Hirschberg
Doppelte Erträge auf gleichen Flächen

Otto Körner spricht auf Schloss Hirschberg über Landwirtschaft und Ernährung im Jahr 2050

18.02.2020 | Stand 23.09.2023, 10:43 Uhr
Sie bedanken sich für das interessante Referat: Maria Weidenhiller und Simon Strobel von der Katholischen Landvolkbewegung mit Otto Körner aus Meckenhausen (Mitte). −Foto: Patzelt

Hirschberg - Unter der Überschrift "Landwirtschaft und Ernährung im Jahr 2050 - Trends und Entwicklungen" hat der Leiter der Landwirtschaftlichen Lehranstalten Triesdorf, Otto Körner, 30 Jahre vorausgeblickt.

 

Eingeladen zu der Veranstaltung im Bildungshaus Schloss Hirschberg hatten den Referenten Maria Weidenhiller und Simon Strobel von der Katholische Landvolkbewegung im Kreis Eichstätt.

Fundiert und sachlich analysierte der aus Meckenhausen stammende Direktor der Triesdorfer Lehranstalten die Entwicklung der weltweit zur Verfügung stehenden Ressourcen zur Herstellung von Nahrungsmitteln. Körner verwies auf die rasante Bevölkerungsentwicklung bis zum Jahr 2050. "Jährliche Zunahmen um 80 Millionen Menschen führen zu einer Bevölkerungszahl von 9,5 bis 10 Milliarden im Jahr 2050", rechnete Körner vor. 80 Prozent der Bevölkerung würden dann in Städten wohnen, in denen heute schon über 50 Metropolen mehr als zehn Millionen Einwohner haben. Die Herausforderung für die Landwirtschaft und Ernährungswirtschaft sei, die wachsende Bevölkerung ausreichend zu versorgen. Bei gleichbleibenden Verzehrgewohnheiten stehe die Landwirtschaft vor der Herausforderung, die Ertragsleistung nahezu verdoppeln zu müssen. "Zusätzliche Flächen stehen hier nicht zur Verfügung. Im Gegenteil - Infrastrukturmaßnahmen und die Ausweitung der Wüsten durch Überweidung oder falsche Bewirtschaftung verzehren weiterhin wertvolle Agrarflächen", erläuterte Körner.

Auch der weltweit noch wachsende Fleischkonsum fordere seinen Tribut. Körner warnte davor, die Tierhaltung "per se zu verteufeln". Eine nachhaltige Humuswirtschaft funktioniere seit Jahrhunderten nur durch die Tierhaltung. Und ohne die Haltung von Wiederkäuern wie Rindern oder Schafen sei die Nutzung von Grünland, dem größten Solarkollektor, überhaupt nicht möglich. "Die ausreichende Versorgung der Menschheit mit Nahrungsmitteln ist nur durch eine Sicherung und vor allem Steigerung der Erträge und durch einen effizienteren Umgang mit Nahrungsmitteln möglich", sagte Körner.

In den reichen Ländern würden mit 100 Kilogramm pro Kopf und Jahr zu viel Lebensmittel weggeworfen, stellte der Referent fest. Das Kernproblem sei aber, dass vor allem in den Schwellenländern auf dem Weg vom Acker zum Teller nahezu 50 Prozent der Lebensmittelrohstoffe auf der Strecke blieben. "Falsche Lagerung und Verluste bei Verarbeitung sind hier die Hauptursachen". Eine zukünftige Verknappung der Versorgungslage werde gemäß dem Gesetz von Angebot und Nachfrage zu steigenden Preisen auch für die landwirtschaftlichen Rohstoffe führen. Erste spürbare Marktreaktionen der zurückliegenden Jahre seien durch die Weitergabe an die Verpächter in Form von gestiegenen Pachtpreisen egalisiert worden. Hier könnte laut Otto Körner nur eine Pachtpreisbremse, wie auch immer die gestaltet wäre, diese Entwicklung dämpfen.

Für die heimische Landwirtschaft prognostizierte der Agrarexperte einen Fortgang des Agrarstrukturwandels. Die Triebfedern hierfür seien weiterhin die Inflation und der technische Fortschritt. Der Familienbetrieb der Zukunft würde deshalb aufgrund der wachsenden Größe nur noch arbeitsteilig und/oder mit Fremdarbeitskräften funktionieren.

Abschließend ging Körner noch auf die zunehmende Einflussnahme der Gesellschaft auf die landwirtschaftliche Produktion ein. "Der technische Wandel in der Landwirtschaft ist so rasant gewesen, dass die Bilder in den Köpfen der Verbraucher nicht mehr deckungsgleich mit der Realität sind", erläuterte Körner. Dadurch komme es zu vielen Ungereimtheiten in der Auseinandersetzung zwischen Landwirten und Verbrauchern. Mit den Worten "Letztendlich aber entscheidet der Verbraucher als Kunde über das, was er auf seinem Tisch haben möchte. Dafür muss er aber auch bereit sein, den entstehenden Aufwand zu honorieren", schloss Körner seinen Vortrag.

HK

Anton Patzelt