Hilpoltstein
Die Akzente sind gesetzt

Nach 30 Jahren im Kreistag zieht sich der Hilpoltsteiner SPD-Politiker Peter Hufe endgültig aus der Kommunalpolitik zurück

03.05.2020 | Stand 23.09.2023, 11:52 Uhr
  −Foto: Felkel/privat

Hilpoltstein - Als Bürgeranwalt habe er sich immer gesehen, sagt Peter Hufe (SPD).

 

Von daher sei die Verbindung Landtagsabgeordneter und Kreisrat schon sehr gut gewesen. "Da konnte ich den einen oder anderen Akzent setzen. " Akzente setzen waren ihm auch immer lieber als das große Kino. Lieber leise Worte, die bleiben, als Geplärr, das schnell verhalt. Nun verlässt Peter Hufe die kommunalpolitische Bühne des Landkreises Roth - nach 30 Jahren als Mitglied des Kreistags.

Diese "Akzente", wie er sagt, sind für ihn die B2-Umgehung, das Gymnasium in Wendelstein oder auch das Engagement des BR beim Triathlon nach dem Ironman-Aus. "Die B2 war doch schon raus aus dem Plan", sagt Hufe. In Gesprächen mit dem damaligen Innenminister Günther Beckstein und seinem Staatssekretär Georg Schmidt (beide CSU) sei es gelungen, das Projekt wieder in den Bedarfsplan zu bringen. Auch beim Gymnasium habe er mitgeholfen, dass dieses nicht aus der Priorität fiel. Und schließlich war da auch noch die Übertragung des Adventssingen aus der Hilpoltsteiner Stadtpfarrkirche. "Das war das erste Mal, dass dieses nicht aus einer altbayerischen Kirche kam. "

Dass der gebürtige Rheinländer einmal über Jahrzehnte Politik in Bayern machen wird, kann man durchaus beachtlich nennen. Denn die Politikerkarriere ist Hufe ebenso wenig wie seine akademische Laufbahn (sein Magisterstudium hat er erfolgreich abgeschlossen, aktuell studiert er in Bayreuth Medien und Theater und im Nebenfach Betriebswirtschaftslehre) in die Wiege gelegt worden. Das hat er alles erst später nachgeholt. Denn zunächst absolviert er die Hauptschule und macht eine Lehre als Färber sowie chemischer Reiniger - Abschluss mit der Note 2,2. Dank seiner Leistung darf der 18-Jährige nach der Lehre bereits eine Filiale mit acht Angestellten übernehmen, die er eineinhalb Jahre führt. Es hätte so weitergehen können, doch Hufe verändert sich, wie er das später noch öfters tun wird.

 

Mit abgeschlossener Berufsausbildung kann man damals noch Pilot werden. Er bewirbt sich mit 200 anderen und setzt sich durch. "Ich musste viele Bildungsdefizite aufholen", sagt er. Aber das macht ihm nichts aus, er lernt, besucht Kurse und Lehrgänge, absolviert Prüfungen und schafft auch die Fachhochschulreife.

Aber Hufe ist in seiner Bundeswehrzeit nicht nur Pilot geworden, sondern auch Politiker. Dabei sei er völlig unpolitisch zur Bundeswehr gekommen, sagt er. Erst dort und mit der Auseinandersetzung mit dem Nachrüstungsbeschluss habe sein Engagement begonnen. "Ich wollte einfach immer mehr wissen. " Das betrifft auch die Politik. Dass einmal die SPD seine Plattform sein wird, ist da aber noch nicht klar.

Die Initialzündung folgt, als er 1976 als Unteroffizier einmal bei Helmut Schmidt ist. Bis es dann wirklich so weit ist und er für die SPD in den Ring steigt, dauert es noch acht Jahre. "Erst 1984, als ich nach Hilpoltstein gekommen bin, bin ich auch in die SPD eingetreten. " Er findet zudem in dem kleinen, damals eher ländlichen Hilpoltstein einen höchst aktiven Ortsverein vor. Dessen Herzstück ist der Kreuzwirtskeller - ein Tummelplatz für Künstler, Denker und eine Kaderschmiede für die SPD im Landkreis Roth. Dort wirken der spätere Hilpoltsteiner Bürgermeister Bernd Beringer und die spätere Kreisvorsitzende Christine Rodarius - beides langjährige Mitstreiter auch im Kreistag.

