Thalmässing
Freude im Glauben und Fahrt nach England

Lob für Solidarität bei evangelischer Dekanatssynode Weißenburg - Wasser in Wein der Ökumene gegossen

16.04.2018 | Stand 02.12.2020, 16:33 Uhr
Während auf dem Bild hinter ihm Kardinal Reinhard Marx und Landesbischof Heinrich Bedorfd-Strohm ihre Daumen fürs letztjährige Christusfest zum Reformationsjubiläum nach oben erheben, gibt sich Professor Werner Ritter in Weißenburg eher skeptisch und schwankt zwischen der gleichen Geste und der geballten Faust. −Foto: Foto: Leykamm

Thalmässing/Greding (HK) Es ist ein Glück, im 21. Jahrhundert evangelisch zu sein - so die Kernaussage von Prof. Werner Ritter bei der Synode des evangelischen Dekanats Weißenburg. Bevor er ausführte, warum das seiner Ansicht nach so ist, galt es sich im Gemeindehaus St. Andreas in der Römerstadt mit den harten Fakten des Alltags im Dekanatsbezirk auseinanderzusetzen. Doch auch die stimmten im Großen und Ganzen nicht unglücklich.

So nimmt etwa dessen mediale Außenwirkung - analog wie digital - immer mehr Fahrt auf, wie Dekanin Ingrid Gottwald-Weber in ihrem Bericht ausführte. Das in die Gemeindebriefe eingelegte Dekanatsblatt erfreue sich nun schon der achten Auflage und werde "sehr gerne gelesen". Zudem erfahre derzeit der Internetauftritt des Bezirks mit professioneller Hilfe eine Neugestaltung und soll in seiner verbesserten Form im Herbst online gehen.

Über beide Wege lässt sich so etwa über die reichlichen personellen Veränderungen berichten, die es auch in jüngster Zeit zu verzeichnen galt. Daraus ergaben sich so manche Vakanzen, die nicht nur durch Pfarrerinnen und Pfarrer beherzt egalisiert wurden, sondern auch durch Lektoren sowie großen ehrenamtlichen Einsatz in den Gemeinden, lobte die Dekanin. Natürlich gab es auch Aufgabenmehrungen und Neubesetzungen. Brigitte Reinard etwa fungiert nun weiter als Dekanatsfrauenbeauftragte und Ansprechpartner für Ehrenamtliche, aber zusätzlich auch als Jugendreferentin. Mit Diakonin Ramona Leibinger ist die theologisch-pädagogische Stelle neu besetzt und mit Pfarrer Alexander Reichelt die zweite Pfarrstelle in Weißenburg. Letzterer durfte nun auch als neues Mitglied des Dekanatsausschusses gewählt und dort willkommen geheißen werden; nachberufen wurde in dieses Gremium Claudia Vorliczky. Große Entlastung habe es gebracht, dass es gelungen sei, mit Klaus Neumann einen Geschäftsführer für einen Teil der Kindergärten, Krippen und Horte zu gewinnen.

Beate Krauß hat ihr Amt als Dekanatsmissionspfarrerin angetreten - am Freitag, 27. April, gibt es ein Vorbereitungstreffen für die Reise in den Partnerdistrikt Boana in Papua Neuguinea im kommenden Jahr. Krauß zur Seite stehen die Dekanatsmissionsbeauftragten Susanne Burkhardt und Ruth Kamm, die Beauftragte für Krankenhausseelsorge ist Pfarrerin Sibylle Bloch. Die Dekanin blickte zudem auf den beeindruckenden Festgottesdienst zum 500-jährigen Reformationsjubiläum im vergangenen Jahr zurück, das eine "besonders wertvolle Frucht" hervorgebracht habe: die Bibellesebewegung "Bibel aktiv". Ein ganzes Dekanat mache sich heuer so auf den Weg, das Wort Gottes neu zu entdecken.

