Rednitzhembach
Deutscher Meister unter den Hobbybrauern

Markus Klössinger aus Rednitzhembach holt sich auf Anhieb zwei Titel in den Kategorien Pils und Pale Ale

02.11.2018 | Stand 23.09.2023, 4:50 Uhr

Rednitzhembach (HK) Selbst Bierkenner werden rätseln. Denn die Markte "Klössibräu" taucht in keinem Getränkemarkt auf. Man findet es auch nicht in Gasthäusern oder Bierzelten. Kein Wunder bei einer Jahresproduktion von 200 Litern. Dennoch steht der Name für höchste Qualität. So hat der Rednitzhembacher Markus Klössinger kürzlich bei den Haus- und Hobbybrauertagen in Lüneburg mit zwei seiner Schöpfungen überzeugt.

Sowohl das "Pale Ale" als auch das "Norddeutsche Pils" aus dem Hause Klössinger haben bei der Bier-Prämierung jeweils mit außergewöhnlichem Punkteabstand den ersten Platz belegt. Dieses Ergebnis ist umso beachtlicher, da der 44-jährige zum ersten Mal an dem Wettbewerb teilgenommen hat.

Die "Vereinigung der Haus- und Hobbybrauer in Deutschland" hat etwa 600 Mitglieder. Beim diesjährigen Treffen wurde zum 23. Mal die Deutsche Meisterschaft der Hobbybrauer ausgetragen. Markus Klössinger fühlt heute noch Gänsehaut, wenn er seine Siege Revue passieren lässt. "Da kommt einer aus Franken und zeigt den Nordlichtern, wie es geht", fasst er seinen Triumph zusammen.

Immerhin waren es ja zwei "klassische Nordbiere", mit denen der in Schwabacher Ortsteil Limbach aufgewachsene Chef von "Klössibräu" ganz vorne lag. In jeder Sparte musste er sich gegen gut 20 Mitbewerber aus ganz Deutschland durchsetzen. Erich Maul aus Großschwarzenlohe und Martin Reichert aus Leerstetten gehörten dazu. Reichert belegte beim "Pale Ale" den vierten Platz.

Jedes Jahr prämiert die Vereinigung drei verschiedene Sorten. Jeder Teilnehmer darf zwei Biere einreichen. Klössinger hat also perfekt abgeschnitten. "Der Hopfen ist für den Geschmack entscheidend", sagt er. Sein optimaler Einsatz erfordert viel Übung. "Erfahrung und Bauchgefühl", sind für Klössinger die entscheidenden Faktoren. Seit acht Jahren hat er in seinem Gartenhaus eine Mini-Brauerei mit Sudpfanne samt Gasbefeuerung, Läuter- und Gärbottich sowie Kühlschrank eingerichtet. "Damals habe ich das Rauchen aufgegeben und nach einem Hobby gesucht", erklärt er seinen Einstieg als Kleinbrauer. Vieles aus der Grundausstattung hat der gelernte Schlosser selbst angefertigt. Dennoch dauerte es, bis "Klössibräu" das erste bekömmliche Bier ausschenken konnte. "Ich habe einiges weggeschüttet, denn die ersten Versuche waren furchtbar", erinnert er sich. Aber aus Fehlern könne man lernen, fügt Klössinger hinzu. Das ist ihm offenbar bestens gelungen. Schließlich gebe es für jedes Bier ausschließlich ein "grobes Rezept". Den besonderen Aroma-Schliff und eine überzeugende Brillanz im Geschmack erhält der Gerstensaft durch die Tricks und Kniffe des Brauers. Jeder Schritt im Brauprozess muss wohlüberlegt sein.

Klössingers "Pale Ale", lehnt sich an die US-amerikanischen Craftbiere an. Eine intensive Hopfung bestimmt den Geschmack. "Das ist fürs Pale Ale enorm wichtig", sagt Klössinger, der für sein Meister-Bier eine Hopfensorte aus Australien verwendet hat. "Dabei habe ich auch noch kaltgehopft", erklärt er seine Rezeptur. Für gewöhnlich wird der Hopfen der kochenden Würze hinzugegeben, um die Malzsüße auszugleichen. Durch weitere Hopfung nach dem Abkühlen wird noch mehr Aroma aufgenommen. Das führt im "Pale Ale" von "Klössibräu" zu einer durchaus gewöhnungsbedürftigen Hopfennote. Das Bier riecht extrem fruchtig, ähnlich wie Maracuja, und überzeugt durch seine Frische. Der Alkoholgehalt liegt bei sechs Prozent.

Das "Norddeutsche Pils" hat Markus Klössinger mit Aromahopfen aus Spalt angesetzt. Auf Kalthopfung hat er hier verzichtet. "Ziemlich hell, stark gehopft, schlank und trocken", sei es und gehe geschmacklich in Richtung Jever. Beim Pils ist das Wasser sehr wichtig. "Denn im Norden ist es sehr Kalziumsulfat-haltig", erklärt Klössinger. Das dürfe man im Süden durch Salz ausgleichen. Sonst aber gebe es keine Zusatzstoffe. Denn auch für "Klössibräu" gilt das Reinheitsgebot. Ein fränkischer Hobby-Brauer fertigt hier also unter Beachtung des bayerischen Lebensmittelrechts mit Hopfen aus Spalt und Australien typische Nordbiere der Extraklasse. Und selbst wenn das Label nun schlagartig unter den Hobbybrauer bekannt ist: "Klössibräu" bleibt irgendwie rätselhaft.

Robert Schmitt