Roth
Doch kein Minus im Jahrhundertsommer

Tourismusverband Fränkisches Seenland wird Opfer falscher Zahlen - Aufwärtstrend hält an

06.12.2018 | Stand 23.09.2023, 5:19 Uhr
Vor allem zum Challenge-Triathlon kommen viele ausländische Camper wie hier in Heuberg ins Fränkische Seeenland. −Foto: Holland

Roth (HK) Es war der Augenblick, als Hans-Dieter Niederprüm, Geschäftsführer des Tourismusverbands Fränkisches Seenland, fast vom Stuhl gefallen wäre. Trotz des Jahrhundertsommers stand bei den Übernachtungszahlen im August 2018 ein Minus. Es war letztlich aber nur die Folge einer falschen Datenerfassung, wie Niederprüm gestern bei der Mitgliederversammlung des Tourismusverbands in Roth erleichtert verkündete.

Ein Anruf beim statistischen Landesamt hatte nach dem ersten Schock für Klarheit gesorgt. Allerdings mit einem Schönheitsfehler. Denn nicht nur der vermeintliche Einbruch (der auch den September betrifft) kann nun korrigiert werden - auch das große Plus im Jahr 2017 darf in den Statistiken so nicht bestehen bleiben. Unterm Strich aber bleibt es dabei, dass bei der Zahl der Übernachtungen die Millionengrenze wohl auch heuer überschritten wird, wenn man fürs letzte Quartal einfach die Vorjahreszahlen annimmt. Dann würde man laut Behörde um knapp 50000 über die erste Million landen.

Andere Zahlen stimmen noch hoffnungsfroher. So stieg das Interesse am Seenland im Frühjahr, was genau der Zielsetzung des Tourismusverbandes entspricht, der die Nebensaison stärken will. Im Mai ging es gar um 44,5 Prozent bergauf. "Das war echt bombig", sagte der Geschäftsführer. Doch auch nach der Datenbereinigung gelte: "Wir haben nach wie vor eine Aufwärtsbewegung."

Auch eine andere Entwicklung sieht Niederprüm gelassen. So haben auch in diesem Jahr wieder einige Vermieter die Segel gestrichen, einige aber kamen neu dazu. Es verblieben insgesamt knapp 200, allerdings waren es auch schon einmal über 230. Das sei aber kein Grund zur Besorgnis, sondern eine "gesunde Marktbereinigung", so Niederprüm. So ganz verschwunden seien die dem Tourismus entzogenen Betriebe aus dem Übernachtungssektor zudem nicht. Nun profitierten eben vermehrt Monteure von diesem Angebot.

Die Quote an ausländischen Gästen sei mit gut sechs Prozent recht überschaubar. Zum einen handle es sich um Niederländer, die hier ihren Campingurlaub verbrächten. Zum anderen um Reisende, die entlang der Autobahn auf ihrer Fahrt in den Skiurlaub einen Zwischenstopp einlegten. Und natürlich sei der Challenge-Triathlon ein Magnet, der Gäste aus aller Herren Länder hier übernachten lasse.

Die Frage, ob man es dem Versandhandel Otto gleich tun und auf einen Print-Katalog künftig verzichten solle, sei ein Dauerthema in der Geschäftsstelle. Derzeit gäbe es aber über 20000 Nachfragen, deshalb halte man bis auf weiteres an der gedruckten Ausgabe fest. Das Internet werde aber zugleich immer wichtiger bei der Vermarktung. Im Mai habe man begonnen, über die Geschäftsstelle des Fränkischen Seenlands Online-Buchungen anzubieten. Derzeit sind 49 Betriebe mit im virtuellen Boot, so Niederprüm. Womit er mehr als zufrieden sei. 608 Buchungen mit über 5000 Übernachtungen seien die Folge des neuen Angebots gewesen. All dies habe immerhin fast 150000 Euro an Umsatz generiert. Was zeige, wie gewaltig dieser Trend sei. Er gehe eindeutig in Richtung Online-Buchbarbkeit.

Wer als Anbieter nicht auf sie setze, "wird künftig gar nicht mehr gefunden werden", warnte Niederprüm. "Das muss man auch den Vermietern schonungslos näher bringen." Ebenso gewönnen Internetplattformen weiter an Bedeutung. Wobei etwa Facebook schon wieder auf dem absteigenden Ast sei, Instagram auf dem Vormarsch und Snapchat für Touristiker größte Beachtung verdiene, weil hier die Urlaubsfotos gepostet würden. Derzeit arbeite der Verband fieberhaft an der Umsetzung einer Radkarte, was sich als höherer Aufwand als gedacht erweise. Was das Marketing betrifft, setzt er unter anderem weiterhin auf Coupon-Anzeigen. "Das funktioniert immer noch", zeigte sich der Geschäftsführer selbst überrascht.

Voller Vorfreude blickte Niederprüm dem 21. Juni 2019 entgegen. Dann soll der Fränkische Wasserradweg eröffnet werden. Dann werde das Projekt, das vor zwei Jahren begonnen worden sei und sich als recht anspruchsvoll erwiesen habe, vollendet werden.

Die Werbetrommel für dieses sowie für das Seenland im Allgemeinen werde auch 2019 eifrig gerührt. Auf über einem Dutzend Messen ist der Verband vertreten. Und auch der Frankenbus ist wieder unterwegs. Man rechnet laut Niederprüm mit Einnahmen und Ausgaben von knapp 800000 Euro. Eine Summe, die dem letztjährigen Geschäftsbericht entspricht, dessen Ergebnis Bechhofens Bürgermeister Helmut Schnotz vorstellte. Man habe zwar 2017 ein Minus von fast 4000 Euro verbuchen müssen. Allerdings habe aus dem Vorjahr noch ein Überschuss zu Buche gestanden, der lediglich um diesen Betrag abgeschmolzen werden musste und sich nun noch auf gut 17300 Euro belaufe.

Jürgen Leykamm