Obermässing
Grauenhafter Abend im Gruselkabinett

Obermässing feiert erstes heimisches Prinzenpaar nach drei Jahren - Thron und Insignien zurückerobert

19.01.2020 | Stand 23.09.2023, 10:06 Uhr
Sorgen als Spinnen für einen "vernetzenden" Auftritt: die Bella Bambinas. −Foto: Leykamm

Obermässing - Es ist geschafft: Der Narrenthron Obermässing ist wieder in heimischer Hand.

Bei der Prunksitzung des Faschinxvereins nehmen Dirk I. und Silke I. die Insignien der Karnevalsmacht entgegen. Sie bilden das 22. Prinzen- und damit ein Jubiläumspaar der Fosnatniegl. Trotzdem wird es ein "grauenhafter Abend". Was aber ein Kompliment ist, lautet das Motto doch "Gruselkabinett".

Knochenhände und Fledermäuse toben da schon zu Beginn über das Bühnenbild, neben dem der Vereinsvorstand, bekannt als "Die wilde 13", schaurig schön auf das Geschehen einstimmt. Auf vielen Schädelmasken tummeln sich aber auch Blumen. So schlimm kann es also nicht werden - oder sind hier die Horror-Hippies los? Auf jeden Fall sind es die Hexen, die eifrig um die neuen Tollitäten herumfegen, als die beiden unter großem Beifall durch die voll besetzten Reihen schreiten.

Beim Drachenfest im Oktober hat das Obermässinger Ehepaar Holzinger der Ruf erreicht, dem es nur zu gerne folgte. Der 43-jährige selbstständige Landschaftsgärtner war darauf bestens vorbereitet - gehört er doch zu den Gründungsmitgliedern des Vereins, der nun seine 23. Session eingeläutet hat. Die 40 Jahre alte Referentin für internationales Steuerrecht ist zwar Niegl-Neuling, hat sich aber sofort integriert und sogar die neue Gruppe namens Wilde Wespen mittrainiert. Gemeinsam mit Corinna Wettemann, die sie nicht nur gründete, sondern auch Inhaberin einer Hilpoltsteiner Tanzschule, hat sie dem Paar selbst die richtigen Schritte beigebracht.

Doch vor dem Prinzenwalzer darf erst einmal gekrönt werden. Um die Insignien der Macht zu "brauen", braucht es diesmal aber eine ordentliche Portion "Froschschenkel und Hasendreck", wofür Oberhexe Sandra Frank sorgt. Die Pflichten des Paares sind delikat: Sie soll "den Kater des Mannes pflegen, auch wenn er keinen Hexenbuckel hat". Und er soll sie "vor bösen Wesen schützen - und alle anderen vor ihr, wenn die Frau ein böser Besen ist".

Die vierfachen Eltern geloben ihre Aufgaben zu erfüllen und können so alsbald zu "Silke I. - die wandelnde Kommandozentrale" - eine Anspielung auf ihr Organisationstalent - und "Dirk I. - der Buschtrimmer" gekürt werden. Den Orden mit Kürbismotiv nehmen sie erst selbst in Empfang und dürfen ihn dann ausgiebig verteilen.

In der Rede gibt es gleich eine Spitze gegen Untermässing als dem bisherigen Regentenlieferanten - es wird in "Obermässing-Süd" umbenannt. Dann endlich ein flotter Walzer, den das Paar in wilde Schritte zum "Time warp" der "Rocky Horror Picture Show" münden lässt. Den Reigen der Gruppen, die übers Parkett wirbeln, dürfen darauf natürlich die Wespen eröffnen, die bei ihrem Tanz auch umschalten - vom Grusel- in den Disco-Modus nämlich.

Mit tollen Einfällen wissen auch die Bella Bambinas zu glänzen, die sich an das Motto "Spinnen" herangewagt haben. In zwei Vierergruppen simulieren sie am Boden liegend zwei jener achtbeiniger Insekten, "vernetzen" den Saal auf ihre Weise und nutzen schließlich die gezogenen Fäden einfach als Springseil.

Ermunternde und tröstende Worte gibt es für die achtjährige Valentina Graf, die eigentlich mittanzen wollte - eine Skiverletzung hat sie aber daran gehindert und so bleibt nur die Rolle einer Zuschauerin. Als solche kann sie einen Blick auf ein besonders schönes Gruselexemplar werfen: Keiner glänzt als Horrorkopf so schön wie Daniel Schön. Kein Wunder, hat ihn die eigene Freundin "bemalt". Und das überaus kunstvoll, schließlich ist Michelle Wagler Hair- und Make-up-Artist.

Drei Ehrengäste kommen zwar völlig ungeschminkt, erleben zur Strafe aber ein Totalfiasko. Als "Wetten dass"-Kandidat schafft es Harald Gerngroß nicht, nach einem "Wüstenschnaps" (ein kräftiger Schluck Sand) "Alle meine Entchen" zu pfeifen, Oswald Brigl hält mit seiner Puste eine Feder nur vier Sekunden in der Luft, die wiederum Landrat Herbert Eckstein beim Auspusten von zehn Kerzen ausgeht. Der Ortssprecher darf nun eine Runde Sekt ausgeben, der zweite Bürgermeister den Rathausschlüssel zu den Niegln schmuggeln und der Landrat am Unsinnigen das Landratsamt zum Nieglland werden lassen.

Alleinunterhalter Andreas Kraus aus dem Landkreis Schwandorf hat sich für den Abend ebenso was besonders einfallen lassen und mutiert zu einem besonderen Namensvetter: Andreas Gabalier. So kann er sich als "Bergbauernbua" auch besser die "Zuckerpuppn" aus dem Vorstand schnappen. Zwei von ihnen bekommen dazu noch den Jahresorden des Fastnachtsverbandes Franken aus den Händen von Vorstandsmitglied Sabine Knörl umgehängt: Faschingszeitungsmitmacherin Sandra Frank und Männerballetttrainerin Simone Hundt.

Zum großen Finale machen sich die Damen der Gruppe Nicce als "Ghostbusters" auf, die Gruselgeister wieder einzusaugen. Bevor die Modancas ihre Hommage an das mexikanische Totenfest abliefern - mit einem Hauch von Tortillas und ganz viel Akrobatik. Schlusspunkt setzen die Dancatores als fesche Piratinnen mit anmutigem Säbelrasseln.

HK

Jürgen Leykamm