Hilpoltstein
Einfach und günstig raus aus dem Nirgendwo

Arbeitsgruppe der Jugendzukunftswerkstatt will das Angebot des Anrufsammeltaxis bekannter machen

04.10.2018 | Stand 02.12.2020, 15:32 Uhr
Die selbst entworfenen Plakate und Flyer präsentieren Philipp Endres (2.v.l.) und Peter Waldmüller (Mitte) aus der Projektgruppe Mobilität gemeinsam mit Jugendreferent Sven Brand (l.), dem Jugendbeauftragten des Stadtrats, Felix Erbe, und der Leiterin der Jugendzukunftswerkstatt, Birgit Lang vom Kreisjugendring Roth. −Foto: Tschapka

Hilpoltstein (tis) In 14 von 16 Gemeinden des Landkreises Roth sind im vergangenen Jahr bei einer Zukunftswerkstatt viele kreative Ideen entwickelt worden, um die einzelnen Gemeinden jugendfreundlicher zu gestalten. Eine fünfköpfige Gruppe in Hilpoltstein widmete sich gemeinsam dem Thema Mobilität, das speziell in den Hilpoltsteiner Ortsteilen ein nicht zu unterschätzendes Problem darstellt. Denn die Jugendlichen haben noch keinen Führerschein, mit dem Fahrrad ist es oft zu weit, und Mama und Papa können ihre Sprösslinge auch nicht immer durch die Gegend fahren - was also tun?

Im Hilpoltsteiner Jugendtreff haben nun die beiden Sprecher der Projektgruppe Mobilität, Peter Waldmüller und Philipp Endres (beide 14) ihre Ergebnisse vorgestellt. "Die Lage ist ernst, ich wohne im Nirgendwo", sagt Peter, der nicht wie Philipp in Hilpoltstein wohnt, sondern in Meckenhausen. Doch die Gruppe stieß bald auf eine realistische Lösung, um die Mobilität auf den Dörfern maßgeblich zu verbessern. Dabei handelt es sich nicht etwa um die Forderung nach dem Ausbau von Radwegen oder der Einrichtung einer permanenten Buslinie (vergleichbare Projekte wurden in der Vergangenheit wegen zu geringer Resonanz schnell wieder eingestellt ). Nein, sie stießen bei ihren Recherchen auf eine bereits bestehende Möglichkeit, auch auf dem Land günstig mobil zu sein: das "Anrufsammeltaxi", kurz AST, ein Service des Verkehrsverbundes Großraum Nürnberg (VGN).

Das Prinzip ist denkbar einfach: das AST fährt, wenn keine regulären Verbindungen mit Bus oder Bahn bestehen. Ein Taxi holt den Kunden vom Bahnhof oder an einer Haltestelle und bringt ihn bis vor die Tür des gewünschten Ziels. Laut Fahrplan steht das AST rund zehnmal am Tag zur Verfügung, fährt aber nur, wenn man es anfordert. Der Fahrtwunsch muss lediglich eine Stunde vor der Abfahrt telefonisch angemeldet werden. Und das Beste daran: Schüler haben mit ihrem normalen Schulticket freie Fahrt. Aber auch in den Ferien, wenn die Schülerfahrtkarte nicht gilt, halten sich die Kosten in Grenzen. Eine Fahrt zwischen Meckenhausen und Hilpoltstein liegt dann etwa bei zwei Euro.

Wichtig ist allerdings, bei der Bestellung ausdrücklich den AST-Service zu verlangen. Was passiert, wenn man das versäumt, hat Philipp Endres als Testfahrer gemerkt, als er nach der Fahrt vom Taxifahrer aufgefordert wurde, 23 Euro zu zahlen. "Da das Ganze ein Versuch war, hat die Stadt den Betrag übernommen", sagte Felix Erbe, der Jugendbeauftragte des Stadtrats, der die Mobilitäts-Projektgruppe begleitete.

Nutzen können das AST aber nicht nur Jugendliche, sondern für die gesamte Bevölkerung. Das Problem ist nur, dass diesen Service - von einigen Berufspendlern oder Rentnern einmal abgesehen, die diesen "Geheimtipp" schon seit Jahren nutzen - kaum jemand kennt. Also kam die Projektgruppe Mobilität zu dem Schluss, diesen Service bekannter zu machen.

Die Jugendlichen fertigten also Flyer mit Piktogrammen, die den Bestellvorgang ganz ohne Worte verdeutlichen. Eine Grafikerin hat das Ganze nach den Vorschlägen der Jugendlichen in eine professionelle Form gebracht. Außerdem wurde ein Infovideo erstellt, das demnächst unter anderem auf der Facebookseite des Jugendtreffs und der Homepage der Stadt Hilpoltstein und des Kreisjugendring Roth zu sehen ist.

"Dennoch ist der Bestellvorgang immer noch recht kompliziert", findet der Jugendreferent der Stadt, Sven Brand. "Den Sammeltaxi-Service gibt es zwar theoretisch im ganzen Landkreis, aber oft unter anderer Bezeichnung und er ist unter unterschiedlichen Telefonnummern erreichbar". Begrüßenswert wäre eine einheitliche Nummer für den ganzen Landkreis oder vielleicht auch eine eigene App fürs Smartphone, um den Nutzungsgewohnheiten der heutigen Jugend entgegen zu kommen.

Die von der Mobilitätsgruppe ausgearbeiteten Verbesserungsvorschläge werde man demnächst auch der Sachgebietsstelle Nahverkehr im Landratsamt vorschlagen, die für die Verhandlungen mit der VGN zuständig sei, berichtete der Jugendbeauftragte Felix Erbe. Jetzt würden aber schon mal die Flyer verteilt, damit das AST sich bei der Jugend herumspricht.

Die Erfahrungen von Peter und Philipp mit dem AST-Service sind jedenfalls größtenteils sehr positiv. "Wir haben das Taxi in letzter Zeit oft genutzt und hat nach ein paar Anfangsschwierigkeiten auch gut geklappt", sagt Peter, der das Angebot allen anderen, die wie er "irgendwo im Nirgendwo" wohnen, schon jetzt empfehlen kann.