Hilpoltstein
Deutsches Reichshuhn ist echter Multi-Kulti

Sonderausstellung der Hilpoltsteiner Kleintierzüchter im Stadtstadl - Bedrohte Geflügelrasse

16.09.2019 | Stand 02.12.2020, 13:03 Uhr
Seltene Exemplare des Deutschen Reichshuhns sind am Sonntag im Hilpoltsteiner Stadtstadl zu sehen. −Foto: Hofer

Hilpoltstein (HK) Der "Sonderverein der Züchter der Deutschen Reichshühner und der Deutschen Zwergreichshühner Bezirk Bayern" ist am Sonntag, 22. September, beim Kleintierzüchterverein Hilpoltstein mit seiner Sommertagung und einer Sonderausstellung zu Gast in Hilpoltstein.

Alle Interessierten können im Vereinsheim Stadtstadl von 9 bis 12 Uhr die vom Aussterben bedrohte Geflügelrasse bestaunen.

Schon seit Anfang 1900 ist das Deutsche Reichshuhn bekannt, wegen der Farben des Reiches: Weiß, Schwarz, Rot wurden sie so benannt. Beim Zuchtziel standen Leistung und Schönheit im Vordergrund. Gefragt waren Eier und Fleisch, weshalb die Tiere ein eher ruhiges Wesen haben.

Heutzutage erntet man des Öfteren merkwürdige Blicke, wenn man erzählt, dass man Deutsche Reichshühner züchtet. Es ist schon interessant, wie in wenigen Jahren durch die sogenannten Reichsbürger ein Name in der Bevölkerung so negativ wahrgenommen wird.

Dabei sind die Hühner wesentlich älter. Der Grund für die Namensgebung liegt rund 200 Jahre zurück. Damals haben Geflügelzüchter dem Einheitswillen der deutschen Völker durch die Züchtung einer neuen Hühnerrasse Ausdruck verleihen wollen. Die Farbschläge, die für die damalige Zeit besonders sprechen, sind: schwarz- weiß columbia, rot und schwarz, rot, gold. 1907 wurde das Deutsche Reichshuhn erstmals in Hannover ausgestellt. Heute gibt es weitere Farbvarianten und dennoch gibt es in ganz Deutschland nur noch etwa 1200 Tiere.

Denen, die sich dennoch am Namen stoßen sei versichert, dass das Deutsche Reichshuhn ein echter Multi-Kulti ist. Damit die Rassemerkmale (Körperform, Legeleistung, Fleischmenge, Farbschlag) erreicht werden konnten, kam kein einziges deutsches Huhn mit in die Einkreuzung. Paradoxerweise kamen im wesentlichen Rassen aus dem asiatischen Raum (Sussex, Brahma, Orpington), sowie Rassen des Mittelmeerraumes (Minorka, Italiener) zum Einsatz.

Sehr viele der historischen Geflügelrassen sind vom Aussterben bedroht, weil die Legeleistung zu gering ist. Wenn ein Huhn im Idealfall 280 bis 300 Eier jährlich legt, dann gilt es als wirtschaftlich. Die alten Rassehühner legen heute im Schnitt aber nur 150 bis 190 Eier pro Jahr. Sie machen die gleiche Arbeit und verursachen die gleichen Kosten. Deshalb hat sich in der gewerbsmäßigen Landwirtschaft nur das Hybridhuhn durchgesetzt. Vergleichsstudien über die Qualität von Eiern und Fleisch von Hybrid- oder Haushühnern und Rassehühnern haben allerdings gezeigt, dass hier die Rassehühner klarer Sieger sind.

Fragen zu den Qualitätsunterschieden von Fleisch und Eiern erklären die Züchter am Sonntag, 22. September, von 9 bis 12 Uhr, im Hilpoltsteiner Stadtstadl.