Landersdorf
Die Sojabohne stößt auf großes Interesse

Viele Besucher kommen zum Tag des offenen Hofes - Schritte des Anbaus werden einzeln präsentiert

12.06.2018 | Stand 23.09.2023, 3:30 Uhr
Thomas Schmidt
Viel Interesse zeigen die Besucher als Werner Bernreuther die Funktionsweise der Toastanlage erklärt. −Foto: Schmidt

Landersdorf (HK) Regelrecht begeistert von den zahlreichen Besuchern am Tag des offenen Hofes in Landersdorf zeigten sich die Organisatoren Elke und Werner Bernreuther und der Geschäftsführer des Bayerischen Bauernverbandes, Maximilian Schneider. Zentraler Punkt des Tages war die im vergangenen Jahr errichtete Sojatoastanlage.

Aufgrund der zahlreichen Veranstaltungen in der Region und des sehr speziellen Betriebsschwerpunktes auf dem Hof der Bernreuthers rechneten die Veranstalter mit 200 Besuchern, gekommen sind letztlich fünfmal so viele. Im Zentrum des Interesses stand die Sojatoastanlage. Hier verarbeitet die Familie Bernreuther die selbst angebauten Bohnen und die von Berufskollegen zum hochwertigen Tierfutter Sojakuchen und wertvollem Öl. Elke Bernreuther und ihre Tochter Linda, die selbst eine landwirtschaftliche Ausbildung absolviert, präsentierten am Verkaufsstand Kostproben.

Für die Gäste hatten die Bernreuthers und der Bauernverband nicht nur Kulinarisches zu bieten, sondern auch ein abwechslungsreiches und innovatives Programm organisiert, von der Saat bis zur Kunst war alles vertreten. Bereits am Eingang des Geländes präsentierte die Offenbauer Künstlerin Sabine Schneider ihre "Sauereien" wie sie ihre wunderbar farbigen Portraits von Schweinen nennt.

Schon beim Eröffnungsrundgang wurde diese Vielfalt vom Landtagsabgeordneten Volker Bauer wohlwollend bewertet. Zusammen mit Landrat Herbert Eckstein, der mit dem Sojaöl eine neue Spezialität im regionalen Genussprogramm begrüßte, Bürgermeister Georg Küttinger und BBV Kreisobmann Thomas Schmidt, der die Eröffnung moderierte, lobten alle Ehrengäste das neue Angebot der regionale Verarbeitung von einheimischem Soja. Werner Bernreuther, der auf seinem Hof bisher Schweine züchtet und mästet, berichtete erfreut, dass seine Initiative einer einheimischen Sojaproduktion erste Früchte trägt. Gemeinsam mit einem Schweinemäster aus Ruppmannsburg und einer Thalmässinger Metzgerei wird Fleisch von Strohschweinen aus der Region, die mit einheimischem Soja gefüttert werden, verkauft.

Bezirksrat Ernst Schuster freute sich über einige ehemalige und einen aktiven Praktikanten aus osteuropäischen Ländern, die gekommen waren.

Beim Rundgang über die Maschinenausstellung, in der vom Pflug bis zum Mähdrescher alle Schritte des Sojaanbaues in ihren verschiedenen Ausrichtungen präsentiert wurden, ging Werner Bernreuther auf die Vorteile des Anbaues ein. Zur Zeit experimentiere er damit, ganz ohne Pflanzenschutzmittel auszukommen. Deshalb wurde ein Teil des Sojas in der Region diesmal in größerem Abstand mit einer Einzelkornsämaschine in den Boden gebracht. In diesem Anbauverfahren wird versucht, mittels eines modernen Hackgerätes, dass von Thomas Winter aus Ruppmannsburg überbetrieblich eingesetzt wird, die Unkräuter soweit zurückzudrängen, dass keine weitere Behandlung mehr nötig ist.

Mit Schädlingen gebe es bei Soja ohnehin keine Probleme, erklärte Bernreuther. Die Bohne sei eine sehr interessante Pflanze für alle Tiere, wisse sich aber gegen dieses Interesse mit Bitterstoffen zu verteidigen. Um die Nutzpflanze für die Fütterung der Tiere und für die Menschen interessant zu machen, benötige es die Toastanlage, die diese Stoffe zerstört.

Hier wird die Sojabohne erst auf etwa hundert Grad erhitzt um sie aufzuschließen und im Anschluss wird das Öl bis auf einen knapp zehnprozentigen Rest aus den Bohnen gepresst. Dieses Verfahren war für Bernreuther der eigentliche Grund, ein Pionier in Sachen Sojaverarbeitung zu werden. Als ihm bewusst wurde, dass der in seiner Schweineration eingesetzte Schrot nur das Abfallprodukt südamerikanischer Sojaölproduktion ist, die aus den Hülsenfrüchten mit Lösungmitteln möglichst viel Öl extrahiert, suchte er nach Möglichkeiten, auf diese Methode zu verzichten.

Bisher gibt es für alternative Verfahren in Bayern aber gerade mal eine handvoll Betriebe zur Verarbeitung. Auf dem Zentrallandwirtschaftsfest entdeckte er eine kleine Toastanlage, die von der optischen Größe nicht besonders viel hermacht, aber doch das Herzstück des Betriebes und des Tag des offenen Hofes darstellte. Schon beim Rundgang für die Ehrengäste traten viele Fragen auf, Landtagsabgeordneter Volker Bauer hörte dabei erfreut, dass Wildschweine zwar neugierig auf die unbekannten Sojapflanzen seien, im Feld aber keinen größeren Schaden anrichteten, da dieser ihnen erst getoastet munden würde. Bald halbstündlich musste Werner Bernreuther dann immer wieder die Besuchergruppen von der Saat bis zur Verarbeitung führen und erfuhr großes Interesse, nicht nur von am Sojaanbau interessierten Landwirten, auch viele Verbraucher fanden den Weg nach Landersdorf. Waren hier doch mit Imkerchef Michael Bernreuther, dem Bruder des Hofbesitzers, und vom Amt für Landwirtschaft die für heimische Eiweißproduktion warben, auch die Mitarbeiter des Maschinenringes mit einem Infostand am Hof aktiv.

Am Stand des Bauernverbandes wurde, neben verschiedenen Verbraucheraktionen, zahlreiche Unterschriften gesammelt um gemeinsam Verbesserungen in der Düngeverordnung zu erreichen. Sehr gut angenommen wurde auch das Angebot von Fritz Loy, der mit seinem Elektrofahrrad immer wieder engagierte Führungen durch das von ihm initierte Keltendorf unternahm. Ein weiterer Besuchermagnet war ein Windrad des Bürgerwindparks, für dessen Errichtung Werner Bernreuther ebenfalls ein wichtiger Impulsgeber war.

Etwas weniger Andrang zeigte sich an den gerade eröffneten Schauäckern bei den Grabhügeln. Dort erklärte Friedrich Loy, wie er zusammen mit vielen Projektpartnern in klassischer Dreifelderwirtschaft die verschiedensten Ackerwildkräuter in den Kulturen fördert.

Ein wichtiger Punkt beim Tag des offenen Hofes ist natürlich die kulinarische Seite. Die Familie Weglehner bot eigens zum Tag des Hofes besondere Speisen mit Sojaöl an. Darüber hinaus sorgten die Feuerwehr mit Grill und Getränken und die Landfrauen mit einem reichhaltigen Kuchenbuffet dafür, dass sich viele Gäste noch lange im Ort aufhielten.

Thomas Schmidt