Thalmässing
Für warme Räume packen alle mit an

Am 3. November ist Tag der offenen Tür beim Nahwärmenetz im Oberdorf - 15 Anwesen werden angeschlossen

19.10.2018 | Stand 23.09.2023, 4:43 Uhr
  −Foto: Karch

Thalmässing (HK) Ein großes Gemeinschaftswerk steht kurz vor der Fertigstellung: Die Nahwärmeversorgung für die Ohlangener Straße und die Brunnengasse im Thalmässinger Oberdorf wird schon bald ihren Betrieb aufnehmen können. Allen Unkenrufen zum Trotz ist es den engagierten Oberdorfern gelungen, dieses Projekt so zu gestalten, dass es auch finanziell zu stemmen ist. Am Samstag, 3. November, laden sie zum Tag der offenen Tür ein.

"Die Ersten waren schon da, um das Heizwerk zu besichtigen", sagt Matthias Moßner und lacht. Zu sehen gibt es zwar schon jetzt einiges, doch ganz fertig ist die Anlage noch nicht. Am Samstag, 3. November, wird sie ihre Tore weit öffnen. Ab 13 Uhr kann das Gemeinschaftsprojekt besichtigt werden, es gibt Kaffee und Kuchen, Bier und Bratwürste.

Zuvor werden die Oberdorfer selber feiern, dass sie dieses große Projekt auf die Beine gestellt haben. Derzeit werden 15 Anwesen an das Heizwerk angeschlossen, das mit Hackschnitzel befeuert wird. Zwei weitere Anwesen sind in der Warteschleife. "Und auch vier oder fünf weitere Häuser, die am Ortsrand entstehen könnten, können noch locker angeschlossen werden", erklärt Friedrich Moßner, der Geschäftsführer der haftungsbeschränkten Unternehmergesellschaft UG & Co. KG.

Und dabei hatte es ursprünglich so ausgesehen, als ob die Idee einer gemeinsamen Heizanlage eine Utopie bleiben müsste. Erste Überlegungen gehen bereits auf das Jahr 2014 zurück. Thomas Kummerer dachte damals über eine Hackschnitzelheizung nach. Sein Onkel Friedrich Moßner sprang auf diese Idee gleich an und signalisierte, dass er sich gern anschließen würde. Weitere Interessenten meldeten sich. Erste Kostenschätzungen lagen recht hoch. Auf einmal wollten sich auch Interessenten aus dem Bereich um den Mühlbach anschließen. "Ab diesem Zeitpunkt haben wir eine richtige Planung gebraucht, um die Kosten besser abschätzen zu können", blendet Friedrich Moßner zurück. Noch weitere Hausbesitzer meldeten ihr Interesse an, so dass die Gemeinde mit ins Boot wollte. Die gab eine Studie in Auftrag und das Ergebnis war ernüchternd: Diese Anlage wäre viel zu teuer und würde sich nicht rechnen.

Von dieser Rechnung ließen sich die Oberdorfer aber nicht beirren, sondern beschlossen, ihr Projekt ohne die Kommune durchzuziehen. Sie setzten dabei auf neue Berechnungen einer Hilpoltsteiner Firma, "und die Zahlen haben fast genau gestimmt", sagt Moßner kurz vor der Fertigstellung anerkennend. Allerdings haben die Bürger sich auch in das Projekt richtig reingekniet und immense Kosten durch ihre Eigenarbeit gespart. Statt der 700000 Euro , die in einer Studie errechnet worden waren, kommen sie mit der Hälfte aus. Ein staatlicher Zuschuss von rund 110000 Euro - pro Meter Leitung 60 Euro, pro Übergabestation 1800 Euro und pro Kilowatt Leistung der Heizkessel 50 Euro - macht das Projekt noch günstiger.

Für die Heizanlage, die zwei Kessel mit je 130 KW-Leistung und zwei Pufferspeicher mit je 5000 Litern umfasst, wurde die Scheune eines Landwirts umgebaut. Er stellt sie gegen eine geringe Pacht zur Verfügung. Gleichzeitig wurde Platz für die Hackschnitzel geschaffen. "Wir rechnen mit rund 550 Schüttraummetern Hackschnitzel, die wir pro Jahr brauchen", sagt Moßner. Dieser Jahresbedarf ist bereits von drei Waldbesitzern aus dem Oberdorf angeliefert worden. Die Anlage soll im Jahr 468000 Kilowattstunden Heizleistung bringen. "Damit sparen wir im Jahr rund 50000 Liter Heizöl und knapp 160000 Kilogramm CO2", rechnet Moßner vor. Die Hackschnitzel sollen nach Möglichkeit auch in den nächsten Jahren aus heimischen Wäldern geliefert werden.

Für die anfallenden Arbeiten mussten die Bürger die Ärmel hochkrempeln. Denn nicht nur das Heizhaus selbst musste umgebaut, mit einem neuen Dach und neuen Toren versehen und verputzt werden, auch die Halle für die Hackschnitzel musste errichtet werden. Zudem konnten nicht alle Leitungen wie geplant von einer Firma im Spülbohrverfahren verlegt werden, weil in wenigen Metern Tiefe Schiefer das Bohren unmöglich machte. Stattdessen musste für die Leitungen aufgegraben werden. Diese Gräben mussten aber auch wieder geschlossen und zum Beispiel auch die Wasserrinnen entlang der Straße wieder neu verlegt werden. Die Länge der Leitungen summiert sich auf 820 Meter. Rund 2000 Arbeitsstunden sind investiert worden. "Bei manchen Arbeitseinsätzen waren bis zu 16 Helfer gleichzeitig da."

Friedrich Moßner verschweigt auch nicht, dass es manchmal schon Überzeugungsarbeit erfordert hat, dass sich Anwohner anschließen lassen. Je nach Größe des Hauses blättern die Bewohner zwischen 10000 und 25000 Euro hin. Das ist viel Geld, vor allem wenn die eigene Heizung noch nicht so alt ist. Andere dagegen konnten es kaum erwarten bis die neue Heizanlage gebaut wurde, weil ihre eigene Anlage zu alt war und ersetzt werden musste. "Für die Wärme müssen die Anschlussnehmer künftig nur etwa die Hälfte bezahlen wie für Heizöl", nennt Moßner einen großen Vorteil. Zudem müssen sie sich auch nicht mehr um eine eigene Heizung kümmern.

Im Heizgebäude, für das kein Zuschuss geflossen ist, sind im Zuge der Arbeiten auch Toiletten eingebaut worden. Durch den Bau der Heizanlage ist nämlich der bisherige Standort für den Toilettenwagen, der an der Oberdorfer Kerwa gebraucht wird, weggefallen. Jetzt gibt es moderne Toiletten, deren nächster Einsatz schon vor der Tür steht: Bei der Einweihungsfeier und dem Tag der offenen Tür am 3. November werden sie sicher gute Dienste tun.
 

Andrea Karch