Wendelstein
Der Tiefseeforscher der fränkischen Seele

"Spezi" Klaus Schamberger erhält die Karl-Bröger-Medaille und fühlt sich in der Riege der Ausgezeichneten "nicht unwohl"

31.05.2019 | Stand 23.09.2023, 7:13 Uhr
Matthias Hertlein

Wendelstein (HK) "Spezi" Klaus Schamberger ist im Karl Bröger-Zentrum in Nürnberg die diesjährige Karl-Bröger-Medaille, verliehen worden. Der fränkische Schriftsteller, Buchautor, Journalist,Humorist und Ikone der fränkischen Kleinkunst mit messerscharfer und sozialkritischer Beobachtungsgabe, ist nach Fitzgerald Kusz, dem Gostner Hoftheater und Hermann Glaser der Vierte im Bunde, dem die hohe Kultur-Würdigung zuteil wurde.

Wenn schon eine Laudatio, dann von einem absoluten Nürnberg-Kenner, Freund und Polit-Hochkaräter. Nürnbergs Oberbürgermeister Ulrich Maly ("Ich mach das gerne und es kommt aus dem Herzen") erfüllte dem Spezi den besonderen Wunsch hielt im übervollen Festsaal die Würdigung-Rede auf den 75-jährigen.

Achim Bröger (Enkel von Karl Bröger) steuerte sehr persönliche Grußworte bei, Nürnbergs SPD-Chef Thorsten Brehm gratulierte im fränkischen Dialekt und die Peterlesboum Revival-Band lieferte den akustischen Teil im fränkischen Gewand bei. Schamberger servierte natürlich Kostproben aus seinen Lebenswerk-Büchern. Wie immer köstlich bis nachdenklich, das Zwerchfell strapazierend, brillant und authentisch. Die Bröger-Medaille selbst wurde im Übrigen 2018 vom Nürnberger Künstler Alfred Emmerling kreiert.

Für Maly respektive seine Kinder war der Spezi der "lustige Mann mit dem lustigen Schnauzbart", bei einer Urlausfahrt in Vaters Auto fand der OB eine Schamberger-CD, spielte sie ab. "Die Kinder haben sich kringelig gelacht über deine Geschichten", berichtete Maly. Er reihte den Spezi in die Riege der Moralisten eines Gerhard Polt, des Österreichers Josef Hader oder eines Dieter Hildebrandt, die irgendwann mal erkannt hätten, dass man als Moralprediger gar nichts ausrichten könne, außer man verpackt Moral in einen intelligenten Humor, um möglicherweise erfolgreich zu sein. Der Spezi sei ein einzigartiger Kolumnist, ein Tiefseeforscher der fränkischen Seele.

Die SPD-nahe Bröger-Gesellschaft zeichnet Persönlichen und Institutionen, die im sozialen und kulturellen Leben der Stadt Nürnberg Spuren hinterlassen haben. Der Spezi hat das mit Sicherheit.

Und deshalb verpflichtete Maly in seiner Eigenschaft als Präsident des Deutschen Städtetags Schamberger seinerzeit als Botschafter der fränkischen Kultur. 3000 Teilnehmer wurden in der Messehalle mit "der Mentalität der Nürnberger" (Schamberger) versorgt, aufgeklärt über das "Wesen der Franken, des Schäufeles - das Feedback war grandios" (Maly).

Der fränkische Dialekt, die fränkische Geschichte, das Verhältnis zum Fußball und im speziellen zum Club, Schamberger brachte und bringt es immer wieder auf den Punkt. Legendär sein Ausspruch: "Der Glubb is a Debb." Zeitlos ist der Spruch, wie am aktuell neunten Bundesliga-Abstieg des "Ruhm-reichen" festzumachen ist. Mit seinem Gschmarri lieferte der Spezi bei der "Abendzeitung" und im Bayerischen Rundfunk Jahrzehnte lang beste Unterhaltung. Die Bröger-Medaille ist folgerichtig die geeignete Würdigung.

Schamberger: "Über die Auszeichnung habe ich mich mehr als sehr gefreut. Sie hat mich sehr berührt, ich befinde mich in nobler Gesellschaft, ich fühle mich, bei allem Respekt, nicht unwohl." Die Medaille habe inzwischen einen Platz im Arbeitszimmer im Haus in Wendelstein gefunden, "an einer Stelle, an der ich möglichst oft vorbeigehe".

Matthias Hertlein