Hilpoltstein
Gestorben auf dem Weg zum Leben

Auf dem Hilpoltsteiner Friedhof gibt es künftig einen Platz für "Sternenkinder" - Am Samstag feierliche Segnung

11.04.2019 | Stand 23.09.2023, 6:36 Uhr
Auf dieser Freifläche im Hilpoltsteiner Friedhof wird heute der Gedenkstein für die sogenannten Sternenkinder aufgestellt. Eine Segnungsfeier mit Stadtpfarrer Franz-Josef Gerner findet am morgigen Samstag ab 14 Uhr statt. −Foto: Messingschlager, Rainer, Reichenschwand

Hilpoltstein (HK) Es wird ein besonderer Platz zum Trauern werden. Ein Platz, der kleinen Menschen zu gedenken, die zu schwach waren, um den entscheidenden Schritt ins Leben zu machen. Als Sternenkinder werden diese Kinder bezeichnet, die vor, während oder bald nach der Geburt verstorben sind und die oft nicht mehr als eine Handvoll waren.

Marianne Herzog, die Vorsitzende des Katholischen Frauenbundes in Hilpoltstein, hatte die Idee dazu, auf dem Hilpoltsteiner Friedhof einen Gedenkstein für Sternenkinder errichten zu lassen. Der Vorstand sei davon sofort begeistert gewesen, berichtet sie. Man habe sich dann aufgemacht, die Stele auszusuchen. Etwas mit Glas sollte es sein, wenngleich man sich schließlich darauf verständigte, dass die Materialfrage Sache des Künstlers sei.

Diesen zu finden, gestaltete sich zunächst als schwierig, so Herzog. Etliche winkten ab, ehe man mit dem Eichstätter Steinmetzmeister und Bildhauer Rupert Fieger den Richtigen hatte. Fieger ist in Hilpoltstein kein Unbekannter, von ihm stammen Altar, Ambo und Taufbecken in der Hilpoltsteiner Stadtpfarrkirche. "Er hat uns dann sechs Zeichnungen geschickt und ist auch nach Hilpoltstein gekommen."

Fieger hat sich schließlich für eine schlanke Stele auch einheimischen Jura-Kalksandstein entschieden, in die ein Durchbruch gearbeitet ist. Darin sind unterschiedlich farbige Glas- und Steinplatten eingelegt. Damit wird laut Fieger symbolisiert, dass kein Mensch gleich ist, dass jeder anders geschaffen ist. "Jeder Mensch ist Teil der Schöpfung und kehrt zu ihr zurück, ist Teil des Ganzen." In der Verwendung des Glases sei auch der Stein unterbrochen und gegliedert, das Leben "gleichsam durchdrungen vom göttlichen Licht".

Auf der schlanken Stele wird man die Worte "Gestorben auf dem Weg zum Leben - Geborgen in unserer Liebe - Vollendet im Licht" lesen können. Diese drei Worte Leben, Liebe, Licht sollen ein Zeichen sein, so Fieger. An einem Ort des liebevollen Gedenkens und der Hoffnung und Zuversicht, an dem sich nicht nur die Eltern und Angehörigen, sondern jeder Betrachter der Kostbarkeit des Lebens bewusst werde.

Der Ort, an dem die Stele stehen und am 13. April gesegnet wird, ist mit viel Bedacht ausgewählt worden. "Sie sollte dort sein, wo sie niemanden stört und doch nicht verborgen", sagt Marianne Herzog. Auch sollte die Möglichkeit bestehen, sie aus einer gewissen Entfernung zu betrachten, wenn jemand Distanz wahren möchte und nicht unbedingt auf sein Schicksal hinweisen will.

Am Platz der Stele werde es auch die Möglichkeit geben, Kinder zu bestatten, sagt Marianne Herzog. Vor allem gedacht für Eltern, die noch keine Grabstelle haben. "Hier können sie mit ihrem Kind in Gedanken verbunden blieben." Vielleicht werde es auch ein Ort der Begegnung. "Eltern und deren Verwandte sollen einen Platz zum Trauern, Erinnern und Verarbeiten des Schmerzes haben."

In Deutschland gibt es im Übrigen kein einheitliches Bestattungsgesetz, es ist Ländersache. Grundsätzlich gibt es in Bayern eine Bestattungspflicht für Totgeburten erst dann, wenn sie mehr als 500 Gramm wiegen. Allerdings hatte das Bundeskabinett im Mai 2012 einen neuen Rechtsstatus für Sternenkindern beschlossen. Nun besteht die Möglichkeit, tot geborene Kinder zu registrieren und zu bestatten, auch wenn sie weniger als 500 Gramm wiegen. Totgeburten, die nicht bestattet werden, können Forschungszwecken dienen oder werden im Krematorium eingeäschert.

Dass es diesen Platz und die Stele geben wird, ist natürlich dem Frauenbund zu verdanken, von dem die Initiative kam und der die Finanzierung organisierte. Zum einen haben die Mitglieder mit ihren Aktivitäten Geld in die Kasse gespült, zum anderen haben sie auch die Sponsoren mit an Bord geholt. Nun kann die Stele am 13. April von Pfarrer Franz-Josef Gerner gesegnet werden. Musikalische begleitet wird die Segnungsfeier vom Kirchenchor. Beginn ist um 14 Uhr.

Rainer Messingschlager