Hilpoltstein
Der Vergessenheit entrissen

Ehemaliger Hilpoltsteiner Kulturreferent Willi Stengl verfasst Buch über Maler Friedrich Eibner

21.06.2018 | Stand 02.12.2020, 16:12 Uhr
"Eine herausragende Leistung" attestieren Markus Mahl und Christoph Raithel (von links) dem Buchautoren Willi Stengl. −Foto: Unterburger

Hilpoltstein (ub) Er ist der erste Kulturreferent der Stadt Hilpoltstein gewesen.

Und noch heute ist hm das Kulturelle in seiner Heimat Herzensangelegenheit. So hat Willi Stengl ein Buch verfasst über "Friedrich Eibner - Architekturmaler aus Hilpoltstein". Dieses wurde nun im Rahmen eines Festakts in der Residenz vorgestellt. Zahlreiche interessierte Gäste nahmen an der Buchvorstellung teil.

"Eine derartige Buchvorstellung mag ungewöhnlich sein, ist aber gerechtfertigt", sagte Bürgermeister Markus Mahl, der von einer "besonderen" Veranstaltung sprach. Es handele sich um den sechsten Band der Schriftenreihe Museum Schwarzes Ross, "alle sechs Bände sind von ausgezeichneter Qualität". Viele Personen hätten Willi Stengl bei seinen zeitaufwendigen Recherchen unterstützt.

Stengl habe bis Anfang der 1980-er Jahre nichts von Friedrich Eibner gewusst, berichtete Mahl weiter; bis er in einer Kunstausstellung auf den Namen Eibner gestoßen sei. Intensive Recherchen in zahlreichen Museen und Archiven hätten dann das Leben und Werk dieses erfolgreichen Malers erhellt. Bürgermeister Mahl sprach von einer "herausragenden Leistung, die viel Geld gekostet hat". Denn Willi Stengl hat nicht nur das Gesamtwerk Eibners erforscht, sondern auch eine Reihe von Originalbildern angekauft. "Die Bilder , die wir von Friedrich Eibner haben, sind alle auf Willi Stengl zurückzuführen", berichtete Mahl, "auch ich habe zwei Eibner-Bilder in meinem Büro hängen. "

Der Museums- und Heimatverein Hilpoltstein (MuH) hat einen Teil der Druckkosten übernommen. Deshalb wandte sich der MuH-Vorsitzende Christoph Raithel an die Zuhörer: "Heute steht mit Friedrich Eibner eine Hilpoltsteiner Persönlichkeit im Fokus, die im sogenannten Holzgarten vor dem oberen Tor Hilpoltsteins aufwuchs", wusste er zu berichten. Im vergangenen Jahr habe sich Eibners Tod zum 140. Mal gejährt und trotz eines Beitrags im Burgfestheft von 1987 und einer Ausstellung in der Residenz sei der Künstler in Hilpoltstein bislang nur wenigen Leuten bekannt. "Dem Engagement, dem persönlichen Einsatz und dem Durchhaltevermögen von Willi Stengl ist es zu verdanken, dass wir heute eine ausführliche Lebensbeschreibung mit Werkverzeichnis haben", würdigte Raithel.

Schon 2012 sei das Manuskript für das Buch fertiggestellt gewesen. "Vorangegangen waren aufwendige Recherchen und eine Vielzahl von Exkursionen in die unterschiedlichsten Archive und Sammlungen in ganz Deutschland. " Als gelernter Schriftsetzer habe Willi Stengl das Manuskript aufbereitet und im Eigenverlag bereits zwei Exemplare drucken lassen. Diesen zeitlichen und auch finanziell nicht unerheblichen Einsatz habe Stengl über Jahre hinweg selbst getragen, dabei habe er nie seine Detailgenauigkeit vernachlässigt oder sein Ziel aus den Augen verloren.

