Göggelsbuch
Großeinsatz in der Röhre

Zufriedene Gesichter nach geglückter Katastrophenübung im ICE-Tunnel – Über 300 Rettungskräfte

11.11.2012 | Stand 03.12.2020, 0:51 Uhr

 

Göggelsbuch (HK) Vielerorts haben in der Nacht zum Sonntag die Sirenen geheult, so viele, dass man von einem großen Unglück ausgehen konnte. Aber es handelte sich nur um eine Übung, wenngleich eine große, mit weit über 300 Rettungskräften, rund 100 Einsatzfahrzeugen und jeder Menge Theaterblut.

Das Szenario: Im drei Kilometer langen Bahntunnel Göggelsbuch kollidiert ein ICE mit einem unbekannten Gegenstand. Der Triebwagen wird beschädigt, mehrere Achsen sind entgleist, der Zug verliert Luft, und der Zustand der unter Starkstrom stehenden Oberleitung ist undefiniert. Rund vier Monate haben die Verantwortlichen von Bahn, Landes- und Bundespolizei, Landratsamt Roth, BRK, Feuerwehrführung, Integrierter Leitstelle Mittelfranken-Süd sowie THW diese aufwendige Übung vorbereitet.

Nach der Alarmierung treffen die Einsatzkräfte aus dem ganzen Landkreis und darüber hinaus am Ort des Geschehens ein. Die Beteiligten wissen zwar den ungefähren Ort und den Tag der Übung, nicht aber, welche Probleme sie dort erwarten. Zunächst müssen Mensch und Material in den Tunnel hinuntergebracht werden: Ein unscheinbares Häuschen gleich neben dem Rastplatz Göggelsbuch birgt ein riesiges Treppenhaus. 30 Meter windet sich eine breite Wendeltreppe nach unten in die Tiefe zu den Notfallgängen des Bahntunnels. Ein endlos langer Gang endet schließlich an einer Tür mit der Aufschrift „Zugverkehr – Lebensgefahr!“. Furchtlos öffnen die Rettungskräfte die schwere Stahltür, denn wegen einer Bahnbaustelle ist die Strecke in dieser Nacht für sechs Stunden gesperrt.
 

In der Dunkelheit des Tunnels liegt der gestrandete ICE, hinter dessen getönten Fenstern man schemenhaft Gestalten erkennen kann, die verzweifelt gegen die Fenster klopfen und deren Hilfeschreie gedämpft nach draußen dringen – die freiwilligen Unfallopfer, bestehend aus Bahnbediensteten, Feuerwehr- und Kolping-Mitgliedern, machen ihre Sache gut. Nach einem Informationsaustausch mit den Zugführern gehen die Sanitäter ins Innere. Dort steigt die Temperatur rapide, die Klimaanlage ist ausgefallen. Die Opfer reden durcheinander, aber die Helfer bewahren kühlen Kopf. Inzwischen sind noch mehr Rettungskräfte eingetroffen – und auf den Schienen montierte Rollpaletten, die weitere Ausrüstung bergen und die zum Abtransport der nicht gehfähigen Verletzten genutzt werden. Alle anderen werden über den Rettungstunnel und die Wendeltreppe evakuiert.

Rund drei Stunden dauert die Übung. Die genaue Auswertung steht zwar noch aus, aber schon während des Einsatzes gibt es zufriedene Gesichter bei allen Verantwortlichen. Auch bei Kreisbrandrat Werner Löchl, der zur vorgerückter Stunde verkündet, dass für alle Beteiligten am nächsten Morgen „Ausschlafen“ auf dem Dienstplan steht.