Allersberg
Flächennutzungsplan und Landschaftsplan geändert

Allersberger Marktrat wartet aber noch auf Stellungnahmen der Regierung von Mittelfranken und des Planungsverbandes

17.09.2019 | Stand 23.09.2023, 8:37 Uhr
So ruhig wie auf diesem Bild ist der Verkehr eher selten rund um den Regionalbahnhof in Altenfelden. Die von der Marktgemeinde angestrebten Industrieflächen auf der linken Seite der Kreisstraße bringen einer Untersuchung zufolge aber nur eine zusätzliche Lärmemission von unter einem Dezibel, was nur einer kleinen Veränderung entspricht. Denn wegen A9 und ICE-Strecke sei der Lärmpegel schon hoch. −Foto: Münch

Allersberg (HK) Mit der Ausweisung von Industrieflächen westlich von Altenfelden hat sich der Allersberger Martkgemeinderat in seiner Sitzung am Montagabend befasst.

Da einige Stellungnahmen im Rahmen der frühzeitigen Beteiligung der Behörden und Träger öffentlicher Belange noch ausstehen, sollen diese in der Oktobersitzung separat behandelt werden. Aber eine Festlegung für die Änderung des Flächennutzungsplanes und des Landschaftsplanes wurde bereits beschlossen.

Demnach sollen die schon seit vielen Jahren vorgesehenen Flächen nördlich, westlich und südlich des Regionalbahnhofs auch künftig als gewerbliche Bauflächen dargestellt werden. Von der bereits im Flächennutzungsplan festgelegten Darstellung von Industrieflächen rückt man ab und überlässt die Ausweisung als Industriegebiet dem Bebauungsplan. Hier sei man frei, ob es letztlich ein Gewerbegebiet oder ein Industriegebiet werden soll, wie Planer Guido Bauernschmitt vom Büro Team 4 aus Nürnberg darlegte.

Auf jeden Fall soll aber schon bei der Flächennutzungsplanung darauf hingewiesen werden, dass es auch in einem künftigen Industriegebiet Einschränkungen geben wird, die sich vor allem auf die Nutzung und die Auswahl des sich niederlassenden Gewerbes beziehen werden. Das wird für beide Flächen gelten, sowohl für den Industriepark Allersberg West II im Bereich nördlich und westlich des Regionalbahnhofs als auch für den Industriepark Allersberg West I, der sich einmal südlich des Regionalbahnhofs befinden wird.

Bürgermeister Daniel Horndasch ließ in der Marktratssitzung am Montagabend eingangs die Allersberger Historie für die Ausweisung von gewerblichen Bauflächen Revue passieren, die schon ab 1960 und mit der Grundwasserförderung durch die Stadt Fürth im Bereich westlich von Altenfelden beginne.

Auch sein Vorgänger Bernhard Böckeler habe schon die Ausweisung von Industrieflächen beabsichtigt und verfolgt, sagte Horndasch. Er erinnerte auch an die im Jahr 2010 geplante Niederlassung von Edeka, wo bereits rund 30 Hektar Fläche nötig gewesen wären, und die damalige Beschlussfassung im Marktgemeinderat, in diesem Gebiet Flächen für eine spätere gewerbliche Nutzung aufzukaufen.

Guido Bauernschmitt befasste sich dann mit den wesentlichen Einwendungen, die sich im Rahmen der bisherigen Verfahrensschritte ergeben hatten. Und er machte deutlich, dass gerade in dem nördlichen Bereich (Industriepark Allersberg West II) der Landschaftsplan schon jetzt eine künftige gewerbliche Nutzung zeige. Lediglich im südwestlichen Bereich sei nun eine kleinere Fläche zusätzlich mit aufgenommen worden. Dies sei aber der niedrigste Geländepunkt, an den das ohnehin geplante und auch notwendige Regenrückhaltebecken kommen könne.

Auch einer Pufferzone zum Vogelschutzgebiet (FFH-Gebiet) redete Planer Bauernschmitt das Wort. Denn die Lage dieses Gebiets sei genau bekannt und im Bebauungsplan sei diese Pufferzone ohnehin eingeplant. Also könnte sie auch in der Änderung des Flächennutzungsplanes bereits dargestellt werden.

