Roth
Eine echte Familientradition

Radiomoderator Billy Billmaier für seine 40-jährige Tätigkeit als dienstältester Ableser bei den Stadtwerken Roth geehrt

14.12.2018 | Stand 02.12.2020, 15:02 Uhr
Bei so manchen Rothern ist der Radiomoderator Billy Billmaier bestimmt schon mal vor der Haustür gestanden, um den Zähler abzulesen. −Foto: Tschapka

Roth (tis) Nicht wenige dürften den Radiomoderator Billy Billmaier kennen, der beim Nürnberger Rocksender Radio Gong seit 25 Jahren tätig ist und mit eine eigenen Show unzählige Fans im ganzen Frankenland erreicht.

Nicht viele wissen vermutlich, dass der stets gut gelaunte Rockfan mit der langen Mähne in Roth zu Hause ist. Und dass er schon seit Jahrzehnten für die Rother Stadtwerke die Zähler abliest, das wissen bestimmt nur die, an dessen Haustür er schon einmal geklingelt hat. Nun wurde Billmaier vom Stadtwerke-Chef Martin Kuhlhüser für seine 40-jährige Tätigkeit als dienstältester Ableser geehrt.

Bei dieser Gelegenheit berichtete der Moderator von denkwürdigen Erlebnissen und wie er überhaupt zu diesem Job kam. "Daran ist mein Großvater Otto schuld. Er wurde - neben seinem eigentlichen Berufsleben bei den Leonischen Drahtwerken - der erste nicht fest angestellte Ableser der Stadtwerke Roth, worauf er immer stolz war. Und im Alter von 14 Jahren bin ich zum ersten Mal mitgegangen", erinnert sich Billmaier, der zwar in Berlin geboren ist, aber schon 1966 nach Roth zu seinem Großvater kam, der ihn dort aufzog. Am Anfang, im Jahr 1978, begleitete Billmaier seinen Großvater, aber schon bald übernahm er eine eigene Route, da der damals noch junge Billy sich ein Mofa wünschte und hoffte, durch diese Tätigkeit das nötige Kleingeld dafür zu verdienen.

Also startete er sozusagen als Subunternehmer seines Großvaters und lernte dabei unzählige Keller und natürlich auch die dazugehörigen Menschen kennen, die ihm ihre Türen öffneten. Viele davon erzählten ihm auch ihre ganz persönliche Geschichte. "Da waren oft freudige Ereignisse darunter, wie zum Beispiel Hochzeiten oder Geburten, aber viele Menschen berichteten mir auch von schlimmen Schicksalsschlägen und manch einer war auf einmal gar nicht mehr da. Stattdessen öffneten mir traurige Hinterbliebene die Tür", so Billmaier, der das Verhältnis zu vielen Stadtwerkekunden nach all diesen Jahren als regelrecht familiär einstuft. Als sein Großvater 2002 starb, war es für Billmaier eine Selbstverständlichkeit, auch weiterhin als Ableser tätig zu sein. "Für meinen Opa war es sehr wichtig, dass ich diese Familientradition weiterführe. "

Natürlich gab es in all diesen Jahren auch kuriose Momente. Manchmal konnte es jedoch auch zu lustig werden: "Früher bekam man zur Weihnachtszeit neben Lebkuchen, Plätzchen und anderen süßen Köstlichkeiten den einen oder anderen Schnaps angeboten, was sich aber nicht wirklich gut vereinbaren ließ mit dem Ablesen. Und so gab es fortan nach einer schnellen und kurzen Erfahrung inklusive der klaren Ansage meines Großvaters, die übrigens noch heute in meinen Ohren klingelt, keinerlei Prozentiges mehr in Ausübung meines Jobs. "

Einmal steckte Billmaier ziemlich in der Klemme: Die Tür eines Kellers in einem großen Wohnkomplex fiel ins Schloss und er war eingesperrt. "Da half auch das ganze Rufen und Klopfen nichts, ich war gefangen. " Die einzige Fluchtmöglichkeit bestand darin, aus einem engen Kellerfenster und dem dazugehörigen Lichtschacht zu klettern. "Zum Glück hat mich dabei niemand gesehen. Was hätte ich denn sagen sollen? Guten Tag, mein Name ist Billy Billmaier und ich komme von den Stadtwerken Roth", grinst der Ablese-Veteran bei dieser Vorstellung. Bei manchen hatte er auch regelmäßig die Wäsche von der Leine nehmen müssen, um an die Zähler zu kommen, und manch einer verabschiedete sich mit den Worten: "Sind sie so nett, und nehmen den Müll mit raus? "

Früher, in den 70ern und 80ern, war er mit seinem schweren Buch alle zwei Monate unterwegs, inzwischen kommt er nur noch einmal im Jahr, im Dezember. "Eigentlich bin ich sehr sportlich und gehe joggen, aber nach so einem Tag mit dem vielen Treppensteigen weiß ich am Abend trotzdem, was ich gemacht habe. " Ganz sicher kein Grund für Billy Billmaier, sein Hobby so bald aufzugeben. "Ich mache weiter, so lange ich kann und so lange es mir Spaß macht. " Schade findet er, dass er seinen Sohn noch nicht dafür begeistern konnte und somit diese "Billmaiersche Ablese-Dynastie" wohl ihr Ende finden wird. Bis dahin gibt es aber bestimmt noch viele denkwürdige Erlebnisse für Billy Billmaier an Roths Haustüren und in den Kellern.