Euerwang
Die Kleinste ist die Größte

Mit 14 Monaten absolviert Anna Lina Funk den großen Festzug in Euerwang - Scheiben zum Jubiläum

02.07.2018 | Stand 23.09.2023, 3:37 Uhr
Beim Einmarsch in die Festhalle zeigen die Fahnenträger durch wildes Schwingen, dass sie mit dem schweren Gepäck vor dem Bauch gut umgehen können ? hier die Feuerwehr aus Kraftsbuch. −Foto: Foto: Luff

Euerwang (HK) Mit einem großen Festzug am Sonntagnachmittag ist der dreifache Geburtstag von Böllerschützen, katholischer Landjugend und Schützenverein in Euerwang allmählich zu Ende gegangen. Die große Sause war perfekt geplant - mit einer Ausnahme.

Die große Preisfrage am Sonntag, an dem vor allem der Schützenverein im Mittelpunkt stand, lautete: Wenn alle Vereine aus dem Dorf und der näheren Umgebung beim Festzug mitmarschieren - wer steht dann als Zuschauer am Straßenrand? In der Tat waren die Applaudierenden deutlich in der Minderzahl. "Und der Rest ist beim Dreschen", witzelte ein Zuschauer.

Während also die Welt zu Gast im Landkreis Roth war - der Challenge war zu diesem Zeitpunkt noch voll im Gange, nicht einmal der spätere Sieger Sebastian Kienle war im Ziel -, traf sich der Landkreissüden lieber abseits des sportlichen Trubels, hier waren eher Krachlederne und Dirndl Trumpf. In Sachen Lautstärke stand man in Euerwang den Stimmungsnestern nicht nach, statt "Atemlos" und "Highway to hell" gab es Blasmusik von gleich drei Kapellen. Dass die Euerwanger Blaskapelle und die Stadtkapelle aufspielten, war nicht unbedingt verwunderlich; dass aber selbst die Obermässinger den Weg hierher gefunden hatten, obwohl ihr Dorf wegen der gesperrten Straßen doch praktisch abgeschnitten war, konnte durchaus verwundern.

25 Gruppen aus der näheren und weiteren Umgebung waren beim Festzug am Start, wie die Euerwanger Schützenmeisterin Ursula Schiegl sagte. Die Vereine aus dem Dorf und viele aus der Großgemeinde Greding sowieso, doch waren auch Abordnungen etwa aus Kinding (Feuerschützen) und aus Seuversholz (Böllerschützen) aus dem Landkreis Eichstätt gekommen. Ebenso wie der Rother Landrat Herbert Eckstein, der sich ob der Hitze und des wolkenlosen Himmels vor dem Zug quer durch das Dorf erst einmal mit einer Flasche Wasser eindeckte, bevor er sich zu Bürgermeister, Stadtrat und Schwarzachkönigin Stefanie Bösl einreihte. Die Vorhut des Zuges bildete die Blaskapelle Euerwang, hinten wurde er ebenfalls durch Einheimische begrenzt, hier marschierten die Vogel- und Naturfreunde.

Die Schützen, die jetzt ihr 90-jähriges Bestehen feierten, blickten schon einmal zehn Jahre voraus - und integrierten die "Festdamen 2028" in ihre Gruppe: Mädchen, die zum Hundertjährigen einen großen Auftritt haben könnten.

Mittendrin kämpfte sich der heimliche Star des Tages tapfer den Weg entlang: Anna Lina Funk. Sie marschierte eigentlich mit dem Obst- und Gartenbauverein Euerwang und Umgebung, dessen Mitglieder mit allerlei historischem Gartengerät ein wenig in die Vergangenheit eintauchten. Allerdings musste Anna Lina trotz höchster Konzentration immer wieder ein wenig abreißen lassen zu ihrer Gruppe, die kurzen Beinchen konnten das Tempo nicht ganz mitgehen. Schließlich ist das Mädchen, das an der Seite seiner Mutter lief, erst 14 Monate alt. "Mei, is die ordli", kam es vielfach entzückt aus den Reihen der Zuschauer. "Wir sind gleich da", beruhigte ihre Mutter, als die Kraft endgültig zu schwinden begann.

Und tatsächlich schwenkte der Zug nach seiner langen Runde durchs Dorf zur Festhalle ein. Während sich die Gruppen vor dem Eingang postierten, kam die große Stunde der Fahnenträger, die jetzt ihre Fahnen wild herumschwenkten und diese nur mit großer Kraft halten konnten. Anerkennender Applaus war der gerechte Lohn.

Anerkennung zollten auch Bürgermeister Manfred Preischl und Landrat Eckstein in ihren Grußworten den Protagonisten der Vereine, die an diesem Festwochenende in hervorragender Weise zusammengearbeitet hätten. Für den Zusammenhalt eines Dorfes und damit die Lebensqualität auf dem Land seien lebendige Vereine unverzichtbar. "Macht mit bei den Vereinen!", appellierte Eckstein an die Anwesenden.

Mitgemacht hatten viele schon beim Jubiläumsschießen der Euerwanger Schützen, das diese im Vorfeld veranstaltet hatten. Hier gab es zwei Scheiben zu gewinnen, die Franz Schraufstetter aus Euerwang gemalt hatte. Die Jubiläumsscheibe holte sich Karin Beck vom SV Höbing mit einem 35,6-Teiler, damit setzte sie sich vor Michael Netter (SV Euerwang) und Monika Nass (Höhenschützen Biburg) durch. Die Festscheibe gewann Daniela Thomas von der Feurschützengesellschaft Greding mit einem 28,6-Teiler - vor Carolin Beck vom SV Morsbach und wiederum Karin Beck. Weil er bei diesem Wettbewerb mit mehr als 30 die meisten Teilnehmer gestellt hatte, wurde der Patenverein, die Schützengesellschaft Altdorf, in der Festhalle geehrt. Hier folgten auf den Plätzen der SV Pfahldorf und der SV Höbing.

Volker Luff