Thalmässing
Fleißige Arbeit auch ohne Bagger und Kran

Architekt stellt Marktrat den Stand der Planungen für das neue Sportzentrum vor - Baubeginn Frühjahr 2020

12.12.2018 | Stand 23.09.2023, 5:22 Uhr
Die Böschung, in die das Sportzentrum hineingebaut werden soll, ist eine Herausforderung für die Planer. −Foto: Karch

Thalmässing (HK) Um das größte Projekt in der Geschichte der Marktgemeinde Thalmässing, den Neubau eines Sportzentrums, war es in den vergangenen Monaten ruhig geworden - aber nur in der Öffentlichkeit. Hinter den Kulissen wurde neu geplant, die Umsetzbarkeit neuer Ideen überprüft und Fachbüros eingeschaltet. Und alles mit Blick auf die Vorgaben der Zuschussgeber. Den aktuellen Stand der Planungen hat nun Architekt Tobias Wieland in der Sitzung des Marktrats erläutert.

"Man sieht noch keinen Kran und keine Bagger, aber es wird schon fleißig gearbeitet", versicherte Bürgermeister Georg Küttinger den Mitgliedern des Marktrats, aber auch den Zuhörern am Dienstagabend. Damit überhaupt ein Architekturbüro mit der Planung beauftragt werden konnte, musste im August 2018 zwischen der Marktgemeinde und dem TV06 eine Bauherrengemeinschaft gegründet werden. So wollten es die Zuschussgeber - für den Schulsport die Regierung von Mittelfranken und für den Breitensport der Bayerische Landessportverband (BLSV). Und deren Vorgaben müssen penibel eingehalten werden, unterstrich der Bürgermeister. Als Beispiel für eine solche Vorgabe nannte er den für den Schulsport vorgeschriebenen Kraftraum. Nur wenn er von der Halle selbst einsehbar ist, reicht eine Größe von 35 Quadratmeter, sonst muss er 65 Quadratmeter groß sein.

Im Oktober wurden die Möglichkeiten vorgestellt, wie das Untergeschoss genutzt werden kann, nachdem sich die Schützengesellschaft Thalmässing aus dem Projekt zurückgezogen hatte. "Und jede Änderung eines Bereichs zieht Anpassungen in den anderen Räumen nach sich." Als öffentliches Gebäude muss das neue Sportzentrum auch barrierefrei sein. Barrierefreiheit schafft man aber nicht nur mit ebenerdigen Zugängen, Aufzug und breiteren Türen, sondern man braucht beispielsweise auch kontrastreiche Schalter und ein Behinderten WC mit Dusche und einer Liege zum Ausklappen.

"Oft gab es wöchentlich neue Ideen", fasste Küttinger zusammen und lobte das Architekturbüro Gömmel und Wieland aus Wendelstein: "Es ist mehr als zufriedenstellend gelungen, fast alle Wünsche einzubeziehen." Deshalb möchte man nun auch nicht mehr groß umplanen, "außer uns laufen die Kosten davon".

Nicht geändert hat sich laut Architekt Tobias Wieland die grundsätzliche Positionierung des Sportzentrums im Hang, die die Planer vor die Herausforderung stellt, dass sie zehn bis zwölf Meter Höhenunterschied überwinden müssen. Eigentlich wollten die Architekten schon "heuer im Januar ganz euphorisch Fahrt aufnehmen", mussten dann aber auf die Gründung der Bauherrengemeinschaft im August warten. In den vergangenen Monaten hat sich das Projektteam mit Mitgliedern aus Gemeinde, Verein, Architekturbüro und Fachplanern einmal pro Woche getroffen.

Wieland skizzierte grob den Zeitplan für die Realisierung des Projekts. Im Frühjahr 2019 wird die Planung dem Marktrat vorgestellt, dann auch mit einer belastbaren Kostenschätzung. Im Herbst 2019 sollen die Aufträge ausgeschrieben werden. Im März 2020 soll mit dem Rohbau begonnen werden, für den Wieland ein Jahr veranschlagt. Mit der Fertigstellung rechnet er im März 2022.

