Hilpoltstein
Die Kunst kehrt in die Residenz zurück

Jahresausstellung der Frauengruppe GEDOK Franken ab Montag zu sehen

26.09.2020 | Stand 23.09.2023, 14:23 Uhr
  −Foto: Tschapka

Hilpoltstein - Nach der langen Corona-bedingten Zwangspause kehrt jetzt die Kultur in die Hilpoltsteiner Residenz zurück. Ab diesem Montag fordert die Künstlergruppe GEDOK Franken in ihrer Jahresausstellung die Besucher auf, die Welt aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten. Der Titel lautet "Ich mach mir die Welt, wie sie mir gefällt? 2 x 3 macht 5". Die ursprünglich geplante Vernissage am Freitag im Residenzgarten wurde witterungsbedingt kurzfristig abgesagt.

"Unser Ausstellungstitel erinnert nicht nur zufällig an die bekannte Kinderbuchfigur Pippi Langstrumpf", erklärte die Vorsitzende von GEDOK Franken, Silvia Lobenhofer-Albrecht, beim Pressegespräch, das die Vernissage ersetzte. "Es geht um andere Sichtweisen und Perspektiven, um die Konstruktion einer eigenen Welt". Zu sehen gibt es 102 Werke aus den Bereichen Installation, Skulptur und Malerei von 53 insgesamt Künstlerinnen.

Dass es ausschließlich Künstlerinnen sind, hat einen einfachen Hintergrund. Handelt es sich doch bei GEDOK um einen Zusammenschluss ausschließlich weiblicher Kunstschaffenden. "Auch in der Kunst ist es heutzutage leider immer noch so, dass die Frauen häufig in der zweiten Reihe stehen", erklärte Lobenhofer-Albrecht.

Um die Gleichstellung der Frauen in den Künsten zu fördern, wurde der Verein GEDOK, der sich als Verband der Künstlerinnen und Kunstförderer versteht und heute das älteste und europaweit größte Netzwerk von Künstlerinnen ist, im Jahr 1926 von Ida Dehmel in Hamburg gegründet - damals noch unter dem Namen "Gemeinschaft Deutscher und Österreichischer Künstlerinnenvereine aller Kunstgattungen".

Dehmel selbst bezeichnete die GEDOK als eine "bewusst unpolitische, ganz und gar auf Hilfsbereitschaft und Liebe zur Kunst aufgebaute Gemeinschaft". Insbesondere förderte sie Künstlerinnen, indem sie für deren Unterstützung ein Netzwerk engagierter Mäzeninnen ins Leben rief. Rasch folgten GEDOK-Gründungen in Hannover, Köln, Heidelberg und Karlsruhe. GEDOK Franken gibt es seit 1987. "Männer dürfen sich bei GEDOK aber gerne als Kunstförderer engagieren", sagte Lobenhofer-Albrecht.

In der überaus abwechslungsreichen Ausstellung, die noch bis zum 6. November in der Residenz zu sehen ist, werden scheinbar offensichtliche Dinge hinterfragt und die Erscheinungsformen der Realität in Frage gestellt. Was ist eigentlich wahr? Wird der Betrachter getäuscht? Kann ein Verdrehen oder ein Dehnen der Realität als Bereicherung unserer Wahrnehmung betrachtet werden? Und wo sind Grenzen gesetzt?

"Wir sind sehr froh, dass wir nach so langer Zeit endlich wieder eine Ausstellung präsentieren können", sagte Mareike Ibinger vom Amt für Kultur und Tourismus der Stadt Hilpoltstein. "Es wurde wirklich Zeit, dass das Leben auf die Wände zurückkehrt". Außerdem sei es jetzt das erste Mal, dass bei einer Ausstellung in der Residenz die neue Beleuchtungseinrichtung zum Tragen kommt. "Dank dieser ausgeklügelten Technik erstrahlen die Werke in völlig neuem Licht und wirken auf einmal ganz anders". Anders als bei der ersten Jahresausstellung von GEDOK Franken in der Residenz vor sieben Jahren sind nun aber auch die Corona-bedingten Umstände: So gelten nicht nur die bekannten Hygiene- und Abstandsregeln, außerdem müssen die Ausstellungsbesucher ihre Kontaktdaten im Kulturamt der Stadt angeben.

Neben den üblichen Öffnungszeiten der Residenz ist die Ausstellung auch am Sonntag, 11. Oktober, zu sehen. An diesem Wochenende öffnen darüber hinaus auch sechs Ateliers von ausstellenden Künstlerinnen aus der Umgebung ihre Türen. "Mit unserer Ausstellung wollen wir natürlich auch auf die vielen Künstlerinnen in der Region hinweisen", sagte Irene Kress-Schmidt aus Nürnberg, die mit mehreren Gemälden und Installationen bei "2 x 3 macht 5" vertreten ist.

In den Ateliers wollen die GEDOK-Künstlerinnen interessante Einblicke in ihre Techniken und Methoden gewähren. Die Besucher können an den Entstehungsorten der Werke einen umfassenden Eindruck über die Arbeit der Künstlerinnen gewinnen. Dabei handelt es sich um Uschi Heubeck (Kammerstein), Gerda Katharina Spatz (Schwabach), Kerstin Knappe (Schwabach), Justine Netter (Heideck), Vanessa Cognard (Heideck) sowie Annelies Schindler (Spalt).

HK

Tobias Tschapka