Hilpoltstein
Der Misthaufen von "Bad Tiefenbach" und Winnies Liebeserklärung

Die Hundsgrübbl begeistern zur Allerweltskirchweih mit ihren Moritaten und Balladen - Viele neue Lieder aus dem neu erschienenen Heft

21.10.2019 | Stand 02.12.2020, 12:48 Uhr
Voll in ihrem Element: Benjamin Hausner und Reiner Hertel beim Moritatensingen im Hilpoltsteiner Poststadel. −Foto: Unterburger

Hilpoltstein (ub) Wenn in Hilpoltstein die Allerweltskirchweih gefeiert wird, dann trumpfen die Hundsgrübbl mit übermütigen Kerwa-Liedern auf.

Reiner Hertel (Klarinette) und Benjamin Hausner (Akkordeon) verstanden es am Sonntag wieder, das Publikum zu begeistern. Die beiden Vollblutmusiker boten deftige Kost mit Wirtshausmusik, Balladen und Moritaten zum Mitsingen. Und die Besucher machten die Gaudi begeistert mit.

Peter Hagenmaier, der das Moritatensingen vor mehr als zehn Jahren ins Leben gerufen hat, freute sich über den regen Besuch - darunter viel Stammpublikum - und stellte das neue Liederheft vor, das von Volkmar Billmaier illustriert worden ist und das zum Preis von zehn Euro im Museum Schwarzes Roß gekauft werden kann. Viele Besucher warteten deshalb auch gespannt auf die neuen Moritaten, Balladen und Wirtshauslieder, die allesamt Lokalkolorit besitzen und wahre Begebenheiten aufs Korn nehmen - was den besondern Reiz dieser Veranstaltung ausmacht.

So war bereits die erste Moritat, die von den Hundsgrübbln zum Besten gegeben wurde, ein Neuzugang. "Die Brombeerpflückerin" hieß das Lied, in dem erzählt wurde, wie ein Mädchen einen Jägersknecht im Wald trifft, der sie verführt - und neun Monate später ist sie Mutter. "Wenn jemand eine böse Schwiegermutter hat, der schicke sie in den Wald, denn da sind die bösen Räuber", lautete Hertels böser Kommentar, gefolgt von einem nicht minder bösen Witz: "Warum kommt die Schwiegermutter nicht in den Himmel? Weil die Drachenschnur nur 200 Meter lang ist. "

Blutrünstig ging es weiter in der Moritat "Sabinchen oder Trau keinem Schumi nicht". Diese Geschichte erzählt von einem Schuster aus "Heckenmausen" (Meckenhausen), der sein Sabinchen umbrachte, doch grausam für seine Freveltat büßen musste.

Etwas für Insider war das Lied "Wie Oskar B. den Ortsnamen verändert hat", in dem es um einen beschwipsten Herrn aus Unterrödel ging, der bis Tiefenbach von einem Hilpoltsteiner Polizisten verfolgt wurde und dann diesen erfolgreich abhängte. Der Polizist landete auf dem Misthaufen und ärgerte sich schwarz über den schlauen Oskar B. Nach diesem "Bad" im Odel heißt Tiefenbach seit diesem Vorfall, der um Weihnachten 1987 herum passierte, auch "Bad Tiefenbach". Rudolf Osthof hat die Geschichte in treffliche Verse gegossen.

Fast schon selbstverständlich h atten die beiden Musiker auch den Schenkelklopfer "Das Glasaug'" im Programm. Der Running Gag dabei: Hartnäckig behaupteten die beiden Musiker, dass der langjährige Hilpoltsteiner Gästeführer Gottfried Gruber ein Glasauge habe, das er eines Tages verschluckte, das aber auf "natürlichem Weg" wieder zum Vorschein kam.

Neu im Repertoire war das "Lob vom braunen Bier". Und noch ein Loblied auf das Bier war die Ballade von der "schäiner brauner Hopferbräih".

Unverwüstlich ist die Moritat vom Braunbär Bruno, der unter dem seinerzeitigen Umweltminister Schnappauf elend sterben musste wie einst der Wildschütz Jennerwein. Und die Moral von der Geschicht': "Als Braunbär nimm dich ja in Acht. Bist du nicht schwarz im Bayernlande, könnt's sein, dass gleich der Stutzen kracht! "

Zum Schreien komisch war die Moritat "Der Gasanstalts-Direktor oder das Loch im Sand". Eigentlich ein hochpolitisches Lied gegen alle Unkritischen, Mitläufer, Beamten, Jasager und Obrigkeitshörigen.

Eine Liebeserklärung über Hilpoltstein gab es, die aus der Feder von Winnie Mierlein stammt. Nach der Melodie "Mir san vom Woid dahoam" hatte sie das Lied "Bei uns in Hilpoltstein" geschrieben, das man schon als Klassiker der Hundsgrübbl bezeichnen kann.

Urig war auch das Lied "Es Bimbala vo Laff". Eine Erinnerung an einen arbeitsscheuen, rauflustigen, betrügerischen und bauernschlauen Zechpreller aus dem Nürnberger Land. Ziemlich Derb war dann das Lied "Abdichtmaßnahmen". Dabei handelt es sich um eine ziemlich derbe Beschreibung von einer Frau mit Blasenschwäche, ist. Es war das einzige Lied, das es wegen seines anzüglichen Textes nicht ins neue Liederbuch geschafft hat, aber trotzdem zum Vortrag kam.

Neu im Programm war das Lied "Thomas von Absberg - Der Handabhacker", zu dem Helmut Hofbeck den Text verfasst hat. Dieser Thomas lebte im 16. Jahrhundert. Er überfiel reiche Händler und raubte sie aus. "Als das Geld geflossen ward, schlug er zum Dank noch ab die rechte Hand", heißt es in diesem bluttriefenden Lied. Thomas von Absberg versteckt sich in Böhmen vor seinen Häschern, doch der Wirt verrät ihn und so wird er zum Tode verurteilt. Ein Stoff, der geradezu nach einer Moritat schreit.

Von Rudolf Osthof stammt der Text zu "Lenz und der missglückte Vogelfang", ebenfalls eine wahre Geschichte. Der Lenz war ein Bäcker aus Meckenhausen. Er stellte eine Habichtfalle auf, doch vor lauter Ungeschick verfing er sich selber in der Falle. Das Gelächter im Dorf muss riesig gewesen sein. Doch der Lenz ließ sich nicht lumpen und auf seine Kosten trank man dann noch manchen vollen Humpen.

Das Leben schreibt eben die seltsamsten Blüten. Reiner Hertel und Benny Hausner machen aus den Abgründen und Kalamitäten des Lebens hörenswerte Moritaten. Damit greifen sie eine Tradition auf, die vor allem in Oberbayern sehr beliebt ist. Dass die Balladen und Wirtshauslieder auch hier in Franken ein immer größeres Forum bekommen, dafür sorgen mit Erfolg die Hundsgrübbl.