Hilpoltstein
Ein guter Abend für Demokratie, Meinungsfreiheit und gelebtes Christentum

11.10.2019 | Stand 02.12.2020, 12:52 Uhr
Ein Christ kann nicht unpolitisch sein, sagt Burkhard Hose. −Foto: Matern

Hilpoltstein (mau) Burkhard Hose ist Studentenpfarrer der Katholischen Hochschulgemeinde in Würzburg und davon überzeugt, dass ein Christ nicht unpolitisch sein kann.

Ja vielleicht auch mal radikal sein muss und zivilen Ungehorsam zeigen, um auf Missstände im sozialen Gefüge, umstrittene Gesetzeslagen oder auch inhaltsleere "Fassadenkreuze" hinzuweisen.

Christ zu sein heißt für ihn nicht, sich brav hinter einem vorangetragenen Kreuz zu verstecken, sondern das Gebot der Nächstenliebe offensiv und direkt zu leben. Dazu gehört für ihn das Engagement für Flüchtlinge genauso wie die Seelsorge in seiner Studentengemeinde, das Erheben seiner Stimme für den Erhalt der Schöpfung und gegen hohle Politikerphrasen. Das Provozieren innerhalb der Institution Kirche, der er vorwirft, nicht deutlich genug Stellung zu beziehen: "Manche Predigten sind eine Beleidigung der Botschaft Jesu. " Er ruft aber auch seine Kritiker auf den Plan, die ihm vorwerfen, er kümmere sich nicht um das "Wesentliche", also Seelenheil, Gottesdienst und Bibelkreis.

Wer Hose am Donnerstag im evangelische Gemeindehaus Hilpoltstein gehört und erlebt hat, weiß eines ganz sicher: Mangelndes Engagement für seine Gemeinde, seine Mitmenschen gleich welcher Nationalität, kann man ihm sicher nicht vorwerfen. Die Empathie ist der Motor, der ihn immer wieder antreibt, unbequeme Fragen zu stellen, für die Rechte von Schutzlosen einzutreten und eben laut zu sein. Nicht nur im wörtlichen Sinne, sondern auch mal etwas subversiv durch Unterwanderung behördlichen Handelns oder öffentlicher Meinungsäußerung in Form von friedlicher Demonstration.

Dabei sieht sich Hose in guter Tradition alttestamentarischer Prophetinnen und Propheten, die keine radikalen Methoden scheuten, um auf ihre Anliegen aufmerksam zu machen. Die Probleme sind heute natürlich andere als damals, aber Hose nutzt ähnliche Methoden im Versuch, die Kirche aus ihrem "liturgischen Dämmerschlaf" zu reißen und christliche Menschen zum Einstehen für die Glaubensinhalte aufzufordern.

Menschen wie Esther Bejarano inspirieren ihn - die 94-jährige Auschwitzüberlebende, die in den Medien präsent ist und von sich sagt, sie singe so lange, bis es keine Nazis mehr gibt. Ein in Anbetracht ihres Alters höchst unwahrscheinliches Unterfangen, aber sie will es wenigstens probieren statt nichts zu tun. So kann auch Hose auf Nachfragen aus dem Publikum keine Patentlösungen für die Zukunft anbieten. Aber die politische Diskussion in eine humanere Richtung lenken oder auch mal mit Geld der Kirche die Seenotrettung zu unterstützen, ist für ihn absolute Notwendigkeit. "Wofür seid ihr denn sonst noch da? ", schleudert er seinen Amtskollegen entgegen.

Es hätten ruhig ein paar mehr Zuhörer sein können, die nach dieser etwas anderen Lesung motiviert mit guten Vorsätzen nach Hause gingen. Ein guter Abend für Demokratie, Meinungsfreiheit und gelebtes Christentum. Man muss nicht immer einer Meinung sein.

Am Mittwoch, 16. Oktober, gibt es im BR einen Bericht über Burkhard Hose ab 19 Uhr im Format "Stationen", zu dem auch an diesem Abend Aufnahmen gemacht wurden.