Stockheim
Ein Leuchtturmprojekt folgt auf das Kletterschiff

Neue Spiellandschaft am Stockheimer Jugendzeltplatz nimmt konkrete Formen an - Einweihung für September geplant

29.07.2020 | Stand 23.09.2023, 13:13 Uhr
Das zentrale Element der neuen Spiellandschaft erinnert dank seiner konischen Form an einen Leuchtturm. Die KJR-Geschäftsführerin Anja Völkl wagt sich schon mal auf den Wackelsteg. −Foto: Leykamm

Stockheim - Wer an das Jugendübernachtungshaus in Stockheim und sein Zeltplatzgelände denkt, dem kommt fast unweigerlich das Kletterschiff in den Sinn.

Denn das diente dort gut zehn Jahre lang als echtes Markenzeichen. Doch ist das Schiff auch seit zwei Jahren Geschichte - es war nicht mehr verkehrssicher und musste abgerissen werden. Nun reckt sich ein besonderer Turm als Nachfolgebau imposant in die Höhe von immerhin acht Metern. Er ist das Herzstück der neuen Spiellandschaft.

Ihr Zentrum bildet nun statt eines Schiffes ein Bauelement, das dank seiner konischen Form an einen Leuchtturm erinnert - ein Motiv aus der Seefahrt sollte wie bisher als Blickfang der Anlage dienen. Liegen spielen auf Surfbretter an - und damit auf den Strandtourismus an sich. Wie ein Wellental wird sich das Areal mit den Spielgeräten nach der Fertigstellung um das Turmgebäude schmiegen. Nestschaukel, Hängematte und Wackelsteg sind ebenso schon installiert, etliche andere Elemente fehlen noch. Wie zum Beispiel ein Wasserlauf mit Pumpstation.

Mit dem Turmmotiv hat sich der Kreisjugendring (KJR), der die gesamte Einrichtung betreibt, bewusst vom legendären Vorgänger verabschiedet. "Wir wollten keinen Abklatsch des Schiffes verwirklichen", sagt die KJR-Geschäftsführerin Anja Völkl. "Und wir haben aus unseren Fehlern gelernt. " Zum Verhängnis geriet dem an Land geparkten Wasserfahrzeug nämlich das Lärchenholz, das als Baumaterial gedient hatte. Wider Erwarten wurde es so morsch, dass die Verkehrssicherheit nicht mehr gewährleistet war und nur noch der Abriss übrigblieb.

Der Turmbau zu Stockheim besteht daher in seinem Kerngerüst aus rostfreiem Stahl. Bei der Baumart setzte man diesmal auf die Douglasie. Deren Holz kann natürlich auch instabil werden - doch nun lassen sich die Einzelsegmente einfach kostengünstig austauschen und es muss im Falle eines Falles nicht mehr das ganze Bauwerk dran glauben. In seinem Innern wächst derzeit eine Linde heran, die erst zarte vier Meter hoch ist. Sie soll so hoch emporwachsen, "dass sie dem Sonnendeck des Turmes mit ihrer Blätterkrone einmal Schatten spenden kann", erläutert Völkl. Statt des klassischen Baumhauses findet sich hier also der "Baum im Haus" wieder.

Einige Bäume auf dem Gelände in Richtung See sollen indes noch etwas gestutzt werden, so dass sich der Ausblick von dort oben noch besser genießen lässt. "Derzeit gibt es auf der obersten Plattform, die als Chillout-Zone mit Liegen gedacht ist, noch Wolkenkino", so die Geschäftsführerin. Was durchaus auch seinen Reiz hat. Insgesamt verfügt der Turm über drei Ebenen - inklusive des Erdgeschosses, das noch mit Röhrenrutsche, Tunnel, Kletternetz, -seilen und -wand bestückt werden soll. Auch als Schauplatz für ein Open-Air-Kino erweise sich der Platz als ideal.

Träger des Gesamtprojekts ist der Landkreis, die Planung erfolgte Hand in Hand mit dem KJR. Den ersten Entwurf präsentierte das Landschaftsarchitektenbüro Thiele aus Schwabach im Herbst 2018, der dann in den entsprechenden Ausschüssen diskutiert wurde. Im August vergangenen Jahres gab es die Genehmigung, einen Monat später wurde ausgeschrieben. Heuer im Januar ging es los mit den Erdarbeiten, im Mai wurden die Spielelemente installiert. Für die kommenden Wochen stehen die Pflanzarbeiten auf dem Programm. Auch für den Fallschutz will noch gesorgt sein. Eine 40 Zentimeter dicke Hackschnitzeldecke soll eventuelle Stürze buchstäblich abfedern.

Für Mitte September ist die Einweihung der Spiellandschaft geplant. Bis dahin sollte der Rasen genügend angewachsen sein.

Wachsen durfte im Laufe des Projekte auch die Investitionsbereitschaft des Kreises. Belief sich die erste Kostenschätzung noch auf eine Viertelmillion, wuchs die Summe bald auf 320000 Euro an. Was in erster Linie an der exorbitanten Entwicklung der Bauwirtschaft an sich gelegen habe, wie Völkl erklärt.

Ist baulich alles fertig, darf und soll das Gesicht des Turmes sich aber noch weiter verändern. Zum Beispiel durch Glitzersteine. Das Werk "wird noch verkünstelt und bekommt seinen Jugendringstempel. Dafür sorgen die Kinder und Jugendlichen auf ihren Freizeiten in Stockheim". Für die Sicherheit garantieren wöchentliche, vierteljährliche und jährliche Prüfungen. Auch das Anbringen einer Rampe ist schon angedacht. "Aber das ist noch Zukunftsmusik", sagt die Geschäftsführerin. In die Vergangenheit lässt die Boule-Bahn blicken, die auf dem Spielgelände immer noch steht und die da auch bleiben soll.

Schwierig sieht die Gegenwart der Corona-Krise aus. Doch hier hat der KJR die Phase des Lockdowns genutzt, das Übernachtungshaus selbst mit kleinen Reparaturen und Streicharbeiten wieder "tipptopp in Schuss zu bringen", wie Völkl vermeldet.

HK

Jürgen Leykamm