Heideck
Die Wunderwelt jahrhundertealter Bäume

Wanderung entlang des Hutewegs nördlich von Heideck - In der Stille Pflanzen und Tiere bewusster wahrnehmen

08.05.2019 | Stand 23.09.2023, 6:55 Uhr
Bei Schloss Kreuth zeigt Nicole Menzel eine um den Stamm freigeschnittene alte Eiche. −Foto: Zeiner

Heideck(HK) Der Landschaftspflegeverband (LPV) Mittelfranken hat gemeinsam mit der Kreisgruppe Roth-Schwabach des Landesbundes für Vogelschutz (LBV) im Rahmen der BayernTourNatur eine Wanderung zu alten Eichen bei Heideck angeboten.

Nicole Menzel vom LPV hatte sich dazu Gedanken über die Wunderwelt der alten Bäume gemacht.

Am Festplatz begrüßte Nicole Menzel neben Bürgermeister Ralf Beyer eine Schar von heimat- und naturinteressierten Wanderern. Dabei zeigte sich der Heidecker Bürgermeister froh über die gute Zusammenarbeit mit dem LPV beim Erhalt dieser Naturdenkmale um Schloss Kreuth.

Der Weg führte den alten Huteweg hinauf, wo auf halber Stecke mächtige Linden neben einem Kreuz stehen. Nicole Menzel erläutere hier die Unterschiede zwischen den starken Eichen und den weichen Linden. "Meist stehen Linden neben einem Kreuz. Auch Gerichts- und Tanzlinden spiegeln ihre gesellschaftliche Bedeutung wider. "

Im Gegensatz dazu staunten die Wanderer über ein Eiche, die nicht weit davon am Hangweg steht und von Hainbuchen schon etwas versteckt wird. Ihr astloser Stamm reicht in eine Höhe von etwa fünf Metern. Darüber breitet sie eine Krone, die weit über die Hecke, den Weg und bis in die angrenzenden Grundstücke reicht. "Als man früher das Vieh auf die Huteflächen neben dem Schloss Kreuth trieb, standen diese Eichen viel freier", berichtete Menzel. Der LPV hatte es sich in Absprache mit der Stadt Heideck und der Unteren Naturschutzbehörde zur Aufgabe gemacht, diese Methusalembäume wieder freizustellen, um Konkurrenzpflanzen zurückzudrängen.

"Früher berechnete sich der Wert des Waldes nicht nach dem Holzertrag, sondern nach der Eichelmast. Diese war für sehr viele Tiere notwendig", erklärte Menzel. So leben nach neuesten Forschungsergebnissen bis zu 1000 verschiedene Tierarten in, an und von einer Eiche; davon etwa die Hälfte Schmetterlinge. Bei diesem Stichwort ging Menzel auf die Problematik des Eichenprozessionsspinners ein.

Dieser Nachtschmetterling, der seine Eier in den Spitzen der Eichen ablegt und deren haarige Raupen sich am Stamm in Gespinsten verpuppen, sind seit 1780 in Franken nachgewiesen. Im Lauf der Jahrhunderte stellte man immer wieder starke Populationsschwankungen fest. Der Grund für seine starke Ausbreitung in den letzten Jahren ist aber nicht ganz geklärt. Nicole Menzel empfiehlt abzuwägen, wann eine Spritzung gegen die allergieauslösenden Raupenhaare gerechtfertigt ist. "Ja - bei Kindergärten, Schulen und Freibädern". Andernorts nicht, "sonst tötet man auch Hundert anderen Insektenarten an der Eiche", gab sie zu bedenken.

Bekannt, aber selten ist der Hirschkäfer, der von austretenden Baumsäften lebt. In Spechthöhlen finden viele Vögel und Fledermäuse Brutraum. Auch der Mensch nutzte die Eiche auf vielfältige Weise. Mit der Rinde wurde Leder gegerbt. In Notzeiten verarbeitete man Eicheln zu Mehl und röstete sie als Kaffeeersatz.

Dass die einst vom Blitz getroffene Eiche am Weg um das Reitgelände noch stehen bleiben darf, freute Menzel besonders. Hier konnten die Wanderer beobachten, wie Hornissen auf der Suche nach einem Nestplatz umherflogen. An einer gefällten Eiche am Waldrand, die gemessen an den Jahresringen älter als 160 Jahre ist, las Menzel aus Literaturbeispielen über die Wertschätzung von Naturprodukten vor.

Die mächtigen Eichen gehören zu unserer Heimat und prägen seit Jahrhunderten das Landschaftsbild. Mit einem stillen Verweilen inmitten des Mischwalds bot Menzel die Gelegenheit, die Pflanzen und Tiere bewusster wahrzunehmen. Sie bedankte sich abschließend bei den früheren Förstergenerationen, die diese Bäume erhalten haben.

Ruppert Zeiner