Nürnberg
Eine kleine musikalische Sternstunde

Rosanne Cash und John Leventhal bescheren dem Serenadenhof ein wunderbares Konzert

01.08.2018 | Stand 23.09.2023, 4:17 Uhr
Matthias Hertlein
Eine faszinierende Premiere in Nürnberg feiert die wunderbare Rosanne Cash. −Foto: Foto: Hertlein

Nürnberg (HK) Rosanne Cash, die älteste Tochter aus der Johnny-Cash-Ehe mit Vivian Liberto, hat ihren Fans ein sehr intensives, persönliches Erlebnis beschert. Sie feierte am Dienstagabend an der Seite von Ehemann, Produzent und Gitarrist John Leventhal ein ausverkauftes Freiluft-Konzert am Dutzendteich - und ihre Nürnberg-Premiere.

Dieser Abend im Serenadenhof hat schon was sehr Spezielles. Die Besucher lauschen angespannt ohne ständiges Handy-Geknipse. Sicherheitsmitarbeiter Marko am Bühnenrannd verharrt andachtsvoll auf seinem Platz. Rosanne Cashs erster,s von zwei Deutschlandauftritten 2018. Eine ganz Große der Country-Szene mit einem sehr großen Namen, sehr bescheiden beim Unplugged-Konzert gibt sich da die Ehre. Serviert eine kleine musikalische Sternstunde. Songwriting zum Einatmen und Genießen, authentische Cash/Carter-Familiengeschichte im Zeitraffer. Faszinierend, elektrisierend, ergreifend.

Programmhefte sind sehr nützlich, wenn bei weit über 35 Grad im Serenadenhof die Luft steht. Da geben sie als Fächer ein bisschen Linderung. Der Name Cash zieht noch immer, in der ersten Reihe sitzt ein Johnny-Fan-Club mit entsprechenden T-Shirts einheitlich gekleidet. Peter Harasim, der örtliche Veranstalter und mit Faible für ausgefallene Gigs, kann jegliche Sorgen zwecks Resonanz zur Seite schieben. Jüngst an gleicher Stätte zelebrierte Country-Legende Kris Kristofferson sein musikalisches Lebenswerk, auch Schauspieler und Country-Sänger Kiefer Sutherland hat kürzlich mit Spaß und Hingabe Nürnberg beehrt. Und jetzt Rosanne Cash.

Zur Einstimmung auf den brillanten Abend erhält die 63-Jährige vor der Show vom Veranstalter ein Lebkuchenherz als Geschenk. Das kommt an und verbindet. Mitten im Konzert folgt der persönliche Dank. "Peter hat sich das Lied gewünscht, also erfülle ich ihm seinen Wunsch", sagt Rosanne in Richtung Promoter. Und greift tief in die akustische Schatztruhe mit "September, When It Comes". Melancholie pur. Zusammen mit ihrem Vater Johnny hat Rosanne es 2003 öffentlich zelebriert, im gleichen Jahr ist der Vater mit 71 Jahren gestorben.

In den Country-Hitparaden hat sich Rosanne Cash mit elf Nummer-eins-Stücken verewigt, 1985 erhielt sie einen Grammy für "I Don't Know Why You Don't Want Me". Rosanne ist seit rund 40 Jahren als Songwriterin und zudem als Schriftstellerin tätig. Papa Johnny hat ihr zum 18. Geburtstag eine Liste mit 100 der wichtigsten Country-Liedern mit auf den Lebensweg gegeben. "Das war seine Erziehungsmethode für mich", schmunzelt Rosanne und eben diese Liste ist reichlich bestückt. Bei ihrem Streifzug durch die Musikgeschichte fragt sie irgendwann, ob heute Bruce auch da sei. Gemeint ist Springsteen. Bruce fehlt, aber er hätte in diesen speziellen Liederabend gut dazu gepasst.

Ihre Karriere beginnt 1978 nicht in Memphis oder Nashville, sondern in München. Bei einer Party lernt sie den Chef des Ariola-Labels kennen, der Johnny Cash unter Vertrag hat, prompt erhält die Tochter ebenso einen. So ist das manchmal mit prominenten Namen. "I'm Moving On" und zum Finale "500 Miles", Fans dürfen sich sogar Lieder wünschen, einige werden erfüllt. Es ist kein Johnny-Abend, aber der Papa hätte im Serenadenhof jedes Stück genossen. Stücke, überwiegend aus den Alben "Black Cadillac", "The List" oder dem letzten Werk "The River & The Thread". Noch immer ist es schwül im Serenadenhof, man kann sich wahrlich schon auf ihre "Androhung" freuen, wieder zu kommen. Einfach nur zuhören, das kann großen Spaß bereiten, Rosanne schafft das spielend.
 

Matthias Hertlein