Roth
Der Soundtrack aus der Jugendzeit

Barclay James Harvest feat. Les Holroyd weckt beim Konzert in der Kulturfabrik Erinnerungen

14.10.2018 | Stand 02.12.2020, 15:28 Uhr
Die Frisur sitzt perfekt, auch wenn die Stimme etwas dünner geworden ist. −Foto: Tschpaka

Roth (tis) Rund zehn Jahre ist es her, dass die britische Kultband Barclay James Harvest schon einmal Gast in der Kulturfabrik war.

Nun kehrte die Formation rund um das Gründungsmitglied Les Holroyd im Rahmen ihrer "Retrospective - 50th Anniversary Tour" auf die Bretter der Kufa-Bühne zurück, und die Frisur des Wuschelkopfs Holroyd sitzt immer noch wie eh und je. Seine eigentlich weiße Haarpracht erstrahlt - je nach Bühnenbeleuchtung - so grell in den unterschiedlichsten Farben, dass man als Besucher fast Angst um sein Augenlicht haben muss. Nur die Stimme ist dann doch etwas dünner geworden, was aber auch kein Wunder ist, schließlich hat der Mann heuer die 70 überschritten.

Aber ansonsten gibt es an dem über zweistündigen Konzert kaum was zu bemängeln, BJH bleiben ihrem charakteristischen orchestralen Sound, der hin und wieder auch mal ein bisschen an Pink Floyd erinnert, treu. Ganz wichtig: den Regler am Mischpult für den Hall immer bis zum Anschlag aufdrehen. Die stimmlichen Defizite von Leadsänger Horoyd, die vor allem bei den hohen Parts deutlich werden, kann der überaus fähige Gitarristen Michael "Mike" Byron-Hehir jedoch auffangen. Seine häufigen Gitarrensoli, übrigens nie ausufernd, sondern immer passend platziert, dürfen getrost hochkarätig genannt werden und veranlassten das Publikum zu Szenenapplaus. Und auch der Rest der Band schafft es mühelos, das Publikum von Anfang an mitzureißen.

Kein Wunder, hat die Band, die seit 1998 in zwei verschiedenen Gruppen auf Tour ist (Barclay James Harvest Feat. Les Holroyd sowie John Lees' Barclay James Harvest, das andere Gründungsmitglied), gerade zu ihrer Anfangszeit jede Menge unsterbliche Songs produziert, die, wenngleich man nicht sofort die Namen parat hat, doch eigentlich jeder zumindest aus dem Radio kennt. Sei es der überaus melancholische "Poor man´s moody blues", das lebensfrohe "Life is for living", und natürlich das unsterbliche "Hymne", das zwar eigentlich nur aus zwei Akkorden besteht, aber es dennoch in die "Hall of Fame" der bekanntesten Songs überhaupt geschafft hat.

Auf diesen Klassiker müssen die knapp 300 Besucher aber bis zum Schluss warten, den heben sich die Musiker bis zum Ende ihres regulären Programms auf - mit der Gewissheit, dass anschließend noch lautstark "Zugabe! " gefordert wird - und natürlich werden sie nicht enttäuscht. Das gilt auch für die Besucher, von denen die meisten dem eher älteren Spektrum der Bevölkerung zuzuordnen sind. Vermutlich gehört die Musik von Barclay James Harvest einfach zum Soundtrack ihrer Jugend.