Raithel führte auch das Zusammentreffen von Stengl und dem Maler aus: Mitte der 1980-er Jahre, bei einem Besuch der Pinakothek der Moderne in München, sei der Kulturreferent an einem Bild der Regensburger Kramgasse hängen - "Friedrich Eibner, Hilpoltstein" war dort zu lesen", berichtete der MuH-Vorsitzende. "Das Interesse war geweckt. "

In früheren Jahren habe die Stadt Hilpoltstein auf Empfehlung Stengls immer wieder Werke Eibners für die eigene Sammlung erworben", erklärte Christoph Raithel, der selbst zeitweise im Kulturamt der Stadt gearbeitet hat und somit quasi ein Nachfolger des ersten Kulturreferenten war. "Zuletzt wurden diese 2012 in einer Ausstellung hier in der Residenz gezeigt. "

Die Stadtarchivarin und Kreisheimatpflegerin Annett Haberlah-Pohl berichtete über Stengls Forschungarbeit. "Es ist fast skandalös, dass die Hilpoltsteiner ihren Friedrich Eibner ganz vergessen haben", sagte sie, "das darf nicht mehr passieren - und deswegen bin ich sehr froh, dass es dieses Buch gibt. " Vergessen wird man Eibner wohl nicht mehr, im Gegenteil: Bürgermeister Mahl kündigte an, dass der Hilpoltsteiner Stadtrat eine Straße oder einen Platz in der Burgstadt nach Friedrich Eibner benennen wolle.

Die Stadtarchivarin ging nicht detailliert auf die kunsthistorische Bedeutung von Eibners Werken ein, sondern auf den Anfang seiner Karriere und auf seine Jugend in Hilpoltstein, also die Anfänge seines künstlerischen Schaffens. Das zeichnerische Talent Eibners habe der Stadtpfarrer und Dekan Joseph Wittmann entdeckt. "Wittmann und sein Nachfolger Christoph Memmel nahmen sich des talentierten Jungen an und schickten ihn in die neu gegründete Hilpoltsteiner Volks-Zeichnungsschule", informierte Haberlah-Pohl. "Bei der bitteren Armut der Eltern hätte sich der arme Bub weder Bleistifte noch Papier oder sonstiges Zeichenmaterial kaufen können. " Die zum Zeichnen benötigte Kohle sei bei den Eibners selbst hergestellt worden.

Eibner sei auch stadtgeschichtlich bedeutend, denn durch ihn sei die erste Hilpoltsteiner Volks- und Zeichnungsschule mehr in den Vordergrund gerückt. Einzigartig sei auch Eibners sozialer Aufstieg im 19. Jahrhundert. "Friedrich Eibner wurde zu einem der bekanntesten und berühmtesten Architekturmaler seiner Zeit", sagte Haberlah-Pohl. Dennoch sei über ihn bisher kein solch umfangreiches Werk erschienen. Stengl habe für das Buch 16 Ausstellungskataloge zitiert, in denen Eibner vertreten ist. Eibner sei bisher völlig unbeachtet in der Literatur der Hilpoltsteiner Zeit gewesen, was zu vielen Lücken und Falschaussagen geführt habe.

Das Schlusswort war dem Autor Willi Stengl vorbehalten. Er dankte allen, die ihm bei seiner Arbeit geholfen haben und stellte die im Saal aufgehängten Bilder Eibners einzeln vor. Und er schloss: "Hoffen wir, dass Friedrich Eibner mit diesem Buch mehr ins Bewusstsein der Hilpoltsteiner getreten ist! "

Das Buch "Friedrich Eibner - Architekturmaler aus Hilpoltstein" hat 215 Seiten und kostet 19 Euro. Es ist erhältlich beim Museums- und Heimatverein Hilpoltstein, im Tourismusbüro der Stadt Hilpoltstein und im Buchhandel. ISBN 978-3-87245-103-3, Band 6 der Schriftenreihe Museum Schwarzes Ross.