Hilpoltstein/Allersberg
Ferdinand Mang zieht in den Landtag ein

40-jähriger Allersberger schafft es als einer von drei mittelfränkischen AfD-Listenkandidaten ins Maximilianeum

16.10.2018 | Stand 02.12.2020, 15:27 Uhr
Der zweite Mann für den Landkreis Roth in München: AfD-Kandidat Ferdinand Mann aus Allersberg hat es als Listenkandidat in den Landtag geschafft. Bei der Wahl erhielt er 10 Prozent der Erststimmen im Landkreis Roth und belegte damit den fünften Platz hinter dem Stimmkreissieger Volker Bauer (CSU, 36,9), Thomas Schneider (FW, 15,0), Andreas Hofmann (Grüne, 14,3) und Marcel Schneider (SPD, 11,6). −Foto: Münch

Allersberg/Hilpoltstein (HK) Der Landkreis Roth bekommt nach zehn Jahren wieder einen zweiten Landtagsabgeordneten - aber es ist keiner aus den Reihen von SPD, Freien Wählern oder Grünen. Seit gestern Nachmittag steht fest, dass der 40-jährige Ferdinand Mang aus Allersberg als einer von drei mittelfränkischen Listenkandidaten der Alternative für Deutschland (AfD) ins Maximilianeum einzieht.

Mehr als 7300 Erststimmen aus dem Landkreis Roth und dazu über 7500 Zweitstimmen aus den elf anderen Stimmkreisen im Bezirk Mittelfranken: Mit diesem Ergebnis hat es Ferdinand Mang geschafft. Hinter dem mittelfränkischen AfD-Spitzenkandidaten Raimund Swoboda aus dem Landkreis Neustadt/Aisch und Ralph Müller aus dem Stimmkreis Nürnberger Land zieht der 40-jährige Allersberger als Nummer drei der mittelfränkischen AfD-Liste in den neuen Bayerischen Landtag ein.

"Das ist mein persönliches Wunder von Bern", sagte Ferdinand Mang, dessen Vater Rudolf 18 Jahre lang den Allersberger CSU-Ortsverband führte. Der Junior kehrte der CSU dagegen den Rücken. Erst vor einem Jahr hatte er seinen Mitgliedssantrag bei der AfD abgegeben und jetzt soll er seine Partei und den Landkreis Roth für die nächsten fünf Jahre im Maximilianeum vertreten. "Wenn mir das jemand vor einem Jahr so gesagt hätte, dann hätte ich es nicht geglaubt." Auf einer Skala von Null bis Zehn sei seine Wahl zum Bayerischen Landtagsabgeordneten "eine glatte Elf", sagte der Rechtsanwalt, der gestern nach einem dreiwöchigen Urlaub für den Wahlkampf erstmals wieder an seinen Schreibtisch in Nürnberg zurückgekehrt war und im Büro die Auszählung über die Internetseite der Landeswahlleitung aufgeregt mitverfolgte. "Da ist man natürlich komplett angespannt", sagte Mang. "Das Warten auf die Ergebnisse ist extrem nervenzehrend."

Schon bevor die letzten Stimmkreise ausgezählt waren, bekam Ferdinand Mang gestern Nachmittag die ersten Gratulationen. Der Grund für seinen Erfolg waren die vielen Zweitstimmen, die er erhielt. Nach Auszählung aller Stimmkreise hatte der Allersberger mehr Stimmen aus allen anderen Teilen Mittelfrankens auf seinem Konto als aus seinem Heimatlandkreis Roth. Darin sieht Mang den Lohn für einen Wahlkampf, den er weit über den Landkreis hinaus geführt habe. "Ich habe mich vor keiner Einladung gedrückt, die ich erhalten habe", sagte Mang. Während die AfD bei verschiedenen Podiumsdiskussionen im Landkreis Roth ausdrücklich ausgeladen wurde, habe er beispielsweise im Nürnberger Land an Podiumsdiskussionen teilgenommen - und dort offenbar punkten können. "Man konnte mich also kennenlernen, wenn man mich kennenlernen wollte", sagte Mang.

