Hilpoltstein
Der Landkreis Roth trauert um Verena Reimann

Die renommierte Künstlerin starb am Freitag in Freiburg

03.11.2020 | Stand 23.09.2023, 15:11 Uhr
Riesige Steinblöcke, oft bis zu zwölf Tonnen schwer, wurden unter Verena Reimanns Händen zu imposanten Kunstwerken. −Foto: Unterburger

Georgensgmünd - Die renommierte Steinbildhauerin Verena Reimann ist am Freitag überraschend in Freiburg gestorben. Mit oft überdimensionalen Werken beeindruckte sie und drückte Georgensgmünd, wo sie ihr Atelier in der Oberen Lerch 11 hatte, ihren Stempel auf. Sie zählte zu den profiliertesten Steinbildhauerinnen im Landkreis Roth und hatte sich auch überregional einen guten Namen gemacht.

Riesige Steinblöcke, oft bis zu zwölf Tonnen schwer, wurden unter ihren Händen zu imposanten Kunstwerken. "Beim Stein gibt es nur ein Vorwärts", lautete das Motto der Künstlerin, die aus Wuppertal stammte, einige Jahre im Schlösslein in Georgensgmünd lebte und ihr Kunstlabor in der Edith-Maryon-Kunstschule Freiburg hatte. In ihrem "Werkort" am Rande von Georgensgmünd waren neben Interessierten, Freunden und Künstlerkollegen auch Teilnehmer wie Studenten immer herzlich willkommen.

Studiert hat Verena Reimann in Freiburg. Mit ihrer Künstlerkollegin Sabine Mädl war das Kunstforum beim Künstlerfest der Kulturfabrik Roth ihr erstes festes Forum und der erste Grund im Landkreis tätig zu werden. Vielfältig waren die Themen ihrer Arbeiten. Die Entstehung eines "Raumes der Stille" für die Palliativstation der Kreisklinik Roth oder ein riesiger "Waldfisch" bei Walpersdorf oberhalb des Mühlgründels stammen von ihr.

Eine Vielzahl von großflächigen Kunstwerken verändert und bereichert die Landschaft: "St. Georg, der Drachenbezwinger", der den Kreisverkehr im Süden von Georgensgmünd bewacht, ebenso der "Spannungsbogen" des Skulpturenweges oder beispielsweise die "Kuh mit Bank" im Rother Wiesengrund, um nur einige herausragende Arbeiten zu nennen.

"St. Georg" aus Stahl und Jurakalkstein ist acht Meter lang und sechs Meter hoch und dem Namenspatron der Gemeinde Georgensgmünd gewidmet. Der heilige Georg hat sich kraftvoll auf den Rücken des Drachens geschwungen. Er bezwingt den Drachen und symbolisiert Schutz. Alle Teile der Skulptur sind aus Dreiecken zusammengesetzt. Zum einen verstand dies die Künstlerin als Ausdruck der Dynamik und zum anderen sind sie ein Aufruf zur Aufmerksamkeit.

An Silvester 1999 eröffneten Künstler und Hunderte von Kunstfreunden mit einem gemeinsamen Spaziergang den 2,4 Kilometer langen Skulpturenweg in Georgensgmünd. Verena Reimann hat für diesen Skulpturenweg am Freizeitpark Bruck-Espan das monumentale Kunstwerk "Spannungsbogen" aus Jurakalkstein und Stahl geschaffen: Ein "froher" Kalkstein widersetzt sich dem Zug eines Stahlseils und stemmt sich dem Seil entgegen, so dass eine Spannung entsteht.

Den Planetenweg hinter dem Gmünder Rathaus bereicherte sie durch ihre Skulptur "Kuh Luise in der Wiese". Stolz und ruhig wartet die wiederkäuende Kuh auf Gäste, denen sie einen Platz zum Verweilen anbietet. Dort wo der Planetenweg beginnt, an der Brücke zur Denkmalinsel, steht ihre Steinplastik "Traum im Zeichen des Widders": Ein am Boden liegender Kopf erlauscht den Klang der Erde und des Himmels. Im Innern des Kopfs, der mit Bildern erfüllt ist, leuchtet ein Traum.

Am TSV-Sportplatz steht ihre riesige Skulptur "Stein an den Wassern". Sie versinnbildlicht den Zusammenfluss der Fränkischen und Schwäbischen Rezat zur Rednitz. Am Dorfplatz am Maukbach schuf Verena zwei "Mauker Gänse" aus Stein. Und an der Pleinfelder Straße, in der Nähe des Gmünder Bahnhofs Richtung Gewerbegebiet, steht ihre Skulptur "Zuneigung".

Wer kennt sie nicht, die Skulptur "Steinschwein, Du" am Schlössleinplatz beim Bürgerhaus "Zur Krone"? Auch dieses Kunstwerk, ein beliebtes Fotomotiv von Touristen, stammt von Verena Reimann. Sie schuf auch die Skulptur "Kind mit Taube" auf der Denkmalinsel bei der Ampelanlage: Wie zufällig steht ein kleines Mädchen unter dem Kastanienbaum und fordert die Taube, die sie in den Händen hält, zum freien Flug auf. Von Verena Reimann ist auch das Denkmal für Heinrich Mehler (1859-1926), den Begründer der ehemaligen Lungenheilstätte Georgensgmünd. Die Bronze-Porträtmarke steht auf dem Schulgelände der Dr.-Mehler-Schule.

Die renommierte Künstlerin gewann zahlreiche Wettbewerbe wie im Jahr 2000 den Frauenkunstpreis der Stadt Sulzbach-Rosenberg oder 2012 den Wettbewerb Kunst am Bau für das Gymnasium Wendelstein sowie verschiedene Wettbewerbe in Abenberg, Georgensgmünd, Weißenburg und Amberg. Die Jury des Forums Kultur der Metropolregion Nürnberg hat die Steinbildhauerin Verena Reimann im Jahr 2019 zur Künstlerin des Monats Oktober der Metropolregion Nürnberg gewählt.

Die freischaffende Steinbildhauerin war auch in der Edith-Maryon-Kunstschule (EMK) für Bildhauerei in Freiburg im berufsbegleitenden Studiengang "Feuer-Wasser-Luft-Erde" als Dozentin tätig. Bei Steinhauen-Kursen im Steinbruch Flossenbürg in der Oberpfalz und in ihrem Gmünder Atelier gab sie ihre Erfahrungen und ihr Wissen an Studierende und Interessierte weiter.

ub

Robert Unterburger