 

Mit dem Eintritt in die Partei kommt auch das Engagement. Schon 1986 ist Hufe stellvertretender Kreisvorsitzender, 1988 Kreisvorsitzender, 1990 sitzt er bereits im Rother Kreistag und im Hilpoltsteiner Stadtrat. Damals ist er mit 36 gerade dem Jusoalter entwachsen und es stellt sich die Frage, wohin er sich denn orientieren soll. "Das war für mich die Kreisebene. " Dass er in wenigen Jahren schon Landespolitiker sein würde, kann er damals noch nicht ahnen. Denn mit Herbert Eckstein sitzt ein fast Gleichaltriger für die Landkreis-SPD im Landtag. Doch die Gemengelage verschiebt sich grundlegend, als 1993 überraschend Landrat Helmut Hutzelmann stirbt und Eckstein sein Nachfolger wird. "Das ist doch was für einen jungen Zugereisten, dass so schnell der Bayerische Landtag die Perspektive sein kann", sagt Hufe. An seinem 40. Geburtstag wird er dann 1994 ins Maximilianeum gewählt, wo er 14 Jahre lang als Abgeordneter wirkt. Seither hat es kein Mitglied der Rother SPD im Übrigen mehr in den Landtag geschafft.

Diese Zeit in den 90ern mit dem jungen Herbert Eckstein und dem vor Tatendrang explodierenden Bernd Beringer als Hilpoltsteiner Bürgermeister sei schon die beste gewesen, sagt Hufe. "Da war immer was los. " Die Möglichkeiten der Gestaltung seien größer gewesen. Die Auseinandersetzungen - anfangs noch mit Eckstein in der Opposition - haben auch noch im Kreistag stattgefunden. "Die Dominanz der Verwaltung hat sich seither schon sehr verstärkt", sagt Hufe. Das säßen Juristen mit einem extrem breiten Wissen. "Aber der Landkreis steht ja auch gut da. "

Neben der von ihm bevorzugten leisen Diplomatie hat sich Hufe schon sehr früh der Kulturpolitik verschrieben. Auf dieses Art ist er auch der Landespolitik noch immer treu. Zunächst als Rundfunkrat dann als Mitglied des Verwaltungsrat des Bayerischen Rundfunks, wo er bis heute den Vorsitz für Technik, IT und Multimedia führte. Auch steht er Pate, als 2006 die Sendung "Talk im Max" ins Leben gerufen wird. Als Rundfunkrat hat er bereits viel mit dem Bayerischen Rundfunk zu tun. "Irgendwann haben wir uns gesagt, lass uns Politik doch einmal ganz anders darstellen", erzählt Hufe. Der Bayerische Rundfunk stellt die Technik und auf BR-Alpha den Sendeplatz zur Verfügung. Themen, Gästeauswahl und Präsentation liegen bei der SPD-Landtagsfraktion. Insgesamt 13-mal moderiert Peter Hufe die Sendung, in der es vornehmlich um Kultur, Integration und Verstehen geht.

Jetzt mit dem Kreistag aufzuhören sei der richtige Zeitpunkt gewesen, sagt Hufe. Mit der Arbeit für den Bayerischen Rundfunk und dem Studium habe sich das nicht mehr darstellen lassen. Hilpoltstein verloren geht er aber nicht, denn auch wenn er nun mit seiner Lebensgefährtin in Bernried lebt und in Bayreuth studiert, ist Hilpoltstein immer noch sein Zweitwohnsitz. "Ich habe ja noch meine Enkelkinder in Hilpoltstein. "

HK

Rainer Messingschlager