Stauf
Ein kleines Zeichen der Hoffnung

Holzkreuz auf dem Altenberg bei Stauf lockt zu Besinnung und Entspannung

24.05.2020 | Stand 23.09.2023, 12:06 Uhr
Eine Verschnaufspause vor dem Holzkreuz gönnt sich Thomas Betz nach dem Hinaufradeln des Altenbergs. −Foto: Leykamm, Jürgen, Weimersheim

Stauf - Der treue Besucher der jährlichen Freiluftgottesdienste an Christi Himmelfahrt auf dem Altenberg bei Stauf weiß es: Oft machte es Petrus spannend.

So manches Mal türmten sich hier die Wolken. Eine solche soll laut Bibel Jesus einst aufgenommen haben. Heuer gab es weißblauen Himmel und Frühlingstemperaturen, dafür keinen Gottesdienst. Statt dessen rief ein Holzkreuz zur Besinnung und ließ bei herrlichem Panoramablick innere Ruhe finden.

Aufgestellt hat es Fritz Lettenmayer im Rahmen seiner 24-Stunden-Aktion. Wenn die Veranstaltung aufgrund der Corona-Vorgaben heuer schon ausfallen muss, so kann doch zumindest das christliche Symbol schlechthin die Gläubigen rund um die Uhr zusammenrufen - so der Gedanke. Ehefrau Nadine sorgte mit einem ganzen Team an Helfern für die passende Dekoration. Die ganze Familie ging auch gleich mit gutem Beispiel voran und nutzte die Gelegenheit, es sich am Fuße des Kreuzes bei einem Frühstückspicknick gut gehen zu lassen.

Sie bleiben nicht allein. Es sind keine großen Scharen, die diesmal hin zur Anhöhe pilgern. Eher ein gleichmäßiger, kleiner Strom, der aber nie ganz versiegt. Mit dabei Thomas Betz. Er ist einer derjenigen, die am Himmelfahrtstag regelmäßig mit dabei sind. So auch diesmal - auch ohne Predigt und Liturgie. "Das ist einfach eine tolle Aktion", sagt er, nachdem er den Berg beharrlich im ersten Gang hinaufgefahren ist. "Es tut gut, hier anzukommen", so Betz mehrdeutig.

Ein Ankommen in einer Zeit, in der immer alle auf dem Weg zu sein scheinen, der dank Corona derzeit auch noch oft mit Steinen versperrt ist. Die innere Einkehr bei herrlichen äußeren Bedingungen genießt auch Luise Durst, die als Alfershausener Messnerin einen besonderen Zugang zu Gottesdienstveranstaltungen hat. Auch ohne Kirchentür, die es zu öffnen gilt. Als gäbe es eine solche, nimmt sie aber am Ende der Wiese auf einer Sitzdecke Platz - neben der freien Holzbank.

Der Freiluftgottesdienst "ist immer eine große Bereicherung. Einfach furchtbar, dass er diesmal ausgefallen ist", sagt Durst und muss daraufhin mit ihren Gefühlen ringen. Eine weitere Besucherin zaubert ihr dann ein Lächeln aufs Gesicht: Tochter Gabi Borzner hat sich spontan entschlossen, den Anstieg zum Holzkreuz auf sich zu nehmen. Das eigene Heim wimmelt zu der Zeit voller Jugendlicher, da will auch sie einen Ort der Ruhe für sich. Derweil nutzen zwei weitere Radler ihn für einen kurzen Zwischenstopp zur Erholung.

Nur einen kurzen Fußweg hingegen braucht es für die ortsansässige Familie Wießmeier hin zum Kreuz. Während die Eltern Anna und Christoph die Liegedecke ausbreiten, auf der sich bald die dreijährige Tochter Maria und ihr zwei Jahre ältere Schwester Julia tummeln, macht sich Sarah als Dritte im Bunde zum Kreuz auf. Dort sind ein paar besinnliche Zeilen zu lesen, die auf den ersten Blick schwere Kost bieten, der sie sich mit ihren acht Jahren aber stellt. Hier stellt der Autor die christliche Botschaft im Kern in Frage. Doch es gibt eine Auflösung: Am Ende wird der Leser aufgefordert, die Zeilenreihenfolge einfach mal umzudrehen - und schon bricht sich das Evangelium seine Bahn.

Guter Nachdenkstoff für die kleine Familienandacht, zu der sich die fünf sogleich zusammenfinden. Die Perspektive zu ändern oder gemäß der besagten Verse die letzten Kapitel im irdischen Jesus mal vom Ende her zu betrachten, dazu fordert eine eher unscheinbare Zierde am Holzkreuz auf: Von einer Karfreitagsandacht wanderte eine Dornenkrone direkt an den Querbalken. Da liegt die Assoziation zu Corona natürlich nahe. Aber auch zum ursprünglichen Himmelfahrtsgeschehen. Denn das endet nicht mit dem Verschwinden Jesu vor den Augen seiner Jünger. Sondern mit der Einsetzung Christi als Herrscher. Diese Krone hat der Bibel gemäß also immer noch er auf - und nicht ein kleiner, fieser Virus.

HK

Jürgen Leykamm