Schwabach
Familienbetrieb mit Stolz, Hingabe und Leidenschaft

Der 25. Kulturmeter geht an die Schwabacher Institution Luna-Kino - Einst eines der ersten in Bayern

04.11.2020 | Stand 23.09.2023, 15:12 Uhr
Matthias Hertlein
Sie sitzen in der ersten Reihe - im eigenen Kino: Gerlinde und Norbert Flecken betreiben seit fast 20 Jahren das Luna-Kino. −Foto: Hertlein

Schwabach - Welch eine Auszeichnung - und das zu dem Zeitpunkt, als der Lockdown light begann und das Leben, die Kultur, das Kino von der Politik auf Halbmast gesetzt wurden. Zum 25. Mal haben Bündnis 90/Die Grünen in Schwabach ihren Kulturmeter vergeben. Der mit 1000 Euro dotierte Preis ging heuer an das Kino-Ehepaar Gerlinde und Norbert Flecken, ihres Zeichens Besitzer und Betreiber des einzig verbliebenen Filmpalastes in der Goldschlägerstadt, dem Luna, einem der ältesten Filmhäuser Deutschlands.

Mitte der kommenden Woche soll der Kulturmeter an das Ehepaar Flecken im kleinen Kreis übergeben werden, Corona lässt heuer keine große Feier und Laudatio zu. "Eine Feier, ohne buntes Kulturprogramm, ohne Büffet und Gespräch, aber wenigstens mit Dotierung und Würdigung", umschreibt Schwabachs Grünen-Chef Klaus Neunhoeffer die Situation. Zudem sei der Kulturmeter noch beim Graveur. "Aber im Ernst. Im Corona-Jahr leiden Kunst und Kultur besonders stark. Umso wichtiger ist es, mit der Vergabe des Kulturmeters ein Zeichen zu setzen. Wir Schwabacher Grüne würdigen und unterstützen mit dem Preis eine Schwabacher Institution", ergänzt Neunhoeffer, Fraktionsvorsitzender der Grünen im Stadtrat und von Anfang an der Motor des Kulturmeter-Projekts.

"Wir freuen uns sehr über die Auszeichnung", würdigt Norbert Flecken,der mit seiner Frau das Lichtspielhaus in der dritten Generation führt, das Geschenk. Seit 18 Jahrenbetreibt das Ehepaar den schmucken Filmpalast in der Neutorstraße 1, einen Familienbetrieb mit Stolz, Hingabe und Leidenschaft. In den knapp 20 Jahren sind zahllose Filme über die drei Leinwände geflattert, auf einen Lieblingsfilm kann und will sich Flecken aber nicht festlegen. "Querbeet hat es gepasst."

Großes Bedauern herrscht bei Gerlinde und Norbert Flecken hingegen, dass der angekündigte neue Bond "Keine Zeit zu sterben" bereits zum vierten Mal verschoben wurde und jetzt für den 2. April 2021 angekündigt ist. "Das wäre der Kassenschlager, die Rettung in der Corona-Zeit gewesen, nicht nur für mich, sondern für die anderen Kinos auch. Na ja, ist halt nicht."

Der Besitzer kommt ins Plaudern. "Seit 1913 gibt es unser Luna-Theater und wir gelten als eines der ersten Kinos in Bayern und der ältesten in Deutschland und darauf sind wir sehr stolz", schwingt reichlich Stolz durch. Der Palast ist in einem Fachwerkhaus untergebracht und ausgestattet mit bester 3D-Technik, Dolby Digital und seit längerem auch mit High End Atmos-Technologie. Und mit reichlich Popkorn-Luft im Foyer und in den Sälen sowie mit Plüsch und Charme.

Der in Schwabach geborene Dokumentarfilmer Markus Dörnberger, der jüngst im Luna seine beiden Schwabacher Werke "Herr Ott erzählt" und "Die Goldschlägerei" zeigte, reiht sich in die Reihe der Gratulanten ein: "Es ist mir eine besondere Ehre, meine Filme in dem Kino zeigen zu dürfen, in dem ich meinen ersten Kinofilm sehen durfte - und ich freue mich noch auf viele Jahre Luna-Kino Schwabach."

Wenn der Dezember 2020 nicht auch noch gesperrt wird wegen Corona, hofft Flecken auf den bayerischen Krimi vom "Kaiserschmarrndrama" als Last-Minute-Kassenschlager. Flecken: "Der wäre im November auch angelaufen, es ist frustrierend, es ist schlimm." Bevor jetzt die Corona-Zwangspause anlief, gab es "Greenland" und auch "Gott, du kannst ein Arsch sein" zu sehen. Aber kaum war das Kino-Programm wieder hochgefahren worden, folgte der nächste Tiefschlag. "Das ist bitter." Aber Flecken sagt im Brustton der Überzeugung: "Wir werden weiter leben." Und ergänzend verspricht die neue Grünen-Kreisvorsitzende Katrin Greiner: "Der Kulturmeter ist so wichtig für Schwabachs Kulturleben, dass wir im kommenden Jahr wieder eine große Veranstaltung planen." Ohne Corona, aber dafür mit Hingabe. Hoffentlich!

HK

Matthias Hertlein