Allersberg
Gemeindewald bringt Gewerbegebiet

Antrag von Manfred Kinzler über Verkaufsverbot abgelehnt - Verhandlungen "kurz vor dem Abschluss"

15.05.2018 | Stand 23.09.2023, 3:14 Uhr
Manfred Kinzler wirft die ehrenamtliche Waldpflege hin: Nach der Ablehnung seines Antrags kündigt er zum Schluss der Marktgemeinderatssitzung an, sein Engagement einzustellen. Er betonte, dass er nach der Entscheidung nicht beleidigt sei, aber keinen Sinn mehr in seiner Arbeit sehe. Unser Archivbild aus dem Jahr 2014 zeigt Kinzler (Mitte) mit Altbürgermeisterin Bernhard Böckeler und Revierleiterin Iris Weiniger, die über die Durchforstungs- und Pflanzmaßnahmen im Gemeindewald informiert. −Foto: Foto: Mücke

Allersberg (HK) Wie weit ist die Marktgemeinde Allersberg bereit zu gehen, um das lange angestrebte Gewerbegebiet westlich der Autobahn zu verwirklichen? Das war die zentrale Frage in der Marktratssitzung am Montagabend. Die Antwort lautete nach intensiver Debatte: Der Verkauf von Gemeindewald ist kein Tabu.

Ausgelöst hatte die Debatte der Antrag von Manfred Kinzler (SPD). Der frühere Forstdirektor und langjährige Ortsvorsitzende des Bundes Naturschutz hatte gefordert, dass die Gemeinde ab sofort keine Waldflächen aus ihrem Besitz verkaufen oder eintauschen darf. Man dürfe das Erbe der früheren Generationen nicht so leichtfertig aufgeben, sagte Kinzler. Über viele Jahrzehnte hinweg habe es sehr viel Mühe und Fleiß gebraucht, damit es heutzutage um Allersberg so artenreiche Mischwälder gebe. Er sehe es nicht ein, diese Leistung mit einem Verkauf von Gemeindewald ohne echte Not so zunichte zu machen.

Bürgermeister Daniel Horndasch (parteilos) machte allerdings schnell deutlich, dass es hier nicht nur um das Erbe, sondern vor allem auch um die Zukunft Allersbergs gehe. Wer Kinzlers Antrag zustimme, verhindere das Gewerbegebiet, um das sich die Gemeindeverwaltung nun schon seit Jahrzehnten bemüht. Dieses Gewerbegebiet sei zwingend notwendig, um der Marktgemeinde zu den dringend benötigten Mehreinnahmen zu verhelfen, plädierte Horndasch. Ein halbes Jahr seiner Arbeit wäre damit "in den Wind geschossen", sagte der Rathauschef und verriet, dass alle Grundstücksverhandlungen für das Gewerbegebiet bei Altenfelden kurz vor dem Abschluss stünden und quasi schon reif für den Notar seien.

Horndasch erwiderte auch Kinzlers Ansicht, dass der Verkauf oder Tausch von Gemeindewald "ohne Not" geschehe. Einerseits besitze die Marktgemeinde nicht genügend Äcker oder Wiesen als Tauschflächen, um das Gewerbegebiet bei Altenfelden zustande zu bringen. Andererseits gebe es dort auch Grundstücksbesitzer, die von der Marktgemeinde explizit Waldflächen zum Tausch forderten. Eine Zustimmung zu Kinzlers Antrag hätte damit zur Folge, dass es auf absehbare Zeit kein neues Gewerbegebiet gebe. "Ohne Gemeindewald einzutauschen, werden die Verhandlungen nichts", sagte Horndasch und bat die Ratsmitglieder inständig darum, nicht für Kinzlers Antrag zu stimmen. Zumal der Wald ja weiterhin allen zugänglich bleibe und in gute Hände komme.

Für den Antrag von Manfred Kinzler stimmten letztlich nur Norbert Schöll, Siegfried Mücke (beide CSU), Heidi Stimpfle und Kinzler selbst (beide SPD). SPD-Fraktionssprecher Roger Bitsch befand den Antrag für "zu kategorisch". Grundsätzlich sei es für eine Kommune zwar falsch, die Ökonomie zu stark in den Vordergrund zu rücken. Sonst hätte man das Freibad längst zusperren müssen, wie Bitschs Fraktionskollegin Heidi Stimpfle ergänzte. Doch es wäre falsch, so Bitsch, den langen Weg zur Verwirklichung des Gewerbegebiets jetzt nicht zu Ende zu gehen.

Willibald Harrer von den Freien Wählern erinnerte daran, dass vor vielen Jahren bewusst Gemeindewald gekauft wurde, um eines Tages eine weitere Tauschfläche für ein mögliches Gewerbegebiet zu haben. "Und über zusätzliche Gewerbeeinnahmen kommen wir auch wieder an genügend Geld, um eines Tages wieder Wald kaufen zu können", sagte Harrer. Allerdings sei es ihm unbegreiflich, dass jetzt alle Waldflächen zur Disposition stehen. Dem entgegnete Bürgermeister Horndasch: Bestimmte Flächen wie etwa im Wasserschutzgebiet seien vom Verkauf ausgeschlossen. Außerdem müsse ja jeder Verkauf von den Markträten im nichtöffentlichen Teil der Sitzungen abgesegnet werden.

Bevor Horndasch dann im nichtöffentlichen Teil eine Übersicht des aktuellen Gemeindewalds präsentierte, plädierte Norbert Schöll für einen "vernünftigen Mittelweg". Trotz aller Notwendigkeit, gewisse Flächen abzugeben, müsse die Marktgemeinde auch ein Interesse an ihrem Wald zeigen. Andernfalls könne das bürgerschaftliche Engagement für den Gemeindewald künftig leiden.

Der erste Ehrenamtliche hat auch schon hingeworfen. Nach der Ablehnung seines Antrags kündigte Manfred Kinzler zum Schluss der Sitzung an, sein Engagement für die Waldpflege einzustellen. Er betonte, dass er nach der Entscheidung nicht beleidigt sei, aber keinen Sinn mehr in seiner Arbeit sehe "Ich bereue nichts, aber ich werde mir das nicht mehr antun."

Jochen Münch