Georgensgmünd
Den Landkreis Roth neu erschaffen

Jugendliche geben ihrer Umgebung in einem Computerspiel ein völlig neues Gesicht

09.08.2019 | Stand 23.09.2023, 8:08 Uhr
Alle Augen aufs Handy: Wenn die reale Welt im Spiel zur virtuellen Welt umfunktioniert ist, lässt sich dort wunderbar spielen. −Foto: Tschapka

Georgensgmünd (HK) Ein eigenes Spiel fürs Handy entwickeln - welcher Teenager, der gerne "zockt", würde das nicht mal gerne machen?

Der Kreisjugendring (KJR) Roth lädt im Rahmen seiner Ferienpass-Aktion genau dazu ein. Im Georgensgmünder Jugendtreff "Don" findet nur noch an diesem Samstag ein "Digitales Camp" statt, zu dem sich zwölf Jugendliche im Alter von 13 bis 16 Jahren - elf Jungs und ein Mädchen - angemeldet haben.

Dass dieser fünftägige Workshop, bei dem im Jugendtreff auch übernachtet wird, mehr männlichen als weiblichen Zulauf findet, findet Birgit Lang vom KJR ganz normal. "Jungs zocken einfach lieber als Mädchen", sagt die Jugendpflegerin in Diensten des Landkreises. Sie selbst würde sich auch eher als "analoge Persönlichkeit" bezeichnen, und konnte mit den enthusiastischen Schilderungen der Teilnehmer, welche Computerspiele sie in ihrer Freizeit am liebsten spielen, nur wenig anfangen.

Deswegen wird das "Digitale Camp" auch von Christoph Deeg geleitet, einem professionellen Spieleentwickler, Berater und so genannten Speaker in den Bereichen Digitale Transformation, Gamification/Game Thinking sowie Playful Participation und Digital Risk. In seinem Workshop geht es nicht um das Programmieren, sondern die Jugendlichen sollen die bereits bestehende App "gameON2025" jetzt mit ihren kreativen Einfällen füllen. "gameON2025" läuft im Rahmen der Bewerbung Nürnbergs um den Titel Kulturhauptstadt Europas 2025.

Bei der Kulturhauptstadtbewerbung sind Spiel(e) und vor allem das Spielen ganz große Themen. Mit dem Themenfeld "exploring reality - Welt als Aufgabe" setzt sich die Bewerbung mit Weltaneignung und Weltgestaltung auseinander und verbindet dabei Arbeit, Lernen und Spielen. "Das Spielen, die älteste Kulturform überhaupt, hat in Nürnberg und der Metropolregion eine lange Tradition und soll auch durch das Projekt gameON2025 regional hervorgehoben, gelebt und in die Zukunft getragen werden", erklärt Christoph Deeg.

Roth ist der einzige Landkreis im weiteren Umland, der sich daran beteiligt, ansonsten entwickeln jugendliche Teilnehmer aus den Städten Bamberg, Bayreuth, Erlangen, Fürth, Nürnberg und Schwabach ihr eigenes Spiel, in das sie ihre Lieblingsorte mit einbeziehen. Denn "gameON2025" funktioniert ein bisschen so wie das bekannte Handyspiel "Pokémon Go", bei dem die Umgebung virtuell mit dem Smartphone erforscht und Rätsel vor Ort gelöst werden. Mit "Pokemon Go in cool", würde Christoph Deeg sein Projekt umschreiben, und in der Tat sind alle Teilnehmer Feuer und Flamme bei dessen Entwicklung.

Dieses so genannte "local based game" funktioniert, wie der Name schon verrät, ortsbasiert, das heißt, die eigene Umgebung wird zur Spielkulisse. Mittels einer App können Aufgaben und Rätsel zu selbst gewählten Orten wie dem Bahnhof oder anderen markanten Orten in Georgensgmünd entwickelt werden. Diese werden von den Jugendlichen besucht und sie entwickeln eine Story für ihr Spiel, die die zukünftigen Spieler dann mittels Handy vor Ort erleben können. Welche Spielcharaktere dabei welche Herausforderungen bewältigen müssen, entscheiden die Beteiligten selbst, denn sie sind die Game-Designer.

Die Kinder und Jugendlichen lernen dabei, dass sie aus "jeder beliebigen Umgebung mittels virtueller Realität einen ganz anderen Ort machen können", sagt Spieleentwickler Deeg. "Die Welt ist also nicht immer so, wie sie scheint, sondern man kann sie auch nach seinen eigenen Vorstellungen gestalten", beschreibt er sein Prinzip "Playfull Participation".

Die Teilnehmer stellen dabei fest, dass jeder Ort eine komplett andere Bedeutung oder auch Funktion bekommen kann und dass sie ihren Lebensraum so als riesigen Optionsraum begreifen, in dem ganz neue Ideen entwickelt werden können.

Am Ende der Workshops hat jede Gruppe ein digitales, ortsbasiertes Spiel gebaut, das kostenlos heruntergeladen und an dem jeweiligen Ort gespielt werden kann. Und selbst wenn Nürnberg es nicht schaffen sollte, Kulturhauptstadt Europa 2025 zu werden, das Spiel des Digitalen Camps im Landkreis Roth und das von allen anderen beteiligten Städten bleibt online und wird allen, die sich App herunterladen, einmal einen ganz anderen Blick auf die bekannten Ecken und Plätze seiner Region gestatten.

Weitere Informationen zum Spiel gibt es im Internet unter www. gameon2025.de.

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Tobias Tschapka