Roth
Die Infektionskette durchbrechen

Fritz Krauß und Manfred Wienziers kämpfen an der Kreisklinik Roth gegen die Weiterverbreitung von Keimen

28.08.2019 | Stand 23.09.2023, 8:21 Uhr
"Gründliche Händedesinfektionkann einen Großteil der Infektionen vermeiden", erklären die Hygienefachkräfte der Kreisklinik Roth, Fritz Krauß (links) und Manfred Wienzers. −Foto: Hofmann

Roth (HK) Rot, gelb, grün, orange und blau - diese Farben mahnen in der Kreisklinik Roth zur Vorsicht.

Das Personal und auch die Angehörigen müssen hier zusätzliche Hygienemaßnahmen beachten und zum Teil auch bestimmte Schutzkleidung tragen.

Hat ein Patient Meningokokken oder Tuberkulose, wird sein Zimmer zur roten Zone, denn die Keime sind über die Luft leicht übertragbar. Gelb bedeutet, die Keime sind nur durch Kontakt übertragbar, ein Beispiel hierfür sind Rotaviren. Ein grünes Schild an der Tür weist daraufhin, dass hier ein Patient mit Durchfall im Zusammenhang mit einer Antibiotikatherapie liegt. Keime, deren Übertragungswahrscheinlichkeit geringer ist, sind mit der Farbe orange gekennzeichnet. Blau bedeutet, in diesem Zimmer liegt ein Patient, der besonders infektionsgefährdet ist, weil er etwa gerade eine Chemotherapie bekommt oder nur wenige weiße Blutkörperchen hat.

Fritz Krauß und Manfred Wienziers, die Hygienefachkräfte der Kreisklinik Roth, sind dafür verantwortlich, dass sich Keime nicht von einem zum anderen Patienten weiterverbreiten. Anhand der Empfehlungen der Krinko, also der Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention, erstellen sie Hygienepläne und kontrollierend die Einhaltung der Vorschriften. Regelmäßig schulen sie das Klinikpersonal und zum Teil auch Patienten und Angehörige in Sachen Hygiene.

"Gründliche Händedesinfektion kann einen Großteil der Infektionen vermeiden", sagt Krauß. So könne man die Infektionskette durchbrechen, ergänzt sein Kollege Wienziers. Deshalb stehen auf den Gängen und in den Patientenzimmern der Rother Klinik rund 600 Spender mit Desinfektionsmittel. 3500 Liter des hochprozentigen Alkohols sind im vergangenen Jahr verbraucht worden. "Desinfizieren ist effektiver und hautschonender als Händewaschen", erklärt Wienziers. "Seife und Wasser dringen in die Poren ein und greifen die Haut an. " Desinfektionsmittel hingegen enthalte Rückfetter, der Feuchtigkeit an die Haut zurückgibt.

Etwa 10000 Patienten werden jährlich in der Kreisklinik Roth behandelt. Um die Verbreitung von Multiresistenten Erregern - Bakterien, die gegen eine Reihe von Antibiotika immun sind - zu verhindern, werden jedes Jahr rund 3000 Abstriche bei "Risikopatienten" genommen. Zu dieser Gruppe zählen Menschen mit Kathetern, chronischen Wunden und häufigen Krankenhausaufenthalten. Auch Personen, die für längere Zeit im Ausland waren, seien gefährdet, sagt Wienziers. "Je südlicher oder östlicher ein Land, desto freier sind Antibiotika zugänglich", sagt der Hygienefachmann. In Italien oder Russland beispielsweise würden Antibiotika in Kaufhäusern und Drogerien vertrieben, erzählt er aus eigener Erfahrung.

Zur Arbeit von Fritz Krauß und Manfred Wienziers gehören auch sogenannte Abklatschproben von gereinigten Betten und geputzten Flächen, deren Oberfläche so auf Keime überprüft wird. Routinemäßig kontrollieren die beiden Hygienefachkräfte auch das Wasser. Im März diesen Jahres sind in den Wasserproben coliforme Keime in einer geringen Konzentration entdeckt worden. Daraufhin seien die Leitungen mehrmals gespült worden, erklärt Wienziers. Aber die Keime waren danach immer noch da. Deshalb sei nun an jedem Wasserhahn und an jedem Duschkopf in der Klinik ein Sterilwasserfilter angebracht worden. Insgesamt rund 600 Filter, ein enormer Arbeitsaufwand, der noch dazu "Unsummen" koste, sagt Manfred Wienziers.

Die Ursache für die Verunreinigung des Wassers ist nach wie vor unklar. Krauß und Wienziers hoffen, dass das Problem mit der Desinfektion der Leitungen behoben werden kann. Die Klinik habe bereits eine Fachfirma damit beauftragt, ein Gerät zu besorgen, dass an die Wasserleitung angeschlossen wird und die Rohre desinfiziert. Das soll in den nächsten Wochen geschehen. Wienziers betont jedoch, die Anzahl der Keime im Wasser sei so gering, dass laut Gesundheitsamt keine Gefahr für die Gesundheit bestehe.

Die Rother Klinik ist bereits 35 Jahre alt und hat laut Wienziers einen deutlichen Sanierungsbedarf, besonders was die Leitungen, den Brandschutz, den Operationsbereich und die Intensivstation betrifft. Der erste Bauabschnitt beginnt im Herbst diesen Jahres. Auch die beiden Hygienefachkräfte sind eng in die Bauplanung eingebunden. Ihre Aufgabe ist es, die Sanierung so zu gestalten, dass die Patienten möglichst wenig beeinträchtigt werden.

Bianca Hofmann