Fürth
Fürther Bahnhof findet Käufer

Historisches Empfangsgebäude im Herzen der Kleeblattstadt findet regionalen "Wunschinvestor"

16.07.2018 | Stand 23.09.2023, 3:43 Uhr
Der Bahnhof mit dem Centaurenbrunnen: Mehr und mehr verkommen ist das prächtige Gebäude in den vergangenen Jahren. −Foto: Pelke

Fürth (HK) Schön, alt und geschichtsträchtig - das ist der Bahnhof in Fürth. Das prächtige Empfangsgebäude aus dem 19. Jahrhundert hat lange Zeit niemand haben wollen. Nun hat die Bahn AG offensichtlich einen Käufer für das zentrale aber nutzlos gewordene Gebäude gefunden.

Rund um das Rathaus freuen sich die Fürther, dass der jahrelange Stillstand nun wohl endlich bald beendet ist. Über den anstehenden Verkauf hat Wirtschaftsreferent Horst Müller (CSU) kürzlich den Stadtrat informiert. Die Tinte unter der Verträgen sei allerdings noch nicht trocken. Offiziell wird der Deal wohl erst nach den Sommerferien publik gemacht. Bei dem Käufer soll es sich um einen regionalen Investor aus Fürth handeln, der bereits Erfahrungen mit der Wiederbelebung von Denkmälern gemacht hat.

Den Namen des Käufers will Horst Müller erst im Herbst verraten, wenn der Verkauf amtlich ist. Wichtiger sei dem Wirtschaftsreferenten der Stadt Fürth die Tatsache, dass das historische Gemäuer mit dem mondänen Mittelrisalit jetzt überhaupt unter dem Hammer kommt. "Ich bin außerordentlich froh, dass die Bahn den Bahnhof in Fürth überhaupt verkauft", erklärt Müller. Die Bahn habe den Bahnhof jahrelang verfallen lassen. Müller freut sich, dass der "kleine Schandfleck" im aufstrebenden Fürth bald der Vergangenheit angehören könnte.

Lange hat sich für das Empfangsgebäude im Herzen der Kleeblattstadt niemand interessiert. Auch die Stadt selbst hat abgewunken und in den letzten Jahren kein Gebrauch von ihrem Vorkaufsrecht gemacht. Die Fürther Grünen hatten vergeblich gefordert, dass die Stadt selber zuschlagen und aus dem alten Empfangsgebäude einen tollen Jugendtreff machen soll. Laut Wirtschaftsreferent Müller hätte die Stadt nur Gebrauch von ihrem Vorkaufsrecht gemacht, wenn Heuschrecken und Finanzhaie um den Bahnhof als Spekulationsobjekt gebuhlt hätten. Diese Gefahr hat offensichtlich nicht bestanden.

Müller spricht vielmehr von einem "Wunschinvestor", der jetzt den Zuschlag bekommen soll. Der werde die Renovierung und Wiederbelebung des maroden Bahnhofes in Abstimmung mit der Stadt durchführen, ist sich Müller sicher. Der Kaufpreis für den Bahnhof soll bei rund fünf Millionen Euro liegen.

Zuletzt sollen sich laut Medienberichten fünf Investoren um den Bahnhof bemüht haben. Weil die Bahn den Preis für das Filetstück im Herzen Stadt offensichtlich in die Höhe treiben wollte, soll es im Winter des vergangenen Jahres noch eine zweite Runde in dem Bieterverfahren um die historische Immobilie aus dem 19. Jahrhundert gegeben haben.

In den vergangenen Jahren hat die Deutsche Bahn über 80 Bahnhofsgebäude, die für den heutigen Bahnbetrieb mit seinen Fahrschein-Automaten nicht mehr erforderlich sind, im Freistaat zum Verkauf angeboten. Zur Erklärung hieß es, für die Bahn seien die Prachtbauten nicht mehr wirtschaftlich zu betreiben. Der ehemalige Staatsbetrieb verweist heute auf positive Beispiele der Wiederbelebung alter Bahnhöfe. In das Empfangsgebäude in Baunach sei nach dem Verkauf beispielsweise ein Restaurant eingezogen. In Kochel am See habe die Kommune ein Tourismus-Büro untergebracht.

Und in Fürth? Die Stadt würde ebenfalls gerne mit der Tourist-Information als neuer Mieter in den runderneuerten Bahnhof einziehen. Auch die Bahn will weiterhin mit einem Kunden-Center präsent sein. Wirtschaftsreferent Müller betont allerdings, dass der Investor weitere Mieter gewinnen müsse, damit sich Kaufpreis und Renovierungskosten irgendwann amortisieren.

Froh ist man die Fürth, dass sich jetzt endlich etwas tut beim Bahnhof. Laut Oberbürgermeister Thomas Jung (SPD) hat die Zeit aufgrund des schlechten Gebäudezustandes nach raschen Entscheidungen gedrängt. Wann die Arbeiten beginnen oder der renovierte Bahnhof wiedereröffnet werden kann, steht heute noch in den Sternen. Müller hofft darauf, dass in drei Jahren der neue Bahnhof bereits eröffnet werden kann. Damit der Bahnhof in der Ankunftsstadt der ersten Deutschen Eisenbahn wieder ein Aushängeschild wird.
 

Nikolas Pelke