Sulzkirchen
Dorfpfarrer mit Herz und Seele

Tobias Schäfer verlässt nach zwölf Jahren Sulzkirchen - Wechsel als Dekan nach Hersbruck

09.07.2019 | Stand 02.12.2020, 13:33 Uhr
Pfarrer Tobias Schäfer verlässt Sulzkirchen in Richtung Hersbruck. −Foto: haz

Sulzkirchen (haz) Spätestens Anfang August wird die Wohnung im Sulzkirchener Pfarrhaus für eine Weile verwaist sein: Pfarrer Tobias Schäfer verlässt mit seiner Familie nach zwölf Jahren Dienst in der Kirchengemeinde Sulzkirchen-Oberndorf-Freystadt die Oberpfalz Richtung Hersbruck in Mittelfranken.

Hier hat er sich auf eine Arbeitsstelle in der mittleren Führungsebene der evangelischen Kirche beworben und eine Zusage erhalten. Sein neues Aufgabengebiet in Hersbruck wird geteilt sein: Zu einem Drittel wird er als Pfarrer in der Stadtpfarrkirche Hersbruck arbeiten. Vor allem aber wird er als Dekan des Dekanatsbezirkes die Dienstaufsicht über die kirchlichen Mitarbeiter und die Arbeit in den dortigen Kirchengemeinden übernehmen.

Neben seiner Tätigkeit in der Kirchengemeinde Sulzkirchen war Tobias Schäfer zehn Jahre lang auch Dekanatsjugendpfarrer und auf der Ebene der evangelischen Landeskirche in der Jugendarbeit aktiv. Zuletzt hatte er bereits das Amt des stellvertretenden Dekans in Neumarkt inne. "Mich hat die strukturelle Arbeit in den Gemeinden schon immer interessiert, ich wollte da tiefer einsteigen", erzählt der 45-Jährige. "Irgendwann hat sich der Gedanke festgesetzt, dass es spannend wäre, was anderes zu machen. Ich bin Dorfpfarrer mit Herz und Seele und merke aber, wie Pfarrerinnen und Pfarrer durch Veränderungen in der Gesellschaft und in der Kirche unter Druck geraten. Da wird meine neue Aufgabe ansetzen. "

Und jetzt sei der richtige Zeitpunkt, hat er mit seiner Frau entschieden. Der Sohn wechselt nach der vierten Klasse in eine weiterführende Schule. Die Tochter besucht die Grundschule. In den letzten zwölf Jahren hatte er auch dienstlich viel mit Familienarbeit und Kinderbetreuung im Zusammenhang mit den Kindertagesstätten zu tun. "Beides sind wichtige Faktoren für die Zukunft. Die Kirche darf sich aus dieser Arbeit nicht zurückziehen. Sie ist die Kontaktfläche zur Gesellschaft", weiß er aus Erfahrung. Als Träger der evangelischen Kindertagesstätte in Sulzkirchen wurde diese mehrfach erweitert. Man hat Krippengruppen eingerichtet und ein neues Betreuungskonzept entwickelt.

Als in Freystadt eine zweite Kindertagesstätte ins Gespräch kam, hat die evangelische Kirchengemeinde Sulzkirchen die Übernahme der Trägerschaft angeboten, was die Stadt gerne angenommen hat. "Es war schon spannend, innerhalb eines halben Jahres eine neue Einrichtung erstehen zu lassen", sagt Schäfer. Die Kindertagesstätte an der Appianistraße in Freystadt wurde in Rekordzeit in Containerbauweise als Übergangslösung gebaut und ist im September vorigen Jahres in Betrieb gegangen. Die Planungen für den Neubau stellt Bürgermeister Alexander Dorr in der Stadtratssitzung Ende Juli vor.

Wenn Pfarrer Schäfer seinen Aufenthalt in Sulzkirchen betrachtet, ziehen sich neben den seelsorgerischen Aufgaben Baumaßnahmen wie ein roter Faden durch seine Amtszeit. Er war vor zwölf Jahren noch gar nicht richtig eingezogen, da musste er schon wieder ausziehen in eine Interimswohnung in Freystadt. Das Sulzkirchener Pfarrhaus war mit Lindan und anderen Schadstoffen belastet. Viele bürokratische Hürden kamen mit der Organisation der Sanierung des Hauses auf ihn zu, bis es nach drei Jahren erneut nutzbar war. In seine Amtszeit fiel auch die Generalsanierung der Marienkirche in Oberndorf samt Wegeneubau im Friedhof, die Mitarbeit bei der Dorferneuerung der Ortschaft Sulzkirchen oder Reparaturarbeiten am Glockenstuhl in der Sulzkirchener Sankt Georgskirche.

Erinnerungen nimmt er auch auf anderer Ebene mit. Ein Highlight alle Jahre war das Krippenspiel der Landjugend. "Die Texte haben wir selber geschrieben und es ist manchmal ganz was Verrücktes herausgekommen", erzählt er. Ein Riesenspaß sei es gewesen, für die evangelischen Kirchenchöre im Dekanat ein Jodelseminar zu organisieren beim Jodelkaiser Josef Ecker, von dem alle begeistert waren. Oder der Garagenflohmarkt, der seit zwei Jahren stattfindet. Die Leute kommen ins Gespräch bei ihrer Tour durchs Dorf auf der Suche nach "privaten Schätzen".

Außergewöhnlich gut ist das pastorale Verhältnis der Kirchengemeinde mit der katholischen Verbandspfarrei Freystadt und dem Franziskanerkloster. Zahlreiche gemeinsame Veranstaltungen hat es gegeben. Am Samstag, 20. Juli, werden Pfarrer Tobias Schäfer und seine Familie offiziell verabschiedet. Die Feier beginnt um 14.30 Uhr mit einem Gottesdienst in der Sankt Georgskirche, den der Projektchor Sulzkirchen und Mitglieder des Kirchenchores Freystadt musikalisch mitgestalten. Anschließend geht es im Sportheim des SV Sulzkirchen weiter mit Grußworten, Einlagen und gemütlichen Beisammensein zur Musik von den Grenzgängern.