Hilpoltstein
Der alte Glockenstuhl muss raus

Holzkonstruktion soll Stahlträger im Turm der Stadtpfarrkirche ersetzen und Schwingungen besser aufnehmen

25.06.2018 | Stand 23.09.2023, 3:33 Uhr
  −Foto: Fotos: Tschapka

Hilpoltstein (HK) Der stählerne Glockenstuhl der Hilpoltsteiner Pfarrkirche wird ausgebaut und in den nächsten Wochen durch eine Holzkonstruktion ersetzt. Rund 70000 Euro kostet allein die Erneuerung des Glockenstuhls. Dazu kommen die Kosten, um die darunterliegenden Deckenbalken auszubessern. Erst im August werden die vier Glocken wieder zu hören sein.

Reinhard Maier vor der Firma Bayreuther Turmuhren steht am Montagvormittag inmitten der verrosteten Stahlkonstruktion und leuchtet zur Decke. Dort werden gleich Holzbalken eingezogen, an denen die Glocken der Pfarrkirche mehrere Meter nach oben gezogen werden, um den alten Glockenstuhl ausbauen und ersetzen zu können. Seine Mitarbeiter sind inzwischen schon dabei, das Läutwerk und die ersten Stahlverstrebungen auszubauen.

"Die Stahlkonstruktion war damals nicht die richtige Wahl", sagt Elmar Greiner, der zuständige Architekt. Die größte Schwierigkeit sei, dass eine solchen Konstruktion die Schwingungen der Glocken nicht annähernd so gut aufnehmen kann, wie eine Holzkonstruktion. "Noch dazu hatten wird das Problem, dass die Glocken, wenn sie in die gleiche Richtung schlugen, eine immense Kraft auf den Turm übertragen haben."

Greiner vermutet, dass die Stahlkonstruktion in den 1930er-Jahren eingebaut wurde, als man auch die Decke des Mittelschiffs mit einem Stahltragwerk verstärkt hat. "Da war das modern, da hat man gedacht, dass es die bessere und stabilere Lösung ist", sagt er. Erst in den vergangenen Jahren sei man von solchen Eisenkonstruktionen wieder abgekommen. "Jetzt weiß man, das sich Holz wesentlich besser eignet und kehrt zu dieser Bauweise zurück." Deshalb wird der neue Glockenstuhl aus Eiche gefertigt.

Doch nicht allein der Glockenstuhl bereitet Greiner Sorgen. So habe man damals, um den Glockenstuhl auf die richtige Höhe zu bringen, auf die Zwischendecke wie mit Bauklötzen Balken um Balken untergelegt. "Die Konstruktion ist aus statischer Sicht nicht gerade das, was man sich wünscht", sagt er. Nicht zuletzt deshalb habe ein Prüfer schon im Jahr 2013 darauf gedrängt, die Konstruktion zu ersetzen.

Mit dem Ausbau dieser untergelegten Hölzer ist es allerdings nicht getan. Greiner hat festgestellt, dass die Balken der Zwischendecke, die die gesamte Konstruktion später wieder tragen müssen, bei weitem nicht so stabil sind, wie sie sein sollten. "Hier müssen wir die Balkenlage noch einmal deutlich verstärken", sagt er.

Einen genauen Termin, wann der neue Glockenstuhl fertig und das neue Läutwerk eingebaut ist, hat er allerdings noch nicht. "Ich hoffe aber, dass wir im Laufe des Augusts so weit sind." Dann gibt es übrigens auch eine Glocke weniger als bisher. "Das ist allerdings eine ganz kleine Glocke, die schon seit Jahrzehnten nicht mehr geläutet wurde, weil die Aufhängung es nicht mehr ausgehalten hätte", sagt Greiner.

Er wird sich übrigens in den nächsten Wochen auch gleich noch mit dem Zwiebelturm auseinandersetzen, der ebenfalls saniert werden muss. Diese sogenannte Welsche Haube besteht aus der großen unteren Zwiebel, einem laternenartigen Hals und der kleineren oberen Zwiebel. "Wir müssen beide abdecken, um die Schäden in den Dachbalken ausbessern zu können", so Greiner. Und diese Arbeiten könnten dann bis in den Oktober dauern. "Das Ausbessern der Fassade und den neuen Anstrich müssen wir deshalb auf das neue Jahr verschieben."

Kai Bader