Nürnberg/Schwabach
Einst den Prinzen abgeschossen

Der Schwabacher Rennfahrer Kurt König feierte vor über 40 Jahren sein Debüt am Norisring

08.10.2021 | Stand 23.09.2023, 21:11 Uhr
Kurt König erinnert sich an seine Rennfahrer-Karriere. −Foto: Hertlein/Privat

Schwabach - Kurt König muss schmunzeln. Beim Begutachten seiner Unterlagen dieser Tage stieß der einstige Rennfahrer auf Erstaunliches. "Es ist über 40 Jahre her, dass ich erstmals auf dem Norisring bei den 200 Meilen gefahren bin", sagt der heute 67-Jährige.

Elf Mal startete der BMW-Privatfahrer beim einstigen Auto-Maas-Team Schwabach beim fränkischen Monte Carlo am Dutzendteich. Jetzt zum DTM-Finale 2021 an diesem Wochenende ist er als Zuschauer vertreten, bewundert einen der Topfavoriten aus Fürth: Marco Wittmann.

"1979 war mein erster Start in Nürnberg", erinnert sich König. Er landete damals mit seinem BMW 320 auf Rang acht, mit seinem BMW M1 ein Jahr später auf Rang zwei und 1981 mit seinem BMW M1 auf Platz neun. Bei seinem letzten Rennen am Norisring belegte der Franke - einst in Abenberg daheim - Rang 20. Zum Racing-Team gehörte der Chefmechaniker Kurt Arend, Jürgen Liehret war der zweite Mechaniker. König brachte es auf insgesamt 122 DTM-Rennsporteinsätze. Seinen größten Erfolg und einmaligen Sieg feierte König 1986 im belgischen Zolder,

"Elf Mal Norisring ist für einen Amateur, wie ich es war, auch nicht schlecht", sagt König. Das größte Manko als Privatfahrer sei gewesen, dass "du halt nie an Werksmotoren rangekommen bist". Da habe man beispielsweise auf dem Norisring keine Chancen gehabt, "die Konkurrenz hatte 30, 40 PS mehr". Auf den langen Passagen sei man einfach chancenlos gewesen.

König war der Rennfahrer, aber auch das "Mädchen für Alles". "Die Teilnahme am Rennen selbst war kein Problem, aber die Organisation rund herum, freiwillige Helfer organsieren, Verpflegung für Firmenkunden, Gäste zu besorgen... und wir hatten nicht die Technik wie die Werksfahrer. Dritter, Vierter, Siebter, Neunter waren dennoch sehr passable Ergebnisse."

Seine ersten Motosport-Erfahrungen sammelte der Vater zweier erwachsener Töchter und eines Sohnes bei den Eurohill-Bergrennen ab 1973. "Da war ich in Nordbayern ganz gut, ich glaube, ich war auch mal bayerischer Vizemeister."

Hans-Joachim "Strietzel" Stuck war Königs Vorbild. "Ihn habe ich in jungen Jahren schon verehrt." Der Grainauer Motorsport-Star hatte aber auch Königs Talent und Fähigkeiten erkannt. Er kam extra von München nach Schwabach und wollte Kurt als BMW-Werkfahrer verpflichten. "Die Entscheidung dagegen war vielleicht mein größter Fehler", bekennt König heute. Vater Ludwig war dagegen und auch Kurt dachte ähnlich, sah seine Zukunft eher in der Firma.

Kontakte zu Jochen Maas oder Klaus Ludwig, zum alten Kämpfer Stuck oder Ski-As und Rennfahrer Franz Klammer bestehen noch heute. In Berlin auf der Avus hatte Kurt mal mit Prinz Poldi von Bayern einen Riesenunfall gehabt, die "Bild"-Schlagzeile blieb haften: "König schoss den Prinzen ab." Wenn er an diesem Wochenende zum Norisring geht, hat König "ein besonderes Auge" für den Franken Marco Wittmann. Der 31-jährige Rennfahrer gewann 2014 und 2016 die DTM.Und er rechnet sich bei den "Heimspielen" wieder einiges aus. König: "Ich drücke ihm die Daumen."

Vor dem Rennsport war König Fußball-Torwart in der A-Jugend beim SV Abenberg und auch ein halbes Jahr beim Club tätig. Der legendäre Club-Keeper und Meisterspieler Roland Wabra war sein Förderer und Fürsprecher. "Da war ich 16 Jahre alt, aber ich hatte nicht den unbedingten Ehrgeiz zur Fußball-Karriere. Viermaliges Training und die umständliche Anreise von Abenberg zum Clubgelände, das war nicht meins. Vater Ludwig hatte mir dann einen vorzeitigen Führerschein beschafft, das Autofahren war der Grund, warum ich mich lieber für den Motorsport begeisterte." Nicht die schlechteste Entscheidung...

HK

Matthias Hertlein