In den vergangenen Monaten wurden bereits Statiker, Fachplaner für Brandschutz, Haustechnik und Elektrotechnik sowie das Inklusionsnetz für die Barrierefreiheit in die Planung einbezogen. Spannend wird es in wenigen Wochen, wenn das Ergebnis des Bodengutachtens zeigt, was in Sachen Gründung des Bauwerks getan werden muss und ob der Aushub ortsnah wieder eingebaut werden kann. Das würde viel Geld sparen.

Das Projektteam hat sich bereits zwei Turnhallen angeschaut, zwei weitere stehen noch auf der Liste. Die Planer haben aber nicht nur den Neubau selbst, sondern auch die Infrastruktur während des Baus und die Einrichtung der Baustelle im Blick. Auch das wird eine Herausforderung sein, schließlich müssen Schule, Freibad und Tennisplätze erreichbar sein.

Im Untergeschoss des Sportzentrums wird nun statt der Schützen eine Mensa für die Schule mit 120 Plätzen einziehen. Sie ist von der Straße aus ebenerdig zu erreichen. Auf dieser Ebene wird es auch drei transportable Tischtennisplatten geben. Für die Abendnutzung als Veranstaltungsraum kann auch eine Bühne aufgebaut werden. Mit der Bestuhlung gibt es dann 308 Plätze. Auf dieser Ebene gibt es auch eine Küche, verschiedene Lagerräume und Platz für die Stühle.

Aufgrund der unterschiedlichen Raumhöhen entsteht eine Zwischenebene mit einer fünf Meter hohen Wand zum Bouldern. Auf der nächsten Ebene gibt es die 2,5-fach Halle, einen Gymnastikraum, einen Kraftraum, ein Behinderten WC und einen Sanitätsraum. Von dieser Ebene gibt es einen ebenerdigen Ausgang zum Leitenweg. Das dritte Geschoss erhält eine Tribüne mit zwei Sitzreihen und Platz für rund 180 Besucher, Toiletten, einen Gastronomiebereich für Fußballveranstaltungen mit Außenterrasse auf Platzniveau sowie fünf Umkleidekabinen. Beheizt wird das Sportzentrum mit Pellets. Die Heizung wird im Keller der Schule untergebracht anstelle des bisherigen 100000 Liter Heizöltanks. Eventuell kann daran auch die alte Turnhalle, falls sie stehen bleibt, einmal angeschlossen werden.

Die Liste, die noch abgearbeitet werden muss, ist lang, so Wieland. So wird es demnächst um die Parkplätze gehen, die Entwässerung des Leitenwegs, die Vorstellung der Planung im Landratsamt und bei der Regierung von Mittelfranken. Auch die Küchenplanung soll vergeben werden.

"Als Kraftakt für eine Gemeinde dieser Größe" stufte Michael Kreichauf (CSU) den Bau des Sportzentrums ein. Doch sei der Bedarf vorhanden. Das Sportzentrum sei auch ein Stück Lebensqualität. Dass die Mensa in das Gebäude integriert wird und es auch einen Veranstaltungsraum gibt, bewertete Kreichauf als sehr positiv.

Er hätte gerne eine aktuelle Kostenschätzung gehabt. Doch die gibt es laut Wieland derzeit nicht. Er habe "jedoch ein gutes Gefühl", versicherte der Architekt, weil er jeden Zentimeter in Höhe und Größe hinterfragt habe. So wurde die Geschosshöhe um einen Meter reduziert und Lagerflächen gestrichen. "Die Halle hat das, was sie braucht, aber ich sehe keine Luft nach oben. Ich habe mit jedem Zentimeter gegeizt." Bis zum März 2019 soll die Kostenschätzung vorliegen, dann steht für den Marktrat die Entscheidung an.

Heinz Müller (CSU) konnte sich einen Satz nicht verkneifen: "Ich hätte es auch gut gefunden, wenn die Schützen mitgemacht hätten."

Andrea Karch