlingszahlen rückten mittlerweile "die Gesichtspunkte Wirtschaftlichkeit und Sparsamkeit" in den Vordergrund, erklärt Goebel. Die in Zeiten der enormen Beanspruchung angemieteten teureren Unterkünfte sollten wieder abgestoßen werden.

Das sei "eine Verpflichtung gegenüber dem Steuerzahler", springt Tubel-Wesemeyer der Regierungsvertreterin bei. Umso mehr, weil es sich bei maximal 45 Bewohnern längst noch nicht um eine Massenunterkunft handle. Andernorts wohnten in einer Gemeinschaftsunterkunft im Schnitt 100 Leute, im Kreis Roth sei die größte - am Sieh-Dich-Für-Weg in der Kreisstadt - mit 90 Menschen belegt. Die Hälfte davon sei anerkannt, könnte und sollte eigentlich ausziehen. Der Rother Weg wäre leichter umzusetzen, wenn anerkannte Asylbewerber Wohnungen auf dem freien Markt finden würden, so Tubel-Wesemeyer.

Was die Asylbewerber vom Umzug halten - die die Regierung zumindest in der Eingewöhnungsphase übrigens weitgehend abschirmt? Begeisterung sehe anders aus, räumt Rosa ein. Doch sei natürlich auch in den bisherigen Unterkünften nicht immer alles glattgelaufen: "Manche Befindlichkeiten verschwinden durch die Umbelegung, manche kommen neu auf."