Kraftsbuch
Vom Saatkorn zur Semmel

Beim Ferienprogramm lernen die Kinder auf dem Hof der Familie Schmidt jede Menge über den Ackerbau und das Getreide

12.09.2018 | Stand 23.09.2023, 4:03 Uhr
Mit der Landwirtschaft bestens vertraut sind viele Kinder, die auf dem Hof von Landwirt Thomas Schmidt am Ferienprogramm teilnehmen. Sie kennen nicht nur die Maschinen, sondern können auch verschiedene Getreidearten unterscheiden. −Foto: Schmidt

Kraftsbuch (HK) Das Beste kam zum Schluss: Zwar gab es nicht, wie der Titel im Ferienprogramm versprach, Semmel zu genießen, aber zum Abschluss des Erlebnisparcours rund um das Getreide durften die Kinder auf dem Hof von Iris und Thomas Schmidt selbst Stockbrot backen.

Auf dieses waren sie zu Beginn des Parcours noch nicht gekommen, als Schmidt nach der Vorstellung aller Kinder fragte, wozu denn Getreide verwendet wird. Allerdings stellte sich hier schon heraus, dass es sich bei den Jungen und Mädchen im Alter von sechs bis zwölf Jahren, die zum Betriebsbesuch gekommen waren, um besonders gut informierte und interessierte junge Menschen handelte. Nicht nur das gerade erst zu Hause genossene Müsli kam den Kindern in den Sinn, auch der Kuchen, das Futter für die Tiere und sogar den Grünkernbratling identifizierten die Kinder als Produkt aus Getreide. Die zehnjährige Océane wusste, dass auch Reis eine Getreideart ist und die zwölfjährige Celina hatte in der Schule gelernt, dass auch Mais zu den Getreiden gehört und alle ganz unterschiedliche Anforderungen an den Bauern stellen, um gut zu wachsen.

Dass dieses Wachstum im Boden beginnt, zeigte der Bauer Schmidt dann in einem Rundgang durch die verschiedensten Maschinen zur Bodenbearbeitung. Da die Ernte in diesem Jahr wegen der Trockenheit und Hitze besonders früh abgeschlossen war, war außer dem Mais natürlich kein stehendes Getreide mehr auf den Feldern zu entdecken. Anhand eines Rapsfeldes zeigte der Landwirt den Kindern welche Schritte notwendig sind, um im nächsten Sommer wieder Weizen vom Acker zu ernten. Zuerst wird nach der Ernte der Vorfrucht der Boden flach bearbeitet, um möglichst viele Unkräuter und auch ausgefallenes Getreide oder Raps zum Keimen zu bringen - "mit der Scheibenegge" wie der über die Landtechnik bestens informierte sechsjährige Johannes aus Obermässing die große Anbaumaschine sofort identifizierte. "Und danach wir gepflügt", konnte er ebenfalls aus seinem Erfahrungsschatz beisteuern, obwohl zu Hause gar keine Landwirtschaft betrieben wird. Schmidt zeigte auch noch einen Grubber und erklärte, wie zum Teil auch ohne Pflug gearbeitet wird, um möglichst viele Würmer und anderes Bodenleben zu erhalten.

Danach ging es mit einer Säkombination auf den Acker, um die ersten Saatkörner in die Erde zu bringen. Interessiert beobachteten auch die Zwillinge Hannah und Emma genau, wie von der Maschine zuerst der Boden eingeebnet wird und dann mit scheibenförmigen Scharen die Körner genau in Reihe und exakter Tiefe abgelegt werden. Anhand eines Düngerstreuers und einer großen Pflanzenschutzsspritze wurde dann gezeigt, welche Maßnahmen nötig sind, um im nächsten Jahr wieder eine gute Ernte einfahren zu können.

Bevor es dann zur Entdeckung der Dreschtechnik ging, machten sich die Kinder noch auf den Weg "in die Sauerstoffdusche" - wie der Landwirt den kleinen Ausflug mitten in den Maisacker nannte. "Hier ist wunderbare Luft", bemerkte die achtjährige Johanna sofort, als sie sich durch den Mais einige Meter in das Feld geschlängelt hatte. Erstaunt erfuhren die Kinder, dass ein Maisfeld in der Größe eines Fußballplatzes so viel Sauerstoff zum Atmen produziert, wie 50 Erwachsene in einem Jahr verbrauchen. "Der Mais ist jetzt besonders wertvoll auch für das Wild", erläuterte Thomas Schmidt anhand von einigen entdeckten Fährten den Kindern. Besonders nach der Ernte des übrigen Getreides bieten einzig die Maisäcker den Wildtieren noch bis zu zwei Monate Schutz und Deckung.

Danach ging es dann zum Mähdrescher, an dem genau die Arbeitsschritte vom Abmähen des Getreides bis zum Ausdreschen und dem übrig bleibenden Stroh erläutert wurden. Auf einem frisch gepressten großen Strohballen stellten sich dann auch alle zum Gruppenbild auf.
Zurück auf dem Hof hatte Thomas Schmidt ein Getreideartenquiz aufgebaut und war erstaunt, dass die Kinder die Getreidearten des Betriebes so gut erkannten. Weizen, Gerste und Hafer waren für alle kein Problem, selbst Dinkel und Einkorn wurden von Johannes und Océane erkannt. Einzig der Unterschied zwischen Roggen und Triticale war noch zu erklären. Nun konnten die Kinder zur Vorbereitung des anschließenden Stockbrotessens mit einigen Mörsern selbst testen, welch schwere Arbeit die Mühlen zu verrichten haben, um aus dem Getreide das gewünschte Mehl zu mahlen. Glücklicherweise hatte Iris Schmidt den Teig für die Stockbrote schon vorbereitet, so dass die Kinder nur noch ihre Holzstöcke über dem Feuer drehen mussten, bis sie das heiße Stockbrot direkt genießen konnten. Zum Abschluss lud Thomas Schmidt die Kinder ein, bald wieder auch mit der Schule einen Bauernhof zu besuchen. Sie müssten den Wunsch nur an ihre Lehrer herantragen, die dann vom Bauernverband jederzeit Betriebe zur Besichtigung organisiert bekämen.

Thomas Schmidt