Roth
Frauen als Mittelpunkt der Gesellschaft

Neue Spectrum-Ausstellung mit Werken von Ina Schilling eröffnet

21.05.2018 | Stand 23.09.2023, 3:18 Uhr
"Consilium" heißt das großformatige Gemälde, das Ina Schilling in ihrer Ausstellung zeigt. Da werden die zwölf Apostel zu Frauen. −Foto: Foto: Unterburger

Roth (HK) Unter dem Motto "Frauen und mehr ..." zeigt die bekannte Großschwarzenloher Künstlerin Ina Schilling in der Galerie des Kunstvereins Spectrum 43 Bilder, die alle einen Bezug zum Thema Frauen haben. Zur Vernissage erschienen zahlreiche Besucher und Künstlerkolleginnen und -kollegen.

Ina Schilling malt realistisch und spontan. Ihr Malstil ist beeinflusst vom Expressionismus und vom Kubismus. Die Künstlerin, ein Urgestein im Landkreis Roth, ist außerordentlich vielseitig. Sie zählt zu den kreativsten und bedeutendsten Malerinnen des Landkreises. Meisterhaft beherrscht sie die Malerei in Öl, Pastell, Kohle und Mischtechnik. Auch die Bandbreite ihrer Motive ist groß. Neben kleinen Bildformaten bevorzugt Ina Schilling riesige Formate, von denen sie auch in der aktuellen Ausstellung "Frauen und mehr ..." einige Exemplare ausstellt.

Einen breiten Raum in Ina Schillings Werke nehmen die Frauenbilder ein. Es sind Frauen voller Leidenschaft, in graziöser Haltung, in sinnlicher Vereinigung, in Meditation, in schwungvollem Tanz oder in Gedanken versunken. Die Frau ist als Partnerin, Mutter oder Großmutter der Mittelpunkt einer intakten Familie, Vermittlerin von Werten und Idealen sowie Trösterin. Sie, die Frau, ist eigentlich die Grundvoraussetzung für eine funktionierende Gesellschaft.

Ina Schilling spart in ihren Arbeiten die kulturellen und religiösen Unterschiede im Frauenbild nicht aus. Insofern ist sie auch eine politische Malerin. Blickfang der neuen Ausstellung ist ein drei Meter langes und 1,40 Meter breites Riesengemälde, das die Künstlerin "Consilium" nennt. Das Motiv ist angelehnt an das weltberühmte "Letzte Abendmahl" von Leonardo da Vinci. "Ich habe aus den langen Haaren der zwölf Apostel weibliche Apostel gemacht", erklärt die Künstlerin. Zentral hinter den Aposteln sieht man einen mächtigen Mond und die Erdteile in angedeuteter Form. "Frauen haben den gleichen Zyklus wie der Mond", so die Künstlerin.

Ein weiterer Blickfang sind die beiden Bilder "Jemanja-Feier" und "Jemanja-Feier Rio": Dunkelhäutige Frauen in weißen Gewändern stehen am Strand der Copa Cabana mit erhobenen Händen und blicken ins Meer. Im Hintergrund erkennt man den Zuckerhut von Rio. "Yemanja ist die Verkörperung der lebensspendenden Kraft des Meeres", erklärt Ina Schilling, die selbst viele Jahre in Brasilien gelebt hat. "Sie ist die Mutter allen Lebens. Zu ihren Ehren werden Opfergaben ins Meer geworfen: duftende Blumen, Parfüm, Spiegel, Schmuck, bunte Bänder, Kämme, Kerzen, Make-up, Puppen und andere Dinge."

Ina Schillings "Jemanja-Feier" zeigt die Feier am Neujahrstag. "In der Neujahrsnacht feiert jeder, der kann, weiß gekleidet am Strand, springt um Mitternacht über sieben Wellen, wünscht sich etwas und wirft ein paar Blumen für Yemanja ins Meer", erzählt Schilling. "Ursprünglich war Yemanja eine Flussgöttin in Nigeria, mit der Versklavung der Ureinwohner kam sie übers Meer nach Südamerika".

Weitere Frauenbilder tragen Titel wie "Mutter und Tochter", "Träume", "Inderin", "Okzident und Orient", "Multikulturell", "Verzweiflung", "Feuerwerk junger Herzen", "Spaziergang", "Werde frei", "Wohlhabende Inderin", "Kraft der Sonne", "Muslima", "Gut behütet", "Frau Holle", "Leichte Kleidung", "Rotblond", "Fortgeschrittenes Alter", "Befreit" oder "Ich lebe, frei" - um nur ein paar Titel zu nennen. Wie entsteht ein Bild bei Ina Schilling? "Ich werde angeregt durch die aktuelle Politik, durch Zeitungsartikel, durch Frauenbewegungen, durch thematische Ausschreibungen, durch interessante Vorkommnisse, die mich reizen, sie bildlich darzustellen und durch alles, was mich nervt", sagt die Künstlerin.

Die sehenswerte Ausstellung "Frauen und mehr..." ist eine Retrospektive Ina Schillings mit Werken der vergangenen 20 Jahre, in denen sie sich mit dem Thema Frauen und Frauenbilder künstlerisch auseinandergesetzt hat. Die Ausstellung in den Rothmühl-Passagen (EG), Willy-Supf-Platz 3 in Roth ist bis 16. Juni zu sehen. Öffnungszeiten jeweils samstags von 11 bis 13 Uhr.

Robert Unterburger