Erleichtert zeigte sich Gottwald-Weber darüber, dass für das Kattenhochstatter Dietrich-Bonhoeffer-Haus eine "verträgliche Lösung" gefunden worden sei. Es hört nun auf den Namen "Haus Noomi" und dient Frauen mit ihren Kindern als Zufluchtsstätte. In diesem Jahr erhofft sich das Pfarrkapitel neue Impulse von einer Englandfahrt im Sommer. Besucht wird die Diözese Hereford, zu welcher der Kirchenkreis Nürnberg eine Partnerschaft pflegt.

Durch eine Umstrukturierung frei gewordene Mittel sollen in die Förderung der Kirchenmusik fließen, die heuer besonders im Fokus stehe, so die Dekanin, bevor sie in ihrer Andacht die Anwesenden zu einer "persönlichen Tagesschau" einlud. Wie Gottwald-Weber lobte auch der stellvertretende Dekan und Schulreferent Frank Zimmer die große Solidarität unter den Geistlichen, insbesondere für die Bereitschaft, während der zahlreichen Ausfälle wegen der jüngsten Grippewelle so manche Stunde Religionsunterricht in Vertretung zu übernehmen. Insgesamt sei man an 22 Schulen mit 200 Wochenstunden tätig. Auf Grund der kleinteiligen Strukturen und Ungleichverteilung der Stunden komme es immer wieder zu Engpässen, "der Pufferspeicher fehlt". Trotzdem warb Zimmer dafür, "dass die Kirche sich nicht aus der Schule zurückzieht", denn dort "können wir noch Volkskirche sein, die alle erreicht".

Professor Werner Ritter blickte als Hauptreferent zunächst in die eigene Biografie, was wenig schmeichelhaft für Weißenburg war, wo er aufgewachsen ist. Der spätere Lehrstuhlinhaber an den Universitäten Bayreuth und Bamberg genoss dort den katholischen Kindergarten, der durch "Gehorsam und Unterordnung" geprägt gewesen sei. Doch auch die evangelische Kirche habe er in jungen Jahren als "grau" erfahren. Zudem sei dort "das Sündenbewusstsein kräftig geschürt worden". Die befreiende, glücklich machende Kraft des Evangeliums hat der heute 69-Jährige aber dann erfahren, als er sich selbst auf den Glaubensweg machte und wie Luther die Kernbotschaft der Bibel entdeckte, die bekanntlich auf Jesus Christus abzielt. So sei er, Ritter, auch zunächst erfreut über das Ansinnen von Landesbischof Heinrich Bedord-Strohms gewesen, im Rahmen des Reformationsjubiläums die Hand zur Ökumene auszustrecken und es als "Christusfest" zu feiern, was auch bei Kardinal Reinhard Marx als dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz auf positive Resonanz gestoßen sei. Trotz dieses positiven Ansatzes aber dürfe nicht vergessen werden, dass genau ein solches Christusfest im Alltag nicht möglich sei und die Kirchen zu verschiedenen Wegen gezwungen würden - und zwar "wegen einer vatikanischen Nein-Politik", so Ritter. Immerhin aber habe der ökumenische Ansatz dazu geführt, dass in Ausnahmefällen evangelische Christen an der katholischen Kommunion teilnehmen dürfen. Leider hätten diesbezüglich hier sechs bayerische Bischöfe wieder einen Rückzieher gemacht.

Als Ergebnis der folgenden Workshops warnte Diakon Lothar Michel in Weißenburg allerdings davor, nun wieder das "lutherische Messer" auszupacken, was Ritter freilich auch nicht wollte. Den Königsweg wies Klaus Neumann auf, der sich auf die Beziehung von Christen zu Muslimen bezog. Denn wenn man ihnen gegenüber etwa zur eigenen Überzeugung stehe und seinen Glauben fest vertrete, ernte man Akzeptanz. Auch eine Art Glaubensfreude.