Büchenbach
"Eigentlich müsste es ein sofortiges Moratorium geben"

Bürgermeister aus dem Landkreis und Vertreter der Bürgerinitiativen tragen ihre Bedenken gegen die Juraleitung P53 vor

27.11.2020 | Stand 02.12.2020, 3:33 Uhr
Der Protest gegen die geplante Stromtrasse P53 läuft schon lange im Norden des Landkreises Roth. Die Gemeinden Rohr, Kammerstein, Büchenbach, Rednitzhembach und Schwanstetten haben inzwischen eine Allianz gegründet und ihre Bedenken nun gemeinsam mit den Vertretern der verschiedenen Bürgerinitiativen dem CSU-Bundestagsabgeordneten Stefan Müller klargemacht. −Foto: Bürgerinitiative Büchenbach

Büchenbach/Kammerstein/ Schwanstetten/Rohr/Rednitzhembach - In einer Videokonferenz mit dem CSU-Bundestagsabgeordneten Stefan Müller haben mehrere Bürgermeister aus dem Landkreis Roth und die Vertreter der Bürgerinitiativen aus dem Aktionsbündnis gegen die Juraleitung P53 ihre Bedenken gegen die Pläne vorgebracht.

Der Erlanger Wahlkreisabgeordnete Müller, der auch Parlamentarischer Geschäftsführer der CSU-Landesgruppe im Deutschen Bundestag ist und derzeit zudem den Wahlkreis Roth betreut, machte im Rahmen des Austauschs deutlich, dass die Abgeordneten in Berlin von Experten zu hören bekämen, dass Bau der Juraleitung der Stromversorgung des mittelfränkischen Raumes und von Südostbayern diene. Dem widersprachen die Vertreter der Bürgerinitiativen entschieden: "Diese Höchstspannungsleitung dient nur dem europäischen Stromhandel. Die Versorgungssicherheit unseres Raumes ist auch ohne die Aufrüstung der P53 gegeben. " Dies sei auch im Bericht des bayerischen Stromdialogs nachzulesen.

Die Bürgermeister Helmut Bauz aus Büchenbach und Wolfram Göll aus Kammerstein sowie die stellvertretenden Bürgermeister Erwin Dürr aus Rohr und Joschi Leisinger aus Rednitzhembach hielten an ihrer Auffassung fest, dass dem Ausbau der regionalen regenerativen Energieerzeugung mit einer dezentraler Speicherung eindeutig der Vorzug zu geben sei. Die Gemeinden Rohr, Kammerstein, Büchenbach, Rednitzhembach und Schwanstetten haben eine Bürgermeisterallianz gegründet und halten aufgrund der massiven Auswirkungen für die Region keine der vorgeschlagenen Trassenführungen der Juraleitung für akzeptabel. Dies machte Göll am Beispiel Kammersteins deutlich, wo nicht weniger als vier verschiedene Schutzkategorien verletzt werden würden.

Wolfgang Schmid von der Bürgerinitiative Büchenbach wies darauf hin, dass das Aktionsbündnis gegen die Juraleitung mittlerweile 32 Bürgerinitiativen mit mehreren tausend Mitgliedern umfasst, die nicht bereit sind, den Zerstörungen zuzuschauen, die nur dem Stromhandel und damit nicht dem Gemeinwohl dienen.

Hardy Ihre von der Bürgerinitiative Schwanstetten bezeichnete es als Besorgnis erregend, dass von der Politik nicht erkannt werde, dass es in Zeiten sterbender Wälder vollkommen undenkbar sei, für den Stromtransport Schneisen quer durch Deutschland zu schlagen. Zumal längst klar sei, dass die Versorgungssicherheit mit dem gut ausgebauten, bestehenden Stromnetz garantiert werden könne. Ihre beschrieb auch eindrücklich, wie die Stimmung der Menschen vor Ort sei: "Das Unverständnis gegenüber dem überdimensionierten Netzausbau wächst, und es muss mit massiven Protesten entlang der geplanten Trasse gerechnet werden. Die Bundesregierung sollte nach den Eskalationen im Hambacher Forst und Dannenröder Forst ausreichend sensibilisiert sein, um die Folgen ihrer mangelhaften Klimapolitik einzuschätzen. Die Bürger werden Naturzerstörung für nachweislich unnötige Infrastrukturprojekte nicht mehr akzeptieren. "

Auch Dörte Hamann vom Aktionsbündnis der Trassengegner wies darauf hin, dass mit fortschreitenden Planungen die Akzeptanz für den Netzausbau immer weiter sinke. "Die Bürgerinnen und Bürger nehmen wahr, dass es zu viele offene Fragen gibt. Eigentlich müsste es ein sofortiges Moratorium bei den Stromtrassen-Planungen geben. " Denn es sei dafür keine Kosten-Nutzen-Analyse erstellt worden. "Wir sehen nicht, dass die Bundestagsabgeordneten ihre Entscheidungen nach diesen eigentlich selbstverständlichen Voraussetzungen ausrichten. "

Einig waren sich deshalb die Bürgermeister und die Vertreter der Bürgerinitiativen darin, dass der Ausbau von Erneuerbaren Energien und Stromspeichern in Bayern alternativlos ist. Als Betreuungsabgeordneter der CSU für den Landkreis Roth sagte Müller den Bürgermeistern und den Vertreter der Bürgerinitiativen zu, dass er seinen Abgeordnetenkollegen die Argumente aus dem Landkreis Roth vortragen werde.

HK