Nach der heftigen Ablehnung, die er während des Wahlkampfs erlebte, sei er sich jetzt auch der Ausgangslage im Landtag bewusst, "dass niemand etwas mit der AfD zu tun haben will". Ferdinand Mang will jedoch "allen politischen Gegnern die Hand reichen" und für einen konstruktiven Meinungsaustausch eintreten. Trotzdem stellt er sich auch auf weitere Anfeindungen ein. "Damit muss ich rechnen, nachdem ich mich für diesen Weg entschieden habe."

Wofür er als Landtagsabgeordneter antreten will, sind solzialpolitische Themen, sagte Mang. "Da hängt einfach mein Herz dran." Altersarmut, Pflegenotstand und die Wohnungsnot seien ganz große Themen, die angepackt werden müssten. Als AfD-Abgeordneter im Landtag will er sich "sachlich in die Debatten einklinken" und aus der Opposition heraus so viele Anstöße wie möglich geben.

Insgesamt gesehen betrete er jetzt allerdings völliges Neuland, räumte der Allersberger ein. "Über vieles bin ich mir jetzt noch nicht im Klaren, das gebe ich ganz offen zu. Ich will jetzt aber schnell lernen, wie die parlamentarische Arbeit funktioniert", sagte Mang, dessen erster Tag als Landtagsabgeordneter schon feststeht. Am 5. November findet im Maximilianeum die konstituierende Sitzung statt.

Die Fraktion der AfD, die erstmals in den Bayerischen Landtag eingezogen ist, ist dann 22 Abgeordnete stark. Viele seiner neuen Kollegen kennt Mang noch gar nicht persönlich. Deshalb werde es vor der konstituierenden Sitzung schon ein Treffen geben, um abzustecken, "wer was besonders gut kann" und wer für welche Aufgaben in Frage kommt. Und egal, welche Aufgaben es dann für Ferdinand Mang sein werden: "Ich will mich dann mit voller Kraft meiner Aufgabe widmen."

"Begeisterung sieht anders aus"

Hilpoltstein (rok) Der CSU-Landtagsabgeordnete Volker Bauer ist nicht gerade erfreut darüber, dass mit Ferdinand Mang ausgerechnet ein AfD-Mann der zweite Vertreter des Landkreises Roth im Landtag wird. "Begeisterung sieht anders aus", sagt Bauer als er gerade im Zug zurück von München sitzt. Die CSU-Fraktion hat gerade beschlossen, am heutigen Mittwoch Koalitionsverhandlungen mit den Freien Wählern aufzunehmen. Deren Direktkandidaten im Landkreis, Thomas Schneider, hätte Bauer lieber im Maximilianeum gesehen. "Eine Zusammenarbeit mit ihm hätte ich mir gut vorstellen können. Wir wären sicherlich ein tolles Team gewesen. "

Wie die mögliche Zusammenarbeit dem AfD-Mann Mang aussehen wird, weiß Bauer noch nicht, da müsse man sich erst herantasten. "Wir probieren es mal. Wenn der Ton in Ordnung ist, werden wir auf jeden Fall miteinander reden. " Sollte die AfD allerdings eine "provokative Show abziehen", dann werde man sie schnell ignorieren, sagt Volker Bauer. Die AfD sei sicher eine politische Herausforderung, "aber es muss anständig und demokratisch bleiben".

Der Rother Landrat Herbert Eckstein (SPD) sieht den Einzug von Ferdinand Mang leidenschaftslos. "Ich kenne ihn nicht und kann nichts über ihn sagen. " Sicher hätte es ihn mehr gefreut, wenn aus dem Landkreis Roth Thomas Schneider (FW), Marcel Schneider (SPD) oder Thomas Hofmann (Grüne) in den Landtag eingezogen wären, gibt Eckstein zu, aber zurücksetzen werde er Mang nicht. "Die Abgeordneten werden alle gleich behandelt, wenn sie eine Anfrage stellen. "