Reichersdorf
Eine Prise Nashville beim Maitanz

Jugendkulturpreis des Landkreises an Sängerin Isabelle Brenner und ELJ Reichersdorf verliehen

30.08.2019 | Stand 23.09.2023, 8:22 Uhr
"Eine gute Lebensschule" ist die ELJ Reichersdorf. Das sagt Landrat Herbert Eckstein bei der Verleihung des Jugendkulturpreises. −Foto: Leykamm

Reichersdorf (HK) Eine Landjugend, die zum Kirchweihauftakt einen Maitanz aufführt.

Eine junge Allersberger Sängerin, die schon in Nasvhille auftrat. Und ein Bürgermeister, dem einen Tag und ein Jahr zu früh zum 50. Geburtstag gratuliert wird. Die Verleihung des Jugendkulturpreises des Landkreises ist mit Überraschungen gespickt, bestätigt aber gerade so die kulturelle Vielfalt hierzulande.

Dass sie bereits in der jungen Generation zu finden ist, darüber zeigt sich Landrat Herbert Eckstein besonders erfreut. Auch wenn die Zahl der Bewerbungen im Laufe der Jahrzehnte stark abgenommen habe. Zu Beginn galt es schon einmal aus ein paar Dutzend Vorschlägen auszuwählen. An der Qualität der Preisträger selbst hat sich aber nichts geändert, obwohl sich mittlerweile die Zahl der Bewerbungen an den Fingern abzählen lässt.

Und die Verleihung selbst erweist sich jedesmal als eine besondere Veranstaltung. Diesmal fällt sie mit dem Kirchweihauftakt in Reichersdorf zusammen, was eher dem Zufall geschuldet gewesen sei, beteuert der Landrat. Doch passender hätte der Termin gar nicht gelegt werden können. Ist es doch die dortige Evangelische Landjugend (ELJ), die als einer der beiden Gewinner gekürt worden ist.

Die andere Preisträgerin ist Isabelle Brenner aus Allersberg. Bei ihren gesprochenen Worten wirkt sie eher zurückhaltend, umso frappierender ist die Ausdrucksstärke und die Klangfarbe ihrer Stimme, als die gerade 18-jährige Singer-Songwriterin beginnt, ihre Lieder zum Besten zu geben. In ihnen singt sie gegen Vorverurteilung an, ermutigt, sich auf das eigene Herz zu besinnen und selbstbewusst seinen Platz im Leben zu finden. Ein bisschen Tracey Chapman, ein bisschen Adele und vor allem Amy Whinehouse lassen sich heraushören.

Im Alter von sieben Jahren lernte Brenner das Gitarre spielen, mit zwölf entdeckte sie das Klavier für sich, bald darauf den Gesang. Sie fing an, eigene Lieder zu schreiben, beteiligte sich an Nachwuchswettbewerben und spielte in Nürnberg als Straßenmusikerin, aber auch bei "Hip Live" in Hilpoltstein. 2017 war für die Allersbergerin ein besonderes Jahr: Sie drehte ein Musikvideo und trat im Bluebird Café in Nashville auf - ein persönlicher Ritterschlag. "Eine Botschafterin für andere Jugendliche! " so hatte es Eckstein in den Urkunden-Text diktiert. Bei den gedruckten Lobesworten für die ELJ Reichersdorf und Umgebung allerdings war ihm ein kleiner Fehler unterlaufen. Denn es ist nicht das Brauchtum des "Kerwa-" sondern das des Maitanzes, welches hier hochgehalten wird. Auch wenn dieser nun aus Anlass der Preisvergabe zum Kirchweihauftakt vorgeführt wird. Und das gleich in zweifacher Ausführung: Sowohl den "Schlamperer" wie auch den "Schwarzerdener" zeigen die Tanzpaare, die sich flott um den imaginären Maibaum herum drehen. Ihnen gilt auch der besondere Dank von Daniel Hussendörfer, der gemeinsam mit Miriam Winter an der Spitze der Landjugend steht. Doch deren Engagement reicht noch viel weiter. Bekannt sind die jungen Damen und Herren für die seit 44 Jahren stattfindenden Theateraufführungen im Gasthaus "Leithner", dessen Chefin Marga Leithner-Deutscher auch Regie führt.

Um den Maibaum wird nicht nur getanzt, er wird von den Jugendlichen auch aufgestellt. Ebenso führen sie regelmäßig Altkleidersammlungen durch und gestalten den Gabentisch zum Erntedankfest.

Das Engagement in der Landjugend sei eigentlich eine "gute Lebensschule", sagte der Landrat. Das Konzept hat in Reichersdorf bereit ein halbes Jahrhundert getragen. Denn in diesem Jahre feierte die ELJ ihren 50. Geburtstag. 2019 werde wohl "in die Geschichte eingehen", wie Eckstein aufgrund der kombinierten Ereignisse einschätzte. Ein anderer "Fünfziger" wird allerdings viel zu früh gefeiert: Der Landrat hängt einen Tag und ein Jahr vor jenem runden Geburtstag Thalmässings Bürgermeister Georg Küttinger ein entsprechendes Schild um den Hals.

Lob gibt es für die beiden Gemeinden der Preisträger. Sowohl Allersberg wie auch Thalmässing seien in der Liste der Gewinner schon des Öfteren vermerkt. Dotiert ist der Preis der Sparkassen-Stiftung Roth-Schwabach mit 1000 Euro. Der Jugendhilfe-Ausschuss des Landkreises ist die Jury.

Jürgen Leykamm