Nürnberg
Frankens Manager fliegen lieber nach Berlin

Zeitfaktor ist für viele entscheidend - Trotz neuer Strecke ist der ICE fast dreimal so lange unterwegs

12.11.2018 | Stand 02.12.2020, 15:15 Uhr
Dirk von Vopelius, Präsident der Industrie- und Handelskammer für Mittelfranken, ist bekennender Fan des Dürer-Airports. −Foto: Pelke

Nürnberg (npe) Viele Wirtschaftsvertreter aus Nürnberg bevorzugen immer noch den Flieger für einen Businesstrip nach Berlin.

Auch wenn die Bahn schneller geworden ist. Topmanagern wie Dieter Kempf, Präsident des einflussreichen Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), kann es manchmal eben nicht schnell genug gehen.

Mit der Bahn nach Berlin oder doch lieber mit dem Flugzeug von Nürnberg in die Hauptstadt? Diese Frage stellt sich auch die fränkische Wirtschaft. "Das Flugzeug ist die beste Wahl, um Berlin schnell und entspannt zu erreichen", sagt der Nürnberger Flughafengeschäftsführer Michael Hupe.

Doch mit der Eröffnung der neuen Bahnstrecke zwischen Nürnberg und Berlin hat die Schiene gegenüber dem Flugzeug aufgeholt. Mit der schnellen ICE-Verbindung benötigen Bahnreisende aus Franken nur noch knapp drei Stunden in die Hauptstadt. Airlines wie Eurowings versuchen ihre Poleposition mit noch mehr Flugangeboten zu verteidigen. Um die schnelle Bahn in Schach zu halten, hebt allein diese Fluggesellschaft im neuen Winterflugplan bis zu viermal täglich nach Berlin ab. Die erste Eurowings-Maschine startet bereits um kurz nach sieben Uhr in Nürnberg und landet genau 60 Minuten später um 8.10 Uhr auf dem Flughafen Tegel im Herzen der Hauptstadt. So schnell ist die Bahn trotz aller Anstrengungen noch nicht geworden.

Trotzdem schätzen Topmanager und Dauerpendler wie Dieter Kempf die neue Schienenkonkurrenz. Der BDI-Präsident wohnt in Franken und muss praktisch ständig in der Hauptstadt präsent sein. "Mindestens 50 Prozent meiner Reisen zwischen den beiden Städten mache ich mittlerweile mit der Bahn", sagt Kempf. "Der Brutto-Zeitbedarf ist nur unwesentlich länger und ich kann auf der Bahnfahrt deutlich besser arbeiten, Reden vorbereiten oder mich ausruhen. "

Professionelle Travel-Manager wie Inge Pirner wissen allerdings, dass die Wahl des Verkehrsmittels nicht nur von den nackten Zahlen wie der Reisedauer und den Fahrtkosten bestimmt wird. "Geschäftsreisende müssen möglichst stressfrei unterwegs sein. Der Preis ist nicht entscheidend", betont Inge Pirner, die seit fünf Jahren beim Nürnberger Softwareunternehmen Datev für das Reisemanagement der rund 6000 Mitarbeiter verantwortlich ist und sich gleichzeitig im Präsidium des Deutschen Geschäftsreise-Verbandes (VDR) engagiert. Wichtiger als beispielsweise die Höhe der Reisekosten seien passende Ankunfts- und Abfahrtszeiten. Die Faustregel dabei lautet: Morgens rechtzeitig beim Termin, abends nicht zu spät bei der Familie. "Wir achten sehr darauf, dass die Kollegen nicht nach 21 Uhr zu Hause sind", versichert Pirner.

Mindestens genauso wichtig ist, dass Meetings nicht auf der Strecke bleiben. Die sind schließlich der eigentliche Grund der Reise. Um die vielen Termine an einem Reisearbeitstag einhalten zu können, setzen Business-Traveller noch immer häufig auf den Flieger. Der knappe Zeitvorteil beim Fliegen ist für Dieter Kempf ebenfalls häufig ausschlaggebend. Besonders wenn die Zeit zwischen Nürnberg und Berlin mal wieder drängt. "Die Flugverbindung von Berlin nach Nürnberg am Nachmittag ermöglicht mir an jenen Tagen, an denen meine Berlin-Termine rechtzeitig enden, dass ich am frühen Abend zu Hause sein kann", erklärt der BDI-Präsident weiter.

Der Zeitfaktor ist für Vielflieger häufig entscheidend, ist sich auch Travel-Managerin Inge Pirner sicher. Für einen Tagestrip nach Berlin würden viele Geschäftsreisende beispielsweise den Frühflieger ab Nürnberg zum Flughafen Tegel nehmen. Pirner verweist darauf, dass der erste ICE-Express erst um zehn Uhr am Hauptstadtbahnhof ankomme. Weiter verschieben dürfte sich der geschrumpfte, aber immer noch vorhandene Wettbewerbsvorteil des Flugzeugs laut Pirner erst, wenn die Dauerbaustelle Berlin-Brandenburg-Airport irgendwann doch fertig werden sollte. Dann werden die Wege aus Franken ins Zentrum der Hauptstadt wesentlich weiter und die schnelle Bahnverbindung nach Berlin interessanter.

Spätestens bis dahin nutzen fränkische Geschäftsreisende wie Dirk von Vopelius, amtierender Präsident der Industrie und Handelskammer für Mittelfranken, wohl immer noch vorwiegend den Flieger. "Ich fliege lieber nach Berlin", gibt von Vopelius nach der Landung am Albrecht-Dürer-Airport unumwunden zu und schwärmt von den kurzen Wegen. "Der Nürnberger Flughafen ist sensationell. Ich bin ein echter Fan des Dürer-Airports. "