Thalmässing
Facelifting für Fledermausquartier

Felsenkeller werden mit hoher Förderung saniert - Kulturhistorisch bedeutsame Bauwerke mit viel Geschichte

16.01.2019 | Stand 23.09.2023, 5:39 Uhr
  −Foto: Landschaftspflegeverband

Thalmässing (HK) Zwar steht für die Sanierung der Eingangsportale der Felsenkeller oberhalb des Freibads eine hohe Summe im Raum, doch haben sich die Mitglieder des Marktrats einstimmig dafür entschieden, dieses Projekt anzupacken. Eine Förderung von 75 Prozent für diese Maßnahme hat dem Gremium die Entscheidung sicher erleichtert.

"Wenn Sie die Kosten hören, ist es besser, wenn Sie sitzen." Claudia Beckstein vom Landschaftspflegeverband Mittelfranken baute in der Sitzung des Thalmässinger Marktrats am Dienstagabend erst einmal vor. Rund 220000 Euro soll es kosten, die Eingangsportale der Felsenkeller an der Straße Richtung Schützenhaus wieder herzurichten. Diese Summe war auch dem Bauingenieur Stefan Wolfrum "fast unangenehm", wie er bei der detaillierten Darstellung aller notwendigen Maßnahmen zugab. Doch ist es unerlässlich, diese historischen Bauwerke zu sichern, stellen sie in ihrem jetzigen Zustand doch eine Gefahr für Leib und Leben dar.

"Sie sind akut einsturzgefährdet", untermauerte auch Bürgermeister Georg Küttinger die Notwendigkeit einer Sanierung. Die alten Keller wurden früher von den Thalmässinger Brauereien als Sommerlager genutzt, jetzt dienen sie Fledermäusen als Winterquartier. Sieben verschiedene Arten hat Ruppert Zeiner, der sich als Mitglied im Arbeitskreis Fledermausschutz schon seit 30 Jahren für diese Tiere engagiert, in den Felsenkellern entdeckt, darunter auch die nicht sehr häufige Breitflügelfledermaus. 46 Tiere hat er vor wenigen Tagen in den fünf Kellern gezählt, bei 150 Tieren, die in den insgesamt 30 untersuchten Kellern registriert wurden, ein recht hoher Anteil der Population. Aus naturschutzfachlicher Sicht müssen diese Felsenkeller also unbedingt erhalten bleiben, unterstrich der Experte, schließlich bieten sie auch Amphibien, Insekten und Kleintieren Schutz. "Diese Keller haben eine besondere Bedeutung in Bayern", machte er deutlich.

Im Winter müssen diese Refugien den Tieren überlassen bleiben, weil sie von Oktober bis April bei fünf bis acht Grad Temperatur in eine Tiefschlafphase verfallen. Man kann sie zwar gelegentlich stören, wenn man beispielsweise im vorderen Bereich der Keller gelagertes Obst herausholt, im Wesentlichen brauchen die Tiere in dieser Jahreszeit jedoch Ruhe.

In den anderen Monaten können die Keller jedoch genutzt werden, beispielsweise für Führungen. "Sie sind auch kulturhistorisch bedeutsam", versicherte er. Das erkennen inzwischen auch die Denkmalschutzbehörden, die "diese Felsenkeller bisher recht stiefmütterlich behandelt haben". Die Obermässinger Vereine, die ihre Felsenkeller wieder hergerichtet hätten, seien für ihre vorbildliche Leistung schon ausgezeichnet worden. "Es ist wichtig, dass man die Keller der Nachwelt erhält."

Mit diesem Appell rannte Zeiner bei den Mitgliedern des Marktrats offene Türen ein, kennen doch viele Geschichten über diese Felsenkeller, die unter anderem während des Krieges als Zufluchtsort bei Luftangriffen oder als Lazarett für verletzte Pferde gedient haben. Dass die Regierung von Mittelfranken ein spezielles Programm für den Fledermausschutz aufgestellt hat und statt der üblichen 50 Prozent gleich 75 Prozent Zuschuss gibt, macht den finanziellen Aufwand für die Kommune, 55000 Euro, wesentlich geringer.

