Schwabach
Dirigentenstab für "den lieben Peter"

Schwabachs OB und 13 neue Stadtratsmitglieder bei der konstituierenden Sitzung vereidigt

10.05.2020 | Stand 23.09.2023, 11:58 Uhr
Matthias Hertlein
Rosy Stengel überreicht Peter Reiß den Dirigentenstab. −Foto: Hertlein

Schwabach - Mit einem Appell an die Stadtratsmitglieder und Bürger zur Zusammenarbeit hat die erste Rede des gerade vereidigten neuen Schwabacher Stadtoberhauptes am Freitagnachmittag geendet. "Denken Sie nie, dass ein Problem zu klein sei, um mit mir persönlich darüber ins Gespräch zu kommen. Das ist es nicht", sagte Peter Reiß nach 10:51 Minuten. Punkt 2 (von 23 im Rahmen der konstituierenden Stadtratsitzung) war somit abgehandelt.

Rosy Stengel (CSU) als ältestes Stadtratsmitglied nahm die Vereidigung des 30-jährigen Sozialdemokraten - mit der Amtskette geschmückt- vor. Der formalen Angelegenheit folgte eine nette symbolische Geste der Altbürgermeisterin: "Ich überreiche dir, lieber Peter, einen Dirigentenstab."

Nach zwölf Jahren Amtszeit, hatte Vorgänger Matthias Thürauf (CSU) keine Lust mehr auf eine weitere Kandidatur gehabt und den Weg für Reiß frei gemacht. In der Stichwahl am 29. März hatte sich der gebürtige Schwabacher gegen Nürnbergs Wirtschaftsrefenten Michael Fraas (CSU) bekanntlich durchgesetzt. Reiß ist das erst vierte Stadtoberhaupt in Schwabach seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges. Hans Hocheder, Hartwig Reimann und eben Thürauf waren in den Jahren seit 1945 am Ruder. Reimann mit 38 Jahren am längsten.

Mit einer Mahnwache gegenüber dem Seiteneingang des Markgrafensaals hatten sich Mitglieder des Bündnis 90/Die Grünen versammelt, um sich für den Klimaschutz einzusetzen und die Stadträte an ihre Wahlversprechen zu erinnern.

Wichtigste aktuelle Herausforderung, so Reiß, sei die Bewältigung der Pandemie. Trotz weniger zu erwartender Steuereinnahmen, sei es "unsere Aufgabe, Zukunftsperspektiven aufzuzeigen, besonders für den Bereich der Gastronomie, der Kultur, für Einzelhandel und Dienstleister, das öffentliche Leben und maßgeblich für die Beschäftigungssituation. Die Schwabacherinnen und Schwabacher vertrauen auf uns." Das heiße aber nicht, dass alles gleich morgen erledigt ist. "Doch auch kleine Schritte könnten zu großen Projekten führen." Zentrales Ziel seiner Tätigkeit sei die Schaffung bezahlbaren Wohnraums, eine verlässliche Kinderbetreuung, doch der Blick müsse auch auf den Klimawandel, auf die Entwicklung der Innenstadt und Stadtteile, auf die Stärkung von den Vereinen gerichtet sein. "Diese Themen nicht aus den Augen zu verlieren, daran wird man uns messen."

Mit der Vereidigung der 13 neuen Stadtratsmitglieder gab es eine Besonderheit: Der Oberbürgermeister gratulierte neben den anderen Neuen auch seiner Schwester Magdalene (SPD), die den Sprung souverän in den Stadtrat geschafft hatte. Diese fand die Vereidigung durch den Bruder irgendwie sehr aufregend. Auf Facebook kommentierte sie das Geschehen: Erst wurde Peter Reiß als Schwabacher neuer Oberbürgermeister vereidigt und im Anschluss hat er selbst seine Schwester als neues Mitglied des Stadtrates vereidigt. "So etwas gibt es wohl nicht alle Tage. Das Setting war ein wenig verrückt, aber das Gefühl umso großartiger." An die Adresse aller Neuzugänge gerichtet versicherte das Stadtoberhaupt: "Sie können alle auf kollegiale Zusammenarbeit vertrauen."

Die Wahl der Reiß-Vertreter verlief unspannend ruhig, die vorgeschlagenen Kandidaten wurden gewählt. Emil Heinlein (CSU) als zweiter Bürgermeister bekam 37 von 41 Stimmen (vier Enthaltungen), die dritte Bürgermeisterin Petra Novotny von den Grünen 35, bei sechs Enthaltungen. Das war im Vorfeld offensichtlich für Ordnung gesorgt worden. So bekamen die drei wichtigsten Fraktionen, was sie anstrebten. Und CSU-Polit-Dino Karl Freller, mit seinem OB-Kandidaten ja gescheitert, immerhin sein Selfie der drei Führenden des Stadtgeschehens.

HK

Matthias Hertlein