Auch der Entzug von Pachtflächen für landwirtschaftliche Nutzungen spielte in den verschiedenen Einwendungen eine größere Rolle. Hier sei man bereits dabei, Ersatzpachtflächen zu finden, so Horndasch. Und zum anderen könnten Ausgleichsflächen teilweise auch so gestaltet werden, dass sie von Landwirten bewirtschaftet werden können, ergänzte Bauernschmitt.

Von einem ausgearbeiteten Quadrantenmodell für die Standortwahl berichtete Ulrich Dykiert von der EBB Ingenieurgesellschaft in Regensburg. Dieses Modell war bereits im Jahr 2017 für das Gebiet der Marktgemeinde erstellt worden. Danach ergeben sich die Nutzung Wohnen für den nordöstlichen Bereich der Marktgemeinde, Landwirtschaft für den südöstlichen, Freizeit für den südwestlichen und Gewerbe für den nordwestlichen Quadranten.

Der Hauptort sei auf drei Seiten durch Landschaftsschutzgebiete und den Lorenzer Reichswald umschlossen mit der Folge, dass eine Weiterentwicklung bestehender Gewerbebetriebe nicht möglich sei. Der südliche Teil des Marktgebiets liege im Einzugsbereich des Freizeit- und Naherholungsgebiets Rothsee, wo ebenfalls keine gewerbliche Entwicklung erfolgen könne, so dass eine gewerbliche Entwicklung nur im nordwestlichen Quadranten möglich sei und hier die sehr günstige Verkehrsanbindung an die Autobahn und den Regionalbahnhof mit Pendlerparkplatz hinzukomme, so Dykiert.

Er listete auch die Verkehrsprognosen für das Jahr 2035 auf. So könnten es - im Falle einer Ausweisung der gewerblichen Bauflächen - auf den Staatsstraßen täglich bis zu 9000 Fahrzeuge werden, während ohne Ausweisung nur rund 2700 Fahrzeuge pro Tag erwartet werden.

Dykiert sprach auch davon, dass sich den Berechnungen zufolge eine zusätzliche Lärmemission von unter einem Dezibel ergebe, was einer nur unwesentlichen Änderung zu heute entspricht. Denn es dürfe nicht vergessen werden, dass es gerade in Altenfelden wegen Autobahn und ICE-Strecke schon hohe Lärmpegel gebe.

Was den Umweltschutz angehe, seien die Untersuchungen in Absprache mit der Unteren Naturschutzbehörde bereits erfolgt. In der speziellen artenschutzrechtlichen Prüfung sei dabei nachgewiesen worden, dass keine Verbotstatbestände einschlägig seien und Ausgleichsmaßnahmen für Vogelarten möglich seien.

Zum Thema Grundwasser und dem Wasserschutzgebiet der infra Fürth machte Dykiert deutlich, dass eine Grundwasserentnahme und eine geothermische Nutzung ausgeschlossen werden, um in den Grundwasserspiegel nicht einzugreifen. Für das Oberflächenwasser seien zudem umfangreiche Regenrückhaltungen samt Vorreinigung und Drosselung vorgesehen.

Die Abwägung für die verschiedenen und teilweise recht umfangreichen Stellungnahmen im Rahmen der frühzeitigen Bürgerbeteiligung und der frühzeitigen Anhörung der Behörden und Träger öffentlicher Belange wurde vom Marktgemeinderat gegen die Stimmen von Diana Köstler und Norbert Schöll (beide CSU) beschlossen, soweit sie dem Markt bereits vorlagen. Vor allem die Stellungnahmen der Regierung von Mittelfranken und des Planungsverbandes, denen laut Bürgermeister Horndasch jeweils Fristverlängerungen zugestanden wurden, werden in der Oktobersitzung folgen.

Weitere Berichte zur Allersberger Marktratssitzung folgen in unserer morgigen Ausgabe.

Reinhold Mücke