Die Planungen für die Sanierung der Portale sind bei allen Kellern ziemlich ähnlich, so Claudia Beckstein. Die Bäume und Wurzelstöcke müssen entfernt, die Portale neu gegründet werden. Der größte Teil der Keller selbst ist relativ intakt, hier müssen nur einige lockere Stellen befestigt werden.

Angesichts der hohen Kosten habe man auch überlegt, ob man die Arbeiten priorisieren und peu a peu durchführen könne, berichtete Beckstein. Doch erfordere allein die Baustelleneinrichtung auf diesem Weg einen hohen Aufwand. Die Straße kann man nicht mit Großgeräten befahren, sie muss auch für die Arbeiten hergerichtet werden. Strom gibt es nur über ein Aggregat, Wasser muss extra hingebracht werden, ergänzte Stefan Wolfrum. Vor diesem Hintergrund ist es für Claudia Beckstein klar: "Was jetzt nicht saniert wird, wird nicht mehr gemacht."

Und die Zeit drängt. "Der Keller 1 müsste unverzüglich gesperrt werden, er kann jede Minute einstürzen." Das Gewölbe soll aus Stahlbeton errichtet, das Mauerwerk erhalten werden. Stark geschädigt ist auch der Eingang zu Keller 2. Er ist mit Keller 3 verbunden und bekommt deshalb keinen neuen Eingang. Der jetzige wird lediglich "etwas freundlicher gestaltet". Er wird künftig über den Keller 3 zu erreichen sein, der das schönere Portal hat. Dieses Natursteinportal, ein Stück Handwerkskunst, soll mit Bruchsteinen neu aufgebaut werden. Besonders geschädigt ist hier der Übergangsbereich zum Fels. Die erodierten Stahlträger müssen durch neue ersetzt werden.

Ebenfalls ziemlich beschädigt ist Keller 4. Er erhält statt eines Eingangs eine Betonröhre mit 80 bis 100 Zentimeter Durchmesser, durch die die Fledermausexperten für die Kontrolle des Winterquartiers künftig durchrobben müssen. Riesengroß mit einem weit verzweigten Labyrinth ist der Keller 5, der oberste in der Reihe. "Das ist der Vorzeigekeller. Wenn wir Geld haben, sollten wir eine Bruchsteinwand vorblenden", so Wolfrum. Das würde rund 8000 Euro kosten.

Der Bauexperte versicherte, dass man beim Sanierungskonzept "sehr aufs Geld geschaut" habe. "Das ist keine Luxussanierung. Aber ein halbes Sanieren hat gar keinen Sinn." Doch er ist sich sicher, dass die Keller, wenn die Arbeiten jetzt vernünftig gemacht würden, dann wieder über Jahrzehnte halten würden.

"Beton ist Beton", merkte Johannes Mailinger (CSU) kritisch an. Bei den Felsenkellern, die direkt am Wanderweg 6 liegen, gefällt ihm das nicht. Er plädierte dafür, die Betonwand auf jeden Fall zu verkleiden, wenn man schon viel Geld ausgebe. Dem schloss sich Ursula Klobe (SPD) an. "Wir sollten das Geld in die Hand nehmen. Die sanierten Keller sind ein Gewinn."

Ohne den hohen Zuschuss wäre er nicht für das Vorhaben, gab Michael Kreichauf (CSU) zu. Doch der sei ein Argument, das für die Sanierung spreche. In einer Zeit, in der Biodiversität ein großes Thema sei, sei der Erhalt der Winterquartiere wichtig. Zudem habe man als öffentliche Hand "Verantwortung für die historische Substanz". Und die Felsenkeller seien etwas Typisches für unsere Gegend.

Der Zeitplan für die Sanierung interessierte Eva Dorner (TL). Da das Zeitfenster in den Sommermonaten sehr klein sei, befürchtet Bürgermeister Georg Küttinger, dass "es sehr knapp wird, wenn wir das heuer noch schaffen wollen". Auf jeden Fall wurde die Verwaltung beauftragt, die nächsten Planungsschritte einzuleiten und die Ausschreibung vorzubereiten.

Andrea Karch