Spalt
Faschingspremiere für Seenteufel

Neue Spalter Brauchtumsgruppe erinnert mit ihren Masken an Sage aus dem 17. Jahrhundert

11.01.2018 | Stand 02.12.2020, 16:58 Uhr
Brauchtumsgestalten aus Spalt −Foto: Leykamm, Jürgen

Spalt (HK) Eigentlich hätte die Vorstellung der "Brombachseer Seenteufel" schon im vergangenen Jahr im Anschluss an den Pelzmärtelmarkt am Enderndorfer Strandhaus über die Bühne gehen sollen. Das war jedoch nicht möglich, nun aber präsentierten sich die Brauchtumsgestalten in Spalt.

Gespannt warteten um die 200 Besucher auf den Einmarsch der finsteren Gesellen, die sich scheppernd und klappernd ihren Weg aus der Finsternis des Waldrandes in das Licht der beleuchteten Strandhausterrasse bahnten. Wacker schritt Stefan Nüßlein vor ihnen her, der nichts Gruseliges, sondern äußerst harmonische Töne seinem Akkordeon entlockte. Die des Frankenlieds nämlich, womit er zugleich die Begrüßungsbotschaft des Chefs und Schriftführers der Gruppe, Jürgen Hofmann (Großweingarten), unterstrich. Denn die Masken orientierten sich zwar im Aussehen an alpenländischen Vorbildern, doch sollen sie im Kern auf eine fränkische Sage verweisen, die in einer modifizierten Version von der stellvertretenden Vorsitzenden Silvia Bäumler (Büchenbach) verlesen wurde.

Mitte des 17. Jahrhunderts soll ein Müller im Brombachtal mit seinem Schicksal gehadert haben, das ihn mit seiner Familie am Hungertuch hat nagen lassen. Nach einem Wirtshausbesuch sei ihm eine schreckliche Gestalt erschienen, die ihm Wohlstand versprochen habe, wenn er ihr seine Seele verkauft. Der arme Mann ließ sich fataler Weise darauf ein und übergab in erster Euphorie das eigene Haus den Flammen. Der Teufel, der sich hinter der Erscheinung verbarg, hielt daraufhin natürlich nicht Wort, statt des erhofften Reichtums gab es für den Müller eine unheimliche Verwandlung. Seither soll er als eine Art Mischwesen aus Mensch und Tier im Brombachtal herumgegeistert sein.

Wie es ausgesehen haben könnte, darüber geben die Masken und Gewänder der "Brombachseer Seenteufel" nun Auskunft. Neuen Auftrieb hatte die fast schon vergessene Sage bei den Bauarbeiten zum Fränkischen Seenland erhalten, als beim Abriss der Mühlen ein solches Wesen oder gar der Beelzebub selbst angeblich gesichtet worden ist. Jetzt kann es dank der neuen Gruppe gleich in achtfacher Ausführung bestaunt werden.

Die Idee sei einem Kumpel und ihm bereits nach der letzten Session gekommen, sagte Hofmann. Die beiden machten sich sogleich ans Werk: Aufrufe übers Internet und im Bekanntenkreis wurden gestartet. Erst sei die Euphorie groß gewesen, bis sich die Interessenten der Kosten bewusst worden seien. "Mit 200 Euro ist es für Gewand und Maske nicht getan", sagte Hofmann. Am Ende fand sich eine Gruppe mit acht Personen, die sich bei einem Grillfest kennenlernte und nun als "Brombachseer Seenteufel" ihre Faschingspremiere bestreitet.

Neben Silvia Bäumler und Jürgen Hofmann macht dessen Ehefrau Andrea als Kassenführerin die Führungsriege der Truppe komplett. Dass er vorübergehend mit dem Rollstuhl vorlieb nehmen muss, hat Mitinitiator Heinz Laqua (Georgensgmünd) nicht vom Mitmachen abbringen können - hierfür gab es Sonderapplaus. Aus Abenberg sind Carina Hofer, Markus Zeiner und Marco Schraufstetter (passives Mitglied) dabei. Thomas Bäumler und Michael Ullrich komplettieren die Büchenbach-Riege. Mit Andreas Trautmann ist sogar ein "Teufel" bis aus Offenbau mit von der Partie. Die Gewänder wurden teils selbst genäht, teils handelt es sich um geänderte Trachten mit aufgenähten Fellen, Handarbeit ist in allen Fällen Trumpf gewesen.

Zum Startschuss gab es für die Gruppe reichlich Orden vom Faschingsverband Franken sowie interne Ehrungen. Groß war auch die Liste der Vereinsabordnungen, die von Nürnberg bis Greding angereist waren, um dabei zu sein. Recht passend zur Hintergrundsage der Masken verwandelten die "Engel der Nacht" aus den Reihen des 1.FC Schwand mit ihrer Feuershow die schwimmende Terrasse in ein tanzendes Flammenmeer, durch das ab und zu schaurige Gestalten hindurch lugten.

Am kommenden Sonntag sind die Seenteufel beim Brauchtumsumzug in Hilpoltstein dabei, das Wochenende darauf beim Freundschaftstreffen des Bundes Deutscher Karneval in Spalt. Am letzten Januarsonntag steht das Hummelremmidemmi in Pleinfeld auf der Agenda. Die erste Februarhälfte ist dann noch mehr vollgepfropft. Unter anderem macht man in Mitteleschenbach, Kipfenberg und Greding seine Aufwartung. Die Umzüge in Großweingarten und Spalt krönen dann die erste Session der "Brombachseer